Jungkook PoV
„Tae?"
Keine Antwort, nur Stille. Ich probierte mich ächzend zu erheben.
„Tae!"
Das Blut lief meinen Daumen hinunter, hinterliess eine dunkelrote Spur auf meinem Unterarm und tropfte auf den frisch geputzten Fliesenboden.
Es brannte, aber das war nicht das Schlimme daran. Ich starrte auf die Bluttropfen, meine Welt begann sich zu drehen, ich lehnte meinen Kopf an den Schrank, schloss die Augen.
„Schatz...", sagte ich wieder, dieses Mal leiser, weil meine Atmung sich bereits beschleunigte. Doch Taehyung schien es nun zu hören, er kam in die Küche gestürmt, doch mehr nahm ich nicht mehr wirklich wahr.
„Oh Gott, Baby!", rief er und schlitterte zu mir rüber, um zuerst meinen Kopf auf seiner Schulter zu betten. Ich schluchzte leise auf und drückte mich an ihn.
Ich hatte mein eigenes Blut nie sehen können. Jedes Mal kippte ich um.
„Was machst du denn, Hase?", fragte er und griff nach meiner Hand, um sie mit Küchenpapier zu umwickeln. Seine Finger legten sich sanft um die Wunde, er liess mich keinen Zentimeter von sich weg.
Ich wollte mich von ihm lösen, als er meinen Kopf nur erneut an sich drückte.
„Noch nicht hinsehen", sagte er. „Das blutet stark."
Toll gemacht, Jungkook. Das hast du jetzt davon, wenn du nur die ultrascharfen Messer kaufst und probierst damit Tomaten unter dem Wasserhahn zu schneiden.
Ich streckte die Hand aus, wie ein nicht funktionierenden Flügel und presste meinen Körper nahe an den meines Freundes. Ich verschwand beinahe in dem grossen Hemd, das er trug.
„Okay", meinte er nach einer weiteren Schicht Küchenpapier um meine Hand herum und half mir langsam aufzustehen. „Lass uns ins Bad gehen. Wir sollten irgendwo Verbandsmaterial haben."
Ich nickte, irgendwie immer noch ab der Spur. Das Sehen meines Blutes erregte nicht nur Schwindel in mir, meine Gedanken begannen sich immer ebenfalls zu drehen und meine Atmung wurde flacher. Man konnte es mit einer Panikattacke vergleichen.
Taehyung stützte mich und mit vielen kleinen Schritten erreichten wir unser Badezimmer, wo er mich zuerst mal auf dem Klodeckel absetzte. Ich probierte nicht auf den rot getränkten Papierwulst zu blicken.
Der Ältere suchte in Rekordzeit alle Dinge zusammen, die wir benötigten und liess sich dann wieder unsanft auf die Knie fallen, um meine Hand erneut in seine zu nehmen.
Ich probierte ihn anzusehen. Achtete auf alle kleines Details, das Zucken seiner Augenbraue, wenn er sich konzentrierte, das Weiten der Pupillen, wenn er eine Stelle fokussierte. Ich betrachtete seine Muttermale, die kleinen Veränderungen seiner Hautfarbe an der Stirn und am Kinn. Ich durchforstete jedes meiner imaginären Bilder von ihm, um auf jedes weiteres Merkmal aufmerksam zu werden.
Nur nicht hinsehen...
„Kookie, wie zur Hölle hast du das hingekriegt?", fragte er nach.
„Ich wollte das Gemüse schneiden...", erklärte ich mit gesenktem Blick, Tae lächelte leicht, ehe seine Miene wieder ernster wurde.
„Ich denke, wir müssen meinem Cousin ein Besuch abstatten. Das muss genäht werden."
Sterne begannen vor meinen Augen zu tanzen.
~~
Die Notaufnahme war keineswegs der schönste Ort der Welt. Der beissende Geruch nach Desinfektionsmittel bereitete mir Kopfschmerzen, dazu kamen die lauten Geräusche der Patienten und das Schreien irgendwelcher Babys.
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porcellan | vkook
FanfictionKim Taehyung lebt mit seinen Eltern in Belgravia, eines der wohlhabendsten Viertel Londons. Er führt ein ruhiges Leben, bis zu der Nacht, in der er draussen sitzt und einen Jungen trifft, der ihn mehr als fasziniert. Obwohl das gegen jegliche Vorsch...