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Jungkook PoV

Es war bereits vom ersten Moment an um mich geschehen. Der erste Augenblick, die ersten Sekunden -so sagt man doch- entscheiden über das Bild eines Menschen, das man sich automatisch macht. Und mein Bild war gefüllt von Glück und Liebe, gleich von Anfang an.

Da strahlten mir diese grossen, braunen Augen entgegen, die noch vor Unschuld, Sanfheit und Reinheit funkelten und zogen mich sofort in ihren Bann. Plötzlich war alles andere unwichtig. Vom einen Moment auf den anderen zählte nur noch dieses Geschenk des Universums, das gerade in meinen Armen lag.

Ich fühlte mich veranwortlich für ihn. Ich versprach ihm sofort, ohne zu überdenken, ohne es auszusprechen, dass ich ihn ein Leben lang beschützen würde. Dass ich für ihn da sein würde, dass ich ihm alles geben würde, was ich hatte. Weil er plötzlich meine Welt auszumachen schien.

Der Junge war keine Woche alt, seine Mutter hatte ihn direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Ich wusste den Grund nicht, die Frau blieb anonym, aber es scherte mich auch nicht. Lediglich wie man so ein Kind weggeben konnte, verstand ich nicht, doch sie hatte bestimmt ihre Gründe gehabt. Nun sah mir dieses unglaublich junge Gesicht entgegen, noch ganz unberührt von der Grausamkeit der Welt und bloss durch seine halb geöffneten Augen.

Ein bisschen zerquetscht sah der kleine Schatz noch aus, doch seine Lippen verzogen sich ab und an zu einem kleinen Schmunzeln, dass mir beinahe einen Herzinfarkt bescherte. Ich wusste sofort; dieses Lächeln sollte bleiben. Und ich würde dafür sorgen.

Der Junge lag in ein Tuch gehüllt, mit Strampler und Mütze in meinen Armen und schaute so gut es eben ging neugierig im Raum herum. Seine kleinen Hände griffen nach meinen Fingern und lächelnd hielt ich ihm meinen Zeigefinger hin, den er mit der winzigen Hand umschloss.

Ganz sanft, als wäre der Kleine unheimlich zerbrechlich, streichelte ich über seine weiche Handfläche, beugte mich vor und hauchte einen Kuss darauf. Vom ersten Moment an an dem Mrs. Smith ihn mir in die Arme gelegt hatte, war ich vollkommen verzaubert von ihm. Seine dunklen Augen, die jedoch heller funkelten als jeder Stern und durch ihre mandelförmige Form auf eine asiatische Abstammung hinwiesen, seine süsse Stupsnase, die helle Haut und natürlich das vorsichtige Lächeln, das er auf den schmalen Lippen trug.

„Hallo du", hatte ich gemurmelt, vollkommen gefangen von dem Anblick. Meine Finger streichelten weiter über seinen Handrücken, ich merkte, wie sich meine Emotionen wieder anbahnten.

„Hallo, mein Kleiner. Das muss wirklich eine anstrengende Zeit für dich gewesen sein. So lange gemütlich im warmen Bauch und plötzlich draussen in der Welt", meinte ich und stellte lächelnd fest, dass der Junge mir aufmerksam entgegen sah.

„Aber jetzt bist du hier bei uns. Und wir werden dir alles in Ruhe zeigen, für dich da sein und dir helfen, deinen Weg durch diese chaotische Welt zu finden."

Tae, der die ganze Zeit neben mir gestanden war und genauso gefesselt auf das Geschöpf in meinen Armen geblickt hatte, trat nun näher. Eine Hand platzierte er auf meiner Hüfte, während er mit der Anderen ganz sanft über den Kopf des Kindes streichelte.

Der Kleine begann wieder zu lächeln, bis ihm einen kleinen Schrei entwich. Oder zumindest etwas in die Richtung, dass sich jedenfalls eher nach freudigem Jauchzen anhörte.

Nun konnten sich meine Emotionen nicht mehr zurückhhalten, ich merkte, wie meine Augen sofort wässriger wurden und mein Herz ganz laut zu pochen begann.

Es gab kein schöneres Geräusch, als das Lachen dieses Jungen. Unseres Kindes.

„Ich wusste, dass er perfekt zu Ihnen passt", warf Mrs. Smith ein. Sie lächelte uns zu, wie ich ihm Augenwinkel vernahm. Doch meine Aufmerksamkeit galt immer noch diesem Schatz.

porcellan | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt