Wie alles begann

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So war ich dann einen Samstagabend mit Schlafsack drei Dörfer weiter geradelt, um einem gesellschaftlichen Ereignis namens "Joachims 14. Geburtstagsparty teilzunehmen". Die Feier verlief wie meist üblich: Die Gäste trudelten nach und nach ein, die Jungs und Mädels hingen in getrennten Gruppen zusammen und tranken Bier und quatschten. Das erste Highlight war dann die Eröffnung des "Buffets", woraufhin alle dann zunächst einmal mit Essen beschäftigt waren. Danach wurde weiter gequatscht und getrunken, die Musik wurde ein wenig lauter gedreht und einige der Jungs stritten sich darüber, wer denn nun die nächste Platte auswählen und auflegen durfte.

Wie die meisten anderen Jungs aus meiner Klasse konnte ich mit den weiblichen Wesen noch nicht wirklich viel anfangen und so blieben die beiden Gruppen meist unter sich. Nach dem gefühlt achten Bier wurde ich langsam müde und da ich im Partykeller anscheinend auch nicht viel Versäumte entschwand ich Richtung Joachims Zimmer. Dort hatte ich zuvor mit noch drei weiteren Gästen mein Nachtlager mit Schlafsack und einer geliehenen Luftmatratze aufgeschlagen. Aber jetzt hatte ich sein stillvoll nur in schwarz und weiß eingerichtetes Zimmer für mich. Joachim hatte auch eine gut sortierte Musiksammlung und ich die Erlaubnis, seine HiFi-Anlage nutzen zu dürfen. Ich suchte mir ein älteres Album einer meiner Lieblingsband, legte mich auf den Schlafsack und dämmerte spätestens beim vierten Lied langsam ein.

Schlagartig wach wurde ich irgendwann später. Ich hörte zunächst ein flüstern, dann langten plötzlich mehrere Hände in Richtung meiner Arme und Beine. Im Halbschlaf und völlig geschockt war ich gar nicht wirklich in der Lage mich zu wehren, da machten sich schon ein weiteres paar Hände an meiner Jeans zu schaffen. Die Jeans wurde mir bis zu den Knien runtergezogen, die Unterhose auch. Ich rief noch wütend "Hey!", da blendete mich auch schon das Blitzlicht einer Fotokamera. Man hatte mich nackt fotografiert!

Die Hände ließen nun endlich ab von mir, und unter lautem Gekicher entschwand eine größere Horde von Jungs und Mädchen wieder aus dem Raum und ließ mich in der Dunkelheit allein. Was sollte ich nun tun? Weglaufen ging nicht, einfach liegen bleiben ging auch nicht, also brachte ich meine Kleidung in Ordnung und machte mich auf den Weg nach unten. Im Partykeller empfing mich natürlich Gelächter. "Was sollte denn der Mist eben?" schimpfte ich wütend in die Runde. "Nur ein kleiner Spaß!" schallte es zurück. "Wer hat da fotografiert? Wo ist die Kamera?" fragte ich einen der Übeltäter. "Ich war das nicht!" - "Nicht meine Kamera!" "Wie, fotografiert?" - "Nein, ich habe doch keine Kamera hier". Schnell wurde mir klar, dass ich hier nicht weiterkommen würde. Ich machte notgedrungen eine gute Miene zum bösen Spiel, trank noch ein wenig mit und wartete, dass die Party so langsam zu Ende ging – nicht, dass mir dann nochmal so eine böse Überraschung passiert.

Am nächsten Morgen wachten wir alle leicht verkatert auf. Ich verlor über den gestrigen Vorfall kein weiteres Wort mehr, packte meine Sachen aufs Rad, und verabschiedete mich Richtung Elternhaus.

Die nächsten Schultage verliefen ereignislos und inmir keimte langsam die Hoffnung, dass ich nie wieder etwas über den Vorfallhören würde. Wahrscheinlich war das Bild unbrauchbar - verwackelt und nicht zugebrauchen. Doch da hatte ich mich zu früh gefreut. So eine Bilderentwicklungim Labor brauchte ja seine Zeit und Digitalkameras gab es in den achtziger janoch nicht. Und so drehte ich eines Freitags in der großen Pause einsam meineRunde um die Schule als mich an der Tür eine Gruppe meiner weilblichenKlassenkameraden empfing. „Ach, da bist Du ja, Christoph! wir suchen Dich schon überall!" Wassollte das denn nun? Seit wann interessierten die sich für mich?

Christoph und KatjaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt