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...Das ist immerhin mein Leben

Mit meinen Augen auf dem Boden ging ich voran und stoppte vor dem letzten Baum der mich von den drei Männern trennte. Ich sah nach unten und suchte nach etwas schwerem, sowas wie ein Stein. Zum Glück fand ich einen großen, hob ihn hoch und drehte ihn ein paar Mal in meinen Händen herum, bevor ich ihn ein Stück hoch warf und wieder fing. Als nächstes suchte ich eine Stelle die sehr laut sein könnte wenn man etwas dagegen wirft. Im hohen Gras auf der rechten Seite stand ein alter Baumstamm ein paar Meter weit weg und ein Lächeln formte sich auf meinen Lippen.

Ich fokussierte den Stamm, konzentrierte mich und warf den Stein genau in die Richtung. Der Stein schlug voller Kraft auf dem morschen Holz ein und das knacken war so laut das es sogar ein Echo mit sich zog. Es klang als wäre jemand voll über eine Wurzel gestolpert, um genau zu sein exakt das was ich erreichen wollte. "Leute habt ihr das auch gehört?" bemerkte einer von ihnen "Natürlich, das war ja kaum zu überhören" bestätigte der andere und die Männer entfernten sich von uns und bewegten sich in die Richtung um herauszufinden was dort passiert war.

"Kannst du etwas sehen?" "Nein" "Dann sieh genauer hin" befahl der Leiter und einer von ihnen stürzte durch das hohe Gras zum Stamm "Hier ist nichts Sir!" sagte er und holperte zurück zur Gruppe "Ich hasse diesen Job..okay Schluss für heute, ich bin müde und habe keine Lust mehr hier länger herum zu rennen" entschied der Mann mit der dunkelsten Stimme, die anderen bestätigten seinen Vorschlag und zusammen entfernten sie sich auch aus unserem Sichtfeld.

Vielleicht hab ich das etwas zu dramatisch dargestellt, aber es war lustig. Zu denken ich würde zurück gehen ha! Nur über meine Leiche, aber jetzt will ich Mr. Mins Gesichtsausdruck sehen, ich wette der ist zum Tot lachen. Man kann mich jetzt gerne ein Weichei nennen, aber das ist okay. Ich lasse mir doch meine Freiheit nicht weg nehmen, ich meine Hallo? Lieber renne ich weg für die nächsten Tage, Wochen und Monate als zurück zu gehen. Ich nenne dieses Spiel mal 'Fang mich doch wenn du kannst'.

Ich ging zurück zu ihm und sah ihm mitten ins Gesicht "Lass uns nach Hause gehen oder?" sagte ich und lief an ihm vorbei. Als meine Augen seine trafen kehrte das Glitzern zurück und ich erkannte sogar das er im ersten Moment etwas traurig war, aber er überspielte das mit einem sanften Lächeln welches aussagte wie bescheuert ich doch sein kann, aber das ist vollkommen okay, das kannst du mir glauben.

Der Tag war genug für mich und ich wollte nur noch schlafen. Wir gingen zusammen zurück zur Hütte, zogen uns nur schnell um und legten uns dann gleich schon in dasselbe Bett. Neben ihm zu liegen fühlte sich komisch an und ich konnte irgendwie auch nicht schlafen. Jedes Mal wachte ich wieder auf, egal wie oft ich es versuchte und nach einer Stunde kämpfen mit mir selbst setzte ich mich auf und fuhr mir verzweifelt durch die Haare "Warum kann ich denn nicht schlafen?" fragte ich mich selbst kaum hörbar und meine Gedanken flogen zurück zu meinem eigenen Zimmer und mein weiches Bett. Ich vermisste es schon, aber etwas veränderte sich in mir. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und hatte irgendwie das Bedürfnis zu weinen, über den Traum, meine Familie und der Tatsache das ich hätte sterben können bei dem Anschlag.

Die ganze Zeit setzten mir die Gefühle zu und langsam läuft der Kessel über. Der Druck war zu groß um ihn zu kontrollieren und die Nacht machte das nicht gerade besser. Wenn es draußen dunkel ist bin ich sowieso immer sentimentaler. Paar Tränen rollten meine Wangen herunter und ich begann leise zu schluchzten, aber dieses schwarze etwas neben mir bekam es mit "Jimin?" fragte er verschlafen und mit einer sehr rauen Stimme. "Ja?" fragte ich und wischte mir schnell über die Augen, dann tat ich so als sei nichts passiert "Warum weinst du?" fragte Mr. Min und ich drehte schnell den Kopf weg "Ich hatte was im Auge".

Beste Lüge ever.

