Jungkook PoV
Ich war unglaublich nervös, was eventuell daran lag, dass ich mit Familienmitglieder von Tae nicht gerade die besten Erfahrungen gemacht hatte. Aber ich musste ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen, vielleicht waren seine Grosseltern ja besser.
Die Tage in Busan sind wie im Flug vergangen, ich hatte meinem Freund alle die geheimen Orte gezeigt, an denen ich als Kind war. Die Erinnerungen, die dabei hochkamen, probierte ich so gut es ging zu verdrängen. Das war meine Vergangenheit, Taehyung war meine Gegenwart und meine Zukunft.
„Können wir gehen, Hase?", fragte mich Taehyung, als er wieder ins Schlafzimmer unserer kleinen Ferienwohnung kam, die wir hier gemietet hatten.
Ich stand zweifelnd vor dem Spiegel und richtete meine Haare nochmals, wobei ich beinahe meine Unterlippe zerkaute. Die schwarze Jeans verlieh zumindest einen einigermassen normalen Eindruck, dazu ein weisses Shirt.
„Geht das so oder sollte ich lieber das Hemd anziehen?", fragte ich ihn als Gegenfrage und zupfte nochmals an dem hellen Stoff.
Er lächelte nur und trat neben mich, um mir ein Kuss auf die Schläfe zu drücken.
„Das geht so. Wir gehen doch nur meine Verwandten besuchen", meinte er dazu.
„Ja eben... Ich sollte ja einigermassen akzeptabel aussehen, oder?"
Ich sah ihn durch den Spiegel an, sein Grinsen wurde nur breiter.
„Das tust du sowieso und jetzt hopp, wir dürfen den Zug nicht verpassen."
Taehyung gab mir im Vorbeigehen einen Klaps auf den Hintern, was meine Wangen sogleich wieder rötlich aussehen liess. Wieso gewöhnte ich mich eigentlich nie an das?
Schnell schnappte ich mir mein Handy und die Brieftasche vom Tisch und wollte schon Tae hinterher gehen, als mein Blick auf die Kameratasche fiel. Brauchte ich sie vielleicht? Nein, nein, es wird ja kaum viel zu fotografieren geben und für das Andere hatten wir eh keine Zeit.
Wieso dachte mein Hirn eigentlich plötzlich immer so schmutzig? Wann und wieso ist das passiert?
Tief im Innern wusste ich, dass das genau dann passiert ist, als Taehyung mich das erste Mal so fühlen liess. Wenn man einmal in den Genuss kam, war es schwierig wieder aufzuhören...
„Kookie?"
„Komme schon", ich liess die Kameratasche stehen, knipste das Licht aus und folgte meinem Freund zum Aufzug, der uns nach unten brachte.
In Daegu war unsere Unterkunft sehr schlicht, die Zimmer sauber aber einfach gehalten und ohne grosse Deko. Wir verbrachten hier noch die letzten Wochen, ehe es zurück nach London ging. Der November kam näher und somit meine Nervosität auch. Jeden Tag schaute ich gefühlt hundert Mal auf mein Email, um zu sehen, ob da was Neues steht.
Bis jetzt wurde ich immer enttäuscht.
Tae lief geradewegs wieder aus dem Haus hinaus und als ich ein wenig schweratmend hinter ihm zu stehen kam, hatte er bereits ein Taxi gerufen, dass uns vermutlich an den Bahnhof bringen wird.
Der Fahrer war ein grimmiger, faltiger Kauz, dessen Miene sich kein einziges Mal veränderte. Tae redete höflich mit ihm, erklärte, wo wir hin mussten, während er nur immer wieder nickte und den Motor startete.
Nicht jeder war heute also so gut drauf, wie mein Freund. Aber gut, ich verstand ihn ja. Er würde seine einzige wirkliche Familie wiedersehen, die er hatte. Erst vor wenigen Tagen hatte er mir erzählt, wie viel ihm seine Grosseltern früher bedeutet hatten. Sie wären wie zweite Eltern gewesen.
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porcellan | vkook
FanfictionKim Taehyung lebt mit seinen Eltern in Belgravia, eines der wohlhabendsten Viertel Londons. Er führt ein ruhiges Leben, bis zu der Nacht, in der er draussen sitzt und einen Jungen trifft, der ihn mehr als fasziniert. Obwohl das gegen jegliche Vorsch...