Taehyung PoV
Der Besuch auf dem Friedhof hatte Kookie gut getan, trotz den vielen Tränen. Die ruhige Stimmung um das Grab herum liess ihn offener werden, er erzählte lebhaft von den vielen Dingen, die wir gesehen hatten.
Wie letztes Mal sassen wir eine Weile vor dem Grab, ich lauschte den Geschichten meines Freundes und warf nur ab und an etwas dazwischen. Obwohl er nur mit einem Stein redete, fühlte es sich an, als würde seine Mutter uns gegenüber stehen.
Seine Augen glänzten immer zu ein bisschen, doch so wirklich weinen musste er erst gegen Ende und das machte mich doch stolz. Ich bin froh, dass Jungkook so viel Gutes erleben konnte, das den Schmerz übertönte und das ihm diese Last vom Herzen nahm.
Er sollte kein schlechtes Gewissen haben müssen, er sollte sich keine Vorwürfe machen. Und solange seine Gedanken bei den ganzen Reisen waren, kam kein düsterer Stimmungskiller hindurch.
Das Wetter hatte wieder umgeschlagen, es wurde bereits kälter. Jungkook hatte seinen Schal wieder ausgepackt und durfte nun auch seine Timberlands wieder anziehen. Sein Körper war nah an meinen gerückt, während wir durch die Gassen von Busan liefen auf dem Weg zurück ins Hotel.
Ein paar Blätter schmückten bereits die Wege, diejenigen die sich noch an den Bäumen hielten wurden immer bräuner. Ich mochte diese Jahreszeit, wenn der Nebel die Wiesen schmückte und der Tau morgens auf den Gräsern glitzerte.
Vielleicht war es kitschig, aber mir gefiel es trotzdem.
Jungkook schüttelte neben mir den Kopf, um die Strähnen aus der Stirn zu bekommen und hielt dann plötzlich an. Ich sah ihn verwirrt an, doch der Blick des Jüngeren war nur direkt auf jemand vor uns gerichtet. Ich folgte seinen Augen, erkannte einen Mann mittleren Alters, der gerade die Strasse vor uns entlang lief.
Er sah uns nicht, aber Kookie durchbohrte ihn mit seinem Blick regelrecht.
„Hase?", fragte ich also nach, obwohl sich eine ungute Vermutung in mir breit machte.
Bitte, lass das einfach nicht stimmen...
„Jungkook, wer ist das?", fragte ich weiter.
Ich hatte den Jüngeren noch nie so ausdruckslos erlebt. Normalerweise zierte ein kleines Lächeln seine Lippen oder er schmollte oder seine Augen wirkten müde. Aber jetzt konnte ich rein gar nichts aus seinem Gesicht lesen, er war wie eingefroren.
Der Mann verschwand hinter der nächsten Ecke, erlöste meinen Freund so scheinbar aus seiner Starre. Langsam drehte sich sein Kopf zu mir, seine Lippen waren dabei ein Stück geöffnet.
„Das war mein Vater...", sagte er leise werdend und augenblicklich leuteten alle möglichen Alarmglocken in meinem Kopf.
Die Vermutung stimmte also leider doch, der Mann war tatsächlich der Idiot gewesen, der Kookie's Kindheit zerstört hat.
Ich musste mich ernsthaft davon abhalten ihm jetzt nachzustürmen und zur Rede zu stellen. Wie gerne hätte ich ihn für das bestraft, was er Jungkook angetan hatte, doch dann wäre ich kein Bisschen besser als er gewesen. Zudem mich mein Freund gerade benötigte.
Worte waren in dem Moment das falsche Mittel, ich zog ihn lediglich zu mir und drückte vorsichtig seinen Kopf an meine Brust. Kurz verweilte er so, ehe sich der Knoten in seiner Brust vermutlich löste und er leicht gegen mich sackte. Seine Hände krallten sich in meine Jacke, er vergrub das Gesicht in meiner Halsbeuge.
Beruhigend begann ich über seine Haare zu streicheln, umschloss mit dem anderen Arm seinen Oberkörper und probierte ihm so Halt zu vermitteln.
Jungkook hatte das verdammt nochmal nicht verdient... Er hatte es nicht verdient, seine Mutter und seine Schwester auf dem Friedhof besuchen zu müssen. Er hatte es nicht verdient von Zuhause abhauen zu müssen, damit er keine weiteren Wunden davon trug. Und er hatte es bestimmt nicht verdient diesen Mann nochmals sehen zu müssen, der so viel in seiner Vergangenheit kaputt gemacht hat.
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porcellan | vkook
FanfictionKim Taehyung lebt mit seinen Eltern in Belgravia, eines der wohlhabendsten Viertel Londons. Er führt ein ruhiges Leben, bis zu der Nacht, in der er draussen sitzt und einen Jungen trifft, der ihn mehr als fasziniert. Obwohl das gegen jegliche Vorsch...