"Es ist okay zu weinen, du kannst ruhig ehrlich mit mir sein. Ich hab auch viel geweint als ich neu hier draußen war, aber man gewöhnt sich dran, du wirst schon sehen", seine Worte beruhigten mich und schloss kurz die Augen um paar mal einfach ruhig zu atmen bevor ich zu der Silhouette neben mir sah. Das Mondlicht berührte sanft seine Haut und ich erkannte das er mich ansah. Seine Augen tot wie immer, aber seine Worte so liebevoll und mitfühlend "Wie hast du es durch gestanden?" fragte ich ihn auf der Suche nach einem Ratschlag "Lass die Tränen laufen, egal wie oft, das macht dich seelisch stärker. Außerdem heilt die Zeit alle wunden die das Leben hinterließ. Gewinne etwas Abstand zu dem ganzen und zerbrech dir nicht so oft den Kopf darüber, irgendwann weißt du automatisch wann du dich daran zurück erinnern kannst ohne diese Schmerzen zu empfinden" erklärte er mir und ich stützte mein Kinn auf den Knien ab.

Er hat Recht, ich brauche die Zeit um alles verarbeiten zu können. Irgendwie war ich glücklich darüber das er meine Probleme verstand. "Keine Ahnung ob ich das alleine packe" meinte ich verzweifelt und schüttelte leicht den Kopf "Du bist nicht mehr alleine", ich seufzte und behielt den Blick in der Dunkelheit "Für 2 Wochen, aber was ist wenn ich wieder gesund bin? Dann muss ich für mich selbst kämpfen" versuchte ich ihn daran zu erinnern das unsere Zeit zusammen auch bald wieder eine Ende haben wird, aber seine nächsten Worte ließen meinen Kopf wieder verrückt spielen "Wer sagt denn das ich dich wieder gehen lasse?". Ich versuchte die passenden Worte darauf zu finden "Oh man, könnte ich doch vorher vielleicht auch erstmal kennen lernen?" fragte ich ohne zu denken das er dafür war, aber er bejahte das "Sicher, du kannst mich morgen alles Fragen was du willst und ich werde ehrlich antworten" schlug er vorm auf meinen Lippen erschien ein leichtes Lächeln "Okay" sagte ich mit einem etwas positiver gestimmten Gedanken, dann drehte ich ihm den Rücken zu und sah nach draußen in den Stillen und dunklen Wald.

Von hinten legten sich plötzlich zwei Arme um meinen Bauch und ein Kinn berührte leicht meine Schulter. Sein Atem streifte meine Wange und mit geweiteten Augen begann mein inneres wieder sich auf zu heizen, aber das so schnell das mir wieder schwindelig wurde. Ich schloss die Augen und ließ mich nach hinten fallen gegen seine Brust "Die Idee mit dem Stein hätte von mir sein können, aber du trägst die Konsequenzen dafür mit mir gespielt zu haben" flüsterte er mir ins Ohr und ich dachte ich muss sterben.

Es fühlte sich an als ob mich seine Aura einhüllt und ich allem gehorchen musste was er als nächstes sagte, aber anstatt seine Vorstellungen endlich auszunutzen zog er mich mit nach unten auf die Matratze, seine Arme immer noch an meinem Körper. Seine Brust berührte immer noch meinen Rücken und ich spürte seinen Atem in meinem Nacken was mich immer ruhiger machte und ich meinen Körper nicht bewegen konnte auch wenn dieser sagte ich solle mich wehren, dagegen ankämpfen, denn er brachte mich unter seine Gewalt.

Alle meine schlechten Gefühle lösten sich von meinem Körper und mein Kopf wurde leer. Alles was ich jetzt noch wusste ist das wir kuschelten und ich genoss es, auch wenn seine Worte von eben mir etwas zu bedenken geben 'Du trägst die Konsequenzen für das was heute passiert ist' was er wohl damit meinte? Bei der Art wie er mich gerade berührte konnte ich mir nichts anderes bei ihm mehr vorstellen außer liebevoll zu sein, aber mal sehen was dann oder jetzt noch passiert.

Ich stand kurz davor einzuschlafen wie ein Baby, selbst wenn seine Hand sich runter bewegte zu meinem Oberschenkel, aber ich war zu müde um darauf zu reagieren oder meine Augen zu öffnen. Man kann mich ruhig verrückt dafür nennen einem fremden Menschen so zu vertrauen der auch noch kriminell ist, aber wenn sie dich so gut fühlen lassen kann, dann ist es einem sowas von egal wie die Vergangenheit von demjenigen war oder das man ihn nur fast eine Woche lang kannte.

Einmal geht das schon.

Mit ihm schlief ich ruhig und Traumlos.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt