Taehyung PoV
Hobi, so wie er sich gerne nannte, war nach meiner Einschätzung die Glückseligkeit in Person. Ich fragte mich ernsthaft, ob der Typ nicht irgendwann vom Lächeln Muskelschmerzen bekam. Das musste doch mühsam sein.
Obwohl ich zugegebenermassen auch nicht gerade ein Vergleich war.Ich, der nie lachende Typ.
"Wann bist du hergezogen?", fragte mich Hobi, auf koreanisch, da er offensichtlich von da kam und ich war scheinbar der auffälligste Koreaner überhaupt, da er Englisch von Anfang an wegliess.
Meine Bedenken bezüglich der Sprache waren also vollkommen unnötig.
Scheinbar gab es hier ganz viele Typen aus dem Osten, denn Hoseok steuerte einen Jungen an, der sich gerade unter einem Baum befand und sich lebhaft mit Jemand unterhielt. Auf koreanisch, versteht sich.
"Hallo Leute!"
Hobi hob grüssend die Hand und lächelte noch breiter als zuvor, während die Beiden vor uns das Lächeln einigermassen erwiderten.
"Ich habe Besuch mitgebracht", meinte er nun und schob mich ein wenig nach vorne, da ich mich bis jetzt noch hinter seinem Rücken versteckte hatte. Total kindisch, aber ich habe mich noch nie wohl gefühlt, wenn ich auf neue Leute treffe.
Schon gar nicht, wenn sie wie die übelsten Draufgänger aussahen, was irgendwie keinen Sinn ergab, in Kombination mit dem Schulhof, auf dem wie uns gerade befanden.
"H-Hi, ich bin Taehyung", stellte ich mich vor und setzte ein gequältes Lächeln auf, während ich mein Kopf hob.
Der erste der Beiden war wirklich erstaunlich gross, hatte dunkelblonde Haare und besass (das wohl auffälligste an ihm) Grübchen. Eine Eigenschaft, die irgendwie einen Kontrast zu seiner zerrissenen, dunklen Kleidung und dem Piercing in den Lippen bildete.
Als hätte man einen Engel in die Klamotten des Teufels gesteckt.
"Namjoon, freut mich", meinte er und streckte mir die Hand entgegen. Ein wenig verlegen nickte ich.
"Und das ist-", wollte er gerade fortfahren, doch als er sich umdrehte war die Person von vorhin schon verschwunden. "Jemand, der wohl nichts mehr mit uns zu tun haben will", beendete Namjoon seinen Satz und fuhr sich kurz seufzend durch die Haare.
"Er mag mich einfach nicht, oder?", fragte Hobi niedergeschlagen, worauf der Blonde nur den Kopf schüttelte.
"Eigentlich mag er niemand. Es ist ein Wunder, dass er ab und zu mit mir redet."
"Was läuft den falsch bei dem Typen?", mischte ich mich nun ein, auch wenn ich ein Risiko einging. Konnte ja sein, dass ich in ein Fettnäpfchen trete und das wollte ich an meinem ersten Schultag eigentlich verhindern, besonders jetzt, als ich scheinbar Freunde gefunden hatte.
"Er ist ein wenig kurios. Ein totaler Streber und trotzdem haben viele Angst vor ihm, weshalb er auch immer alleine ist", klärte mich Namjoon auf.
Mittlerweile lehnte er an dem Baum und schaute mich seelenruhig an, fast so, als hätte ich schon ewig dazugehört.
"Was wollte er denn überhaupt von dir?", fragte nun Hobi, der sich gerade auf den Boden niederliess.
"Sein Vater hat vor irgendeinen neuen Deal mit meinem Vater auszuhandeln und scheinbar wurde er als Botschafter verschickt, um mir diese Nachricht zu überbringen. Ich soll den Vorschlag mal weiterleiten."
Namjoon erzählte das so, dass ich schon fast annahm, es wäre Alltag für ihn, irgendwelche geschäftlichen Dinge für seinen Vater zu klären.
"Manchmal frage ich mich wirklich, was mit ihm los ist. Er sitzt oft so alleine und ich würde ihm gerne helfen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mich nur abweisen würde. Wie gesagt, er mag mich einfach nicht", beschwerte sich Hobi und stützte verzweifelt seinen Kopf in die Hände.
Ich wusste nicht so ganz, wie ich mich verhalten sollte, da ich den Typen ja nicht kannte, aber trotzdem wollte ich mich am Gespräch beteiligen und das nicht nur, weil ich mir dann nicht die Mühe machen musste, Englisch zu sprechen, sondern viel mehr, weil die Beiden wirklich sympathisch wirkten. Obwohl Namjoons Aussehen zuerst ein wenig abschreckend war.
"Tja", kam mir der Blonde jedoch zuvor. "Park Chanyeol ist und bleibt eben ein Rätsel."
~~
Wie sich herausstellte, war ich mit Hobi in der selben Klasse und so konnte er mir ein wenig das Schulhaus zeigen, bevor wir gemeinsam zum Schulzimmer gingen.
Wie erwartet, sah das Schulhaus von Innen genauso rein und weiss und unglaublich protzig aus, wie von Aussen auch.
Überall hingen Gemälde an den polierten Wänden, die regelrecht nach Museum riefen. Darunter waren irgendwelche Schildchen befestigt worden, die wahrscheinlich noch nie ein Mensch durchgelesen hatte. Die Spinde waren grau und auf Hochglanz poliert, während die blutroten Bänke in den Gängen wahrscheinlich irgendeinen Kontrast bilden sollten, der mich jedoch eher an einen alten Vampirfilm erinnerte, anstatt an Innenarchitektur. Selbst auf den Fenstergläsern schien kein einziges Staubkorn zu haften.
Wer auch immer hier putzte, ich konnte nur hoffen das diese Person genug Kohle für diese Arbeit bekam.
Vielleicht waren es auch kleine Elfen, die diese Arbeit erledigten. Irgendwie konnte ich mir das bei dieser Schule echt gut vorstellen.
"Bist du bereit?", fragte mich Hobi, als wir anhielten und demnach wahrscheinlich vor der Tür zu unserem Klassenzimmer standen.
Ich nickte, obwohl sich einen kleinen Kloss in meinem Hals bildete. Solche Vorstellungsrunden in einer Klasse sind wirklich schrecklich.
Wieso konnte man sich nicht einfach, wie jeder andere Schüler auch, hinsetzen und mitschreiben?
Die Anderen würden dann schon mitbekommen, wie ich hiess und was ich Zuhause so machte.Aber nein, man musste natürlich ganz alleine vor einer Schülerschar stehen, die man noch nie zuvor gesehen hatte, in einer Sprache reden, die nicht seine Muttersprache war und sich dann womöglich auch noch blamieren.
Trotzdem musste ich nun da durch. Jammern half schliesslich nicht weiter.
Hoseok machte also die Tür auf, stolzierte breit grinsend hinein und setzte sich sogleich auf seinen Platz, während ich noch unschlüssig im Türrahmen stehe und meine Schultasche umklammere, als sei sie mein letzter Halt.
"Ah, du bist bestimmt der neue Schüler!", sprach mich die Lehrerin, auf Englisch natürlich, an und lächelte mir aufmunternd zu. "Hat dir Hoseok die Schule gezeigt?"
Ich nickte einfach nur und wandte mein Blick auf den Boden, um nicht in die neugierigen Gesichter meiner Mitschüler schauen zu müssen.
"Stell dich doch kurz vor", sagte die zierliche Frau vor der Wandtafel und ich verdrehte innerlich die Augen.
Dieser Satz war wirklich grässlich.
Nun traute ich mich doch ein paar Schritte nach vorne, hob meinen Kopf endlich an und festigte meinen Blick.
"Ich bin Kim Taehyung, 19 Jahre alt und erst gerade von Seoul hier her gezogen."
~~
Naa?? Wer von euch hat gedacht es sei Jin? XD
Ich muss euch leider enttäuschen, der kommt erst später ;)
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porcellan | vkook
FanfictionKim Taehyung lebt mit seinen Eltern in Belgravia, eines der wohlhabendsten Viertel Londons. Er führt ein ruhiges Leben, bis zu der Nacht, in der er draussen sitzt und einen Jungen trifft, der ihn mehr als fasziniert. Obwohl das gegen jegliche Vorsch...