Taehyung PoV
Kurz zeichnete sich Verwunderung in seinem Gesicht ab, bis er es jedoch realisierte und sofort begann zu lächeln.
"Tae, was tust du denn hier?", fragte er, seine Augen strahlten, wie so oft.
"Das könnte ich dich genauso fragen. Müsstest du nicht in der Schule sein?", stellte ich die Gegenfrage und musterte ihn, während sein Gesicht langsam röter wurde und er ein wenig verlegen den Blick abwandte.
"Ich arbeite hier", nuschelte er und fuhr sich betrübt durch die braunen Haare.
"Was? Wie meinst du das?", hakte ich nach, obwohl sich en kleiner Verdacht in meinen Gedanken bildete, den ich keineswegs gut hiess.
"Ich verdiene hier Geld, damit ich mir zumindest ab und zu was leisten kann", gab er nun zu und seufzte auf, als er den Blick anhob und mir durchdringlich in die Augen schaute.
Ich zuckte kaum merklich zusammen. Wie konnte solch ein junger Mensch schon arbeiten müssen, damit er über die Runden kam? Was war mit seinen Eltern?
"Aber so kannst du ja nicht in die Schule gehen", meldete sich plötzlich Hobi zu Wort.
Ich hatte schon fast vergessen, dass die Anderen überhaupt noch hier waren, so fokussiert war ich auf Jungkook. Jin und Namjoon verfolgten das Gespräch mit grossen Augen.
"Ich mache ein paar Kurse online", murmelte der Jüngere und begann nervös auf dem Block herum zu kritzeln, den er immer noch in seinen Händen hielt.
Ich konnte nichts anderes tun, als ihn einfach fassungslos anzustarren. War ich wirklich so blöd gewesen? So blind? Wie konnte ich nur all die Jahre über meine Probleme jammern und diese Menschen, die wirklich Probleme hatten, einfach so im Stich lassen? Es gab schliesslich Menschen, die sich kaum eine Wohnung leisten konnten, nicht wussten, ob sie am Abend noch etwas zu essen haben und sich den ganzen Tag abarbeiten, um sich zumindest mal einen neuen Pulli oder sowas leisten zu können.
Jungkook war einer dieser Menschen. Und ich habe ihn nur mit meinen Problemen zugemüllt, die für ihn wahrscheinlich Luxusprobleme waren, ohne mich gross um ihn zu kümmern.
Plötzlich brach eine Welle Schuldgefühlen über mich herein, meine Hände begannen einfach so zu zittern und ich verspürte das drängende Verlangen, dem Jungen vor mir zu helfen, egal wie.
"Ich... Ich weiss nicht was ich sagen soll", brachte ich heraus und schaute den Jüngeren immer noch geschockt an. Er schluckte sichtbar.
"Es tut mir so unendlich Leid", murmelte ich, worauf Jungkook nur den Kopf schüttelte.
"Schon okay, du wusstest das nicht. Eigentlich hatte ich auch nicht vor, dir das zu erzählen, aber naja, du musstest ja ausgerechnet in dieses Café kommen", meinte er und brachte ein kleines Lächeln zu Stande, während seine Wangen stets leicht rötlich gefärbt waren.
"Das war eigentlich Hobi's Schuld", sagte ich dann grinsend und wandte mich zu dem Koreaner um, der mir einen kurzen Blick schenkte.
"Ach ja, das ist übrigens Hoseok", meinte ich dann, als ich bemerkte, dass die Anderen ihn gar nicht kannten und andersrum genauso. "Das ist Namjoon und das daneben ist Jin", fügte ich hinzu und zeigte auf die Beiden, die ihm freundlich zulächelten.
"Leute, das ist Jungkook", fuhr ich dann fort. "Ein Freund von mir, oder so ähnlich."
Der Jüngere lächelte den Anderen kurz zu, doch Hobi's Blick lag auf mir.
"Was soll denn 'oder so ähnlich' bedeuten?"
Das anzügliche Grinsen dabei entging mir natürlich nicht.
Ich ignorierte dies, setzte stattdessen ein Lächeln auf und antwortete gelassen: „Wir kennen uns nicht sonderlich lange."
Jungkook stimmte dem stumm zu, in dem er erneut nickte.
Hobi schien aber nicht ganz überzeugt zu sein, liess es dann jedoch bleiben.
„Also, was darf ich euch denn jetzt bringen?", fragte der Braunhaarige nach einer Weile und setzte dieses freundliche Gesicht auf, dass er wahrscheinlich allen Kunden zeigte.
„Einen Caramel Macciato, bitte", kam es prompt von Hobi. Jin und Namjoon bestellten beide einen Cappuccino und ich entschied mich für Kakao. Kaffee mochte ich nicht besonders.
Jungkook schrieb sich die Bestellung auf, ehe er uns allen ein kleines Lächeln schenkte, sein Blick blieb dabei kurz an mir hängen, und er sich wieder abwandte, um hinter die Tresen zu gehen.
Namjoon und Jin führten sogleich ihr Gespräch weiter, so dass Hoseok natürlich die Gelegenheit nutzte und mich mit hochgezogenen Augenbrauen beäugte.
„Was ist?", fragte ich ihn, doch er zuckte nur grinsend mit den Schultern.
„Nichts, mir ist nur was klar geworden."
Mein Verstand sagte mir, dass ich einfach nicht weiter nachhaken sollte, also lehnte ich mich ein wenig zurück und liess mein Blick durch das leere Café schweifen.
Natürlich blieb mein Blick an Jungkook hängen, der mit einstudierten Bewegungen die Kaffeemaschine bediente.
Tatsächlich wirkte es so, als würde er nie etwas Anderes in seinem Leben machen. Jeder Handgriff schien er schon hundertmal hinter sich zu haben, so dass er ohne Zögern nebenbei auch noch ein Buch hätte lesen können. Dabei wirkten seine Augen jedoch auf die Arbeit fokussiert und huschten nur ab und zu zum Schaufenster.
Die braunen Haare fielen ihm in die Stirn, wie immer, und automatisch strich er sie aus den Augen, nur damit sie Sekunden später wieder an der selben Stelle lagen.
Ich musste bei dem Anblick schmunzeln.
Nach einiger Zeit brachte er uns unsere Bestellungen und verschwand sofort wieder. Der Rotschimmer lag dabei vertraut auf seinen Wangen.
Wieso war der Junge denn immer so verlegen?
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porcellan | vkook
FanfictionKim Taehyung lebt mit seinen Eltern in Belgravia, eines der wohlhabendsten Viertel Londons. Er führt ein ruhiges Leben, bis zu der Nacht, in der er draussen sitzt und einen Jungen trifft, der ihn mehr als fasziniert. Obwohl das gegen jegliche Vorsch...