Die zweite Einladung zur Girls Party

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Und so gingen dann auch die nächsten Wochen ins Land, ohne dass es weitere Vorkommnisse gab. Das sollte sich jedoch an einem Freitag im Spätsommer ändern. Auf dem Weg in die erste Pause fing mich Miriam ab. Ich möge doch gleich mal auf die Wiese hinter der Raucherecke kommen. Als ich mich gegen Ende der Pause dann tatsächlich dorthin traute, empfing mich die bekannte Viererbande freundlich aber offenbar auch mit einem Hintergedanken...

„Was ist denn los?", fragte ich in die Runde. „Also Christoph", antwortete Miriam "meine Eltern sind mal wieder länger unterwegs und ich habe sturmfreie Bude. Darum ist heute Abend wieder mal ‚Sleep Over' bei mir angesagt!" „Und wir möchten Dich wieder dabeihaben!", schloss Tanja an. „Einfach nur so?", entgegnete ich skeptisch. „Ja also...", antwortete nur wieder Tanja und begann in ihrer Jackentasche zu wühlen. Aus dieser beförderte sie nach einigen Sekunden ein mir wohlvertrautes Bild und als Zugabe einen Streifen mit Foto-Negativen. „Du hast heute die Chance, Dir die dies beides zurück zu verdienen. Foto und Negativ können noch heute Morgen Deins werden. Aber Du musst dafür noch eine letzte Herausforderung bestehen!"¶ „Also nicht ‚einfach nur so'?", entgegnete ich leicht konsterniert. „Na komm, so schlimm war es doch gar nicht!", versuchte sie nun mich aufzubauen. „Ein zweites und letztes Mal, nur wir fünf ... und Du weißt, dass Du uns vertrauen kannst – oder hat irgendwer von uns auch nur das kleinste Wörtchen darüber „nach draußen" verloren?". Ich atmete tief ein und schüttelte den Kopf. „Also alles wie letztes Mal?". Anscheinend nicht, denn nun sahen sich die Mädchen an und suchten offenbar nach den richtigen Worten. Wieder war es Tanja, die vorrangehen musste. „Also, eine kleine Steigerung muss schon sein, haben wir uns gedacht."
„Steigerung?" „Steigerung!"

„Ah ha? Und an was habt ihr da gedacht?" fragte ich interessiert. „Also... wir haben uns da etwas besorgt. Nennt sich ‚Relaxanstropfen Forte'... Reg Dich jetzt bitte nicht auf – lass mich ausreden... das ist ein mildes Abführmittel..." „Ihr seid doch verrückt!", rief ich wütend. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, einfach wegzugehen aber ich schaffte es irgendwie nicht vom Fleck. „Ja, ja, ja!" versuchte Tanja mich zu beruhigen, „jetzt hör mir doch mal zu Ende zu!"

„Na klar denkst Du jetzt, dass ich doch heftig. Das verstehen wir ja auch. Darum haben wir uns überlegt: Du brauchst ja gar nicht viel davon nehmen. Und ob Du dann nachher bei uns vorbeikommst oder nicht, dass kannst Du dann ja immer noch ganz frei entscheiden. Du fühlst Dich nicht gut – dann ruf kurz an und bleib zuhause. Du bist mutig – dann ab aufs Rad und ab drei bei Miriam. Und Bild und Negativ sind noch heute Deins!"

Meine Knie drohten langsam nachzugeben. „Ihr seid verrückt!" stammelte ich nur zum zweiten Mal. „Ich mach das nicht!" „Na los Du Angsthase, kann doch nix passieren!" schaltete sich nun auch Miriam ein. „Ich pass auf Dich auf!", grinste auch Sandra, die nun offenbar auch Ihre Verlegenheit überwunden hatte. „Nein, nein...und außerdem schreiben wir Montag Mathe und ich steh bei dem ganzen Gleichungskram auf dem Schlauch. Ich muss üben!"

„Äh, ja..." Tanja schaute skeptisch „und mit wem?" Da hatte sie leider einen wunden Punkt getroffen. Bei allen meinen Kumpels oder zumindest guten Bekannten in der Klasse, die ich fragen konnte, hatte ich mir in den letzten Tagen Absagen abgeholt. ‚dreitägiges Fußballturnier in Hessen', ‚Feuerwehrzeltlager' oder ein schnöder Verwandtenbesuch – bisher stand ich mit leeren Händen da, was wohl auch Tanja nicht lange verborgen blieb.

„Bei uns im Angebot: ‚Katja – das Nachwuchs Mathegenie'! – Komm vorbei und sie macht Dich garantiert fit für Montag. Und wenn die Zeit heute nicht reicht, könnt Ihr morgen früh noch weitermachen. Das machst Du doch Katja, oder?!" Die nickte nur mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. „Also?", setzte Tanja nach. „Ich wird's machen. Wenn Du versuchst, dass allein zuhause auf die Reihe zu kriegen, geht das bestimmt schief. Und das ist die letzte Arbeit vorm Zeugnis..."

Christoph und KatjaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt