~20~

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Jungkook PoV

"Jungkook, es tut mir Leid."

Ich seufzte und richtete mich wieder vom Boden auf, wo ich kurz zuvor noch die Flecken entfernt hatte.

"Geh schlafen", antwortete ich nur und griff Yoongi unter die Arme, um ihm hoch zu helfen.

Der zierliche Körper war nicht gerade schwer, schon fast abgemagert und doch kostete es mich Kraft ihn ins Zimmer zu schaffen. Yoongi stöhnte kurz schmerzhaft auf, als er beinahe den Kopf stiess, doch ich zog ihn einfach weiter hinter mir her.

Der Flur war genauso schäbig und düster, wie der Rest in meinem Leben, doch im Moment hatte ich wirklich keine Zeit, mich selbst zu bemitleiden.

Ich bringe Yoongi einfach ins Bett und das wars. Dann sehe ich darüber hinweg, wie immer, und am nächsten Tag läuft das Leben gleich weiter, wie alle Male zuvor.

"Jungkook, warte", hustete Yoongi beinahe, als ich ihn kurzerhand aufs Bett schmiss und mir verzweifelt die Haare aus dem Gesicht strich.

"Was?!", fauchte ich ihn an, einiges bedrohlicher, als beabsichtigt.

Der Junge zuckte jedoch nicht zusammen, er schien viel eher noch mehr in sich zusammen zu fallen, als wäre ihm einmal mehr bewusst geworden, was für eine Scheisse er hier abzog.

"Ich", begann er, doch wurde von einem Müdikeitsanfall übermannt und sank einfach in die Kissen. Einige Momente später war auch schon das vertraute Schnarchen zu hören und ich verliess kopfschüttelnd das Zimmer.

Lange würde er sowieso nicht schlafen.
Spätestens in einer Stunde werden Albträume ihn plagen, so war es immer. Und dann will er, dass ich mich zu ihm setze, bis er irgendwann wieder einpennt.

Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was passiert wäre, wenn ich nicht nach Hause gekommen wäre.

Irgendwelche sinnlose Halluzinationen hätten ihn eingeholt. Er wäre auf dem Boden zusammengebrochen, hätte sich vor Schmerzen gekrümmt, die nicht existierten oder hätte sich gegen irgendwelche Insekten gewehrt, die genauso imaginär waren.

Ich werde wohl nie verstehen, wie man sich selbst sowas antun kann. Natürlich, es ist eine Sucht, aber wieso begreift man nicht, wie sehr es einem selbst schadet?

Ja, ich habe von den guten Trips gehört, aber bei Yoongi überwiegen klar die schlechten.

Wieso also? Was brachte es dir, Yoongi?

Im Wohnzimmer angekommen liess ich mich einfach auf den Boden sinken, vergrub das Gesicht in meinen Händen und schluchzte auf.

Alles schien mich irgendwie zu übermannen. Alles wollte mich am Boden sehen.

Das Universum probierte mich immer wieder in die Knie zu zwingen, mir düstere Gedanken aufzubrummen, so dass ich mir manchmal tatsächlich überlegte, ob es nicht besser wäre alles zu beenden.

Dem Schmerz zu entkommen.

Dieses riese Loch in meinem Herzen zu einem richtigen Loch zu machen.

Doch dann denke ich daran, dass es doch genau das ist, was sie alle wollen. Und ich wollte mich ihnen nicht biegen. Ich wollte weitermachen, den schon längst begrabenen Träumen folgen, bis ich irgendwann vielleicht endlich glücklich sein konnte.

Und besonders jetzt, gab es noch mehr Gründe, auf dieser Welt zu bleiben.

Ich hob den Kopf, liess ihn in den Nacken fallen, spürte wie die vielen Tränen meine Wange hinunterliefen.

Du schaffst das. Du schaffst das.

Kleine Schluchzer verliessen meine Lippen, Schüttelfrost plagte mich plötzlich und ich schlang meine Arme einfach um meine angezogenen Knie, damit ich zumindest ein bisschen mehr Halt gewann.

porcellan | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt