Jungkook PoV
Eine Weile sass ich nur geschockt auf dem Bett und starrte auf die Tür, durch die Tae verschwunden war, als könnte ich ihn so zurück bringen. Ich hatte den Älteren schon mehrere Male sauer erlebt, aber dass er so gegenüber mir war, hat es wirklich selten gegeben. Umso mehr Schuldgefühle hatte ich plötzlich.
Ich hatte meinen Freund tatsächlich soweit gebracht, mich anzuschreien. Das hatte es noch nie gegeben und ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie ich mit dem umgehen sollte. Eine Seite von mir, der kleine Teufel auf meiner Schulter, wollte, dass ich ihn nun genauso ignorierte und warte, bis er sich entschuldigte. Das Engelchen hingegen, war der Meinung, ich sollte ihm nachstürmen.
Und was tat ich? Ich zog nur die Decke krampfhaft näher zu mir, krallte mich ich die Daunen und begann zu schluchzen. Meine Augen lagen auf dem zersplitterten Spiegel auf dem Boden, ich spürte, wie mein Herz begann schwer zu werden. Selbst wenn das nur ein kleiner Streit war, fühlte ich mich unglaublich schuldig und ich wollte nichts lieber, als Tae wieder bei mir zu haben. Er war erst wenige Minuten weg, doch ich wollte am liebsten meine Worte wieder rückgängig machen, damit er jetzt wieder neben mir sass
Im Nachhinein hatten sich meine Worte tatsächlich ziemlich kindisch angehört und ich hätte es auch einfach akzeptieren können, anstatt so zu schmollen. Trotzdem wäre Tae nicht so ausgerastet, wenn seine Nerven nicht vorher schon strapaziert gewesen sind und ich fragte mich, was er mir nicht erzählt hat. Irgendwas musste vorgefallen sein.
Immer noch schluchzend zog ich die Decke schützend höher und vergrub meine Nase darin, um mein Weinen einfach zu ersticken. Wieso konnte ich nicht einmal ein bisschen stärker sein und mich einfach überwinden? Dann wäre ich ihm nämlich nachgelaufen. Dann hätte ich mich bei ihm entschuldigt.
Stattdessen sass ich wie ein Häufchen Elend hier und heulte vor mich hin.
Erst das Klingeln meines Handys riss mich aus meinem Selbstmitleid und hoffnungsvoll schaute ich auf den Bildschirm, auf dem aber nur Jimin's Name zu sehen war. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, mit ihm zu telefonieren. Selbst wenn ich gerade ein bemitleidenswertes Irgendwas war.
"Hallo?", nahm ich also ab und ich hörte praktisch wie Jimin's Grinsen zerbrach. Meine Stimme klang vermutlich auch ziemlich gebrechlich.
"Keks, was ist denn los?", fragte er sofort und augenblicklich begann ich wieder zu schluchzen. Reiss dich doch mal zusammen, Jungkook!
"T-Tae, er...", brachte ich raus, ehe ich wieder aufschluchzte.
"Oh mein Gott, ist etwas passiert? Geht es euch gut?", kam es sofort hysterisch von ihm.
"E-Es ist alles okay, e-es geht uns gut. W-Wir... haben nur gestritten."
Ich strich mit dem Ärmel meines Pullis über meine Augen, um die Tränen fort zu wischen und hörte auf der anderen Seite der Leitung ein erleichtertes Aufatmen.
"Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Okay, aber dass ihr euch streitet, hätte ich auch nie gedacht. Weil ihr doch immer so ein perfektes Paar seid."
"Das hilft mir auch nicht weiter..", murmelte ich betrübt.
"Sorry, erzähl. Was ist passiert?", fragte er dann mitleidig nach und die Geschichte sprudelte nur so aus mir raus, wobei mir auffiel, wie unnötig diese Streiterei eigentlich war. Und auch wie blöd mein Verhalten gewesen war.
"Ach, Keks", meinte er seufzend. "Mach dir nicht zu viele Gedanken. Tae hat manchmal so seine Ausraster, das gibt es einfach. Frag ihn bezüglich seinen Eltern, ich nehme an, es hat was damit zu tun. Aber so plötzlich diese Ausraster auch kommen, so schnell verschwinden sie wieder. Lass ihm Zeit, sobald er wieder zurück kommt wird er sich entschuldigen."
Ich nickte und schluchzte nochmals leise.
"Danke Jimin", meinte ich leise.
"Kein Ding", erwiderte er und ich hörte sein Lächeln nun wieder raus, was mich selbst sogar lächeln liess.
Ich verabschiedete mich von dem Älteren und lehnte mich wieder zurück, während ich das Handy aufs Bett fallen liess. Langsam stand ich auf und zog mir meine Jogginghose an. Mein Blick fiel auf den grauen Pulli, der Tae heute zum Fliegen getragen hat und beinahe automatisch griff ich danach, um ihn ebenfalls anzuziehen.
Der Geruch meines Freundes haftete daran und ich schlurfte zurück zum Bett, um mich unter der Decke zu vergraben. Ich drückte den Stoff an meine Nase und atmete den Duft ein. Es war mir gerade herzlich egal, wie unglaublich blöd das aussehen musste. Ich vermisste meinen Freund und ich wollte ihn wieder bei mir haben.
Also kuschelte ich mich einfach in den Pulli und zog die Deck über meine Nase, während ich meine Beine anzog und wenige Tränen wieder über meine Wangen kullerten. Ich wollte das wirklich nicht sagen, ich wollte ihn nicht so sauer machen. Das hatte er nicht verdient.
Wir haben diese Reise gemeinsam geplant, es war unfair von mir mich jetzt so ignorant zu verhalten. Er ermöglichte mir eine unglaubliche Grossstadt zu besuchen und ich motzte doch tatsächlich über frühes Aufstehen. Das musste sich ja angehört haben, als wäre das alles für mich selbstverständlich. Aber ich war ihm doch so dankbar...
Immer noch weinend krallte ich meine Finger in das schwarze Laken und zog seinen Pulli über meine Nase und so lag ich wie ein Häufchen Elend da, ehe ich irgendwann einschlief.
Erst das leise Quietschen der Tür liess mich wieder wach werden. Es war dunkel im Zimmer, scheinbar habe ich lange geschlafen. Die Tür wurde wieder geschlossen, ich hörte weitere Schritte und die Tür des Bades. Wenige Minuten später spürte ich, wie die Matratze sich senkte und die Decke angehoben wurde.
Einen Arm schlang sich um meine Taille, er rutschte vorsichtig näher zu mir, bis ich die Körperwärme meines Freundes spürte. Automatisch atmete ich zitternd aus und schmiegte mich ebenfalls an Taehyung, als er kurz einen Kuss auf meinen Nacken drückte.
"Es tut mir Leid, Hase", flüsterte er leise und verursachte sofort Gänsehaut.
Ich legte meine Hand auf seine und verschränkte unsere Finger, wobei ich begann über seinen Handrücken zu streicheln.
"Nein, mir tut es Leid, Schatz. Das war kindisch und muss sich für dich angehört haben, als wäre ich dir gar nicht dankbar. Aber das bin ich. Ich bin dir unglaublich dankbar für alles Tae und ich will mich nicht mit dir streiten", erwiderte ich schnell.
Tae zog mich noch ein bisschen näher und meine Augen fielen automatisch zu, als die vertraute Nähe meinen Bauch mit einem Kribbeln erfüllte. Ich hatte meinen Freund nur wenige Stunden nicht gesehen und doch schon unglaublich vermisst.
"Ich hätte dich trotzdem nicht anschreien dürfen. Ich war nur schon genervt von meiner Mutter. Sie hat angerufen und mir eine Standpauke gehalten, wieso ich auch so viel Geld ausgebe. Als hätten wir nicht genug."
Jimin hatte also Recht gehabt. Es hängte tatsächlich mit seinen Eltern zusammen. Ich strich weiter über seine Hand, um ihm mein Verständnis zu vermitteln.
"Alles okay", meinte ich nur und zog seine Hand kurz zu meinen Lippen, um ein Kuss darauf zu hauchen. "Ich liebe dich."
Tae's Lippen berührten meine Haut nochmals ganz sanft, ehe er mich wieder an sich zog und sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub.
"Ich liebe dich auch."
~~
Ich kann das einfach nicht lange...🥺
Die beiden stellen für mich so die kleine perfekte Welt dar, ich mag es nicht, wenn die nicht stimmt...Vielleicht probiere ich mal dann noch ein paar weitere Streitereien aus irgendwann...
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porcellan | vkook
FanfictionKim Taehyung lebt mit seinen Eltern in Belgravia, eines der wohlhabendsten Viertel Londons. Er führt ein ruhiges Leben, bis zu der Nacht, in der er draussen sitzt und einen Jungen trifft, der ihn mehr als fasziniert. Obwohl das gegen jegliche Vorsch...