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...in meine gewohnte Umgebung zu kehren.

Die restlichen Stunden schlief ich.
Erst als mich ein komisches Gefühl Übermannte öffnete ich die Augen und mein Körper hatte Recht, wir waren bereits in Busan und es sollte nur noch wenige Minuten dauern bis das Taxi vor meinem Haus parkte.
Es hatte sich kein bisschen verändert, die Leute liefen immer noch genauso glücklich durch die Straßen dieser wunderschönen Hafenstadt und tauschten sich über den neusten Klatsch und Tratsch aus Seoul aus.
Die Kinder spielten in den Gärten oder auf den Spielplätzen während ihre Mütter auf passten und ihnen eventuell halfen wenn sie stürzten oder sich weh getan hatten.
Bei dem Anblick wuchs meine Sehnsucht und der Wunsch nach einer eigenen Familie. Ich befand mich nun in einem Alter wo man öfter darüber nachdenkt eigene Nachfahren groß zu ziehen, dazu noch würde sich Mama sehr freuen Enkelkinder zu bekommen.

Wir bogen in die Straße ab in der sich mein Haus befand. Von weitem sah ich schon die helle Fassade und einen Augenblick später hielt der Wagen vor der schmalen Einfahrt.
Ich atmete durch und setzte mich ordentlich hin bevor die Schnallen des Sicherheitsgurtes über meine Brust fuhr und neben meinem Sitz verschwand, dann öffnete ich die Tür nachdem der Fahrer zum Kofferraum gegangen war und stieg aus.
Mit einem kräftigen Schubs schloss dich die Autotür wieder und ich ging nach hinten um mein Gepäck abzuholen. Mit meinem Krämpel in den Händen verabschiedete ich mich von dem freundlichen Fahrer der mich schließlich alleine auf dem Fußweg zurück ließ.

Nervös drehte ich mich um und betrachtete unser Haus. Unter den Fenstern bröckelte bereits die Farbe ab und wir besaßen nun ein rechteckiges Schild an der Haustür auf dem 'Willkommen' stand. Wirklich ein ungewöhnlicher Anblick, denn meine Mutter war nie wie andere Mütter. Sie interessierte sich nicht für Tupper Partys, weder noch für Make-up und teuren Markenklamotten. Sie war eine typische Altmodische Frau die sehr zufrieden mit sich war, die Mädchen von heute könnten sich an ihr mal ein Beispiel nehmen.
Zwei Fenster waren an gekippt, darunter auch ein neu aussehendes Küchenfenster "Scheint als hätte sie es endlich erneuern lassen. Der Plan stand immerhin schon seit fast 2 Jahren" begann ich mit mir selbst zu reden um die Nervosität abzubauen. Jedoch blieb mir keine andere Wahl als rein zu gehen wenn ich die Nacht nicht auf dem Gehweg verbringen wollte.

Langsam näherte ich mich den zwei Stufen nach oben zur Tür und stellte meinen Koffer sowie die Taschen auf der obersten Stufe ab bevor ich aus meiner Hosentasche den Schlüssel heraus kramte und ihn unter der Klinke in das golden farbige Schlüsselloch steckte, ihn rum drehte und die Tür mit meiner Schulter leicht auf stieß damit sie nicht gleich wieder ins Schloss fiel. Die Unsicherheit kratzte an meinem Hals wie ein kleines hungriges Monster, aber trotzdem ließ ich mich weder davon noch von dem Hämmern in meiner Brust beirren.
Die Tür bewegte sich noch ein Stück von selbst, dann nahm ich meinen Koffer und stellte ihn zuerst im Flur neben der Treppe ab, dann stellte ich die Taschen dazu und schloss die Haustür ordnungsgemäß leise. Mein Blick lag dabei fast nur auf dem bogenförmigen Türrahmen der den Flur mit der offenen Küche und dem Wohnzimmer verband.
Langsam zog ich meine Schuhe aus und hängte die Jacke an meinen Haken der schon fast verstaubt aussah, da hing immerhin seit 4 Jahren nichts mehr dran.

Aus dem Wohnzimmer drang eine leise Stimme. Der Fernseher musste laufen und es klang wie die Nachrichten, denn mein Name war plötzlich zu hören und die weltbewegenden Neuigkeiten das ich nach Hause entlassen wurde.
Na super, was ein toller Einstieg..
Vorsichtig näherte ich mich der Tür und schon den Kopf um die Ecke. Meine Mutter saß mit den Augen auf dem Fernseher im Wohnzimmer und spielte an ihren Fingern. Sie schien mir leicht nervös zu sein, vermutlich meinetwegen, trotzdem schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen als ich sie so sah. Wie in den alten Zeiten, sie war unten und ich kam dazu, wir redeten stundenlang oder schauten zusammen einen Flim. Schön das ich nun die Gelegenheit hatte die Zeiten wieder zu beleben.
Meinen Körper schob ich hinter meinem Kopf hinterher bis ich halb in der Küche stand. Eine Hand lehnte noch am Rahmen als ich meinem Mut zusammen nahm "Hallo Mama, ich bin wieder zu Hause" machte ich mich bemerkbar und sie drehte den Kopf zu mir. Sofort weiteten sich ihre Augen ungläubig "Jimin.." und drückte sich von den Couch Polstern ab um zu mir zu laufen.
Ich machte ein paar Schritte auf sie zu "Ich glaube wir müssen nochmal miteinander reden" wollte ich sofort zum wichtigsten Teil über gehen, aber sie schloss mich in ihre Arme und drückte gleich so fest das mir kurz der Atem weg blieb.
Verwundert und glücklich erwiederte ich ihre Umarmung und beugte mich etwas nach unten zu ihr. Ich konnte es nicht glauben dass das ihre erste Reaktion war, aber ich genoss jede Sekunde und drückte meine Nase in ihre langen schwarzen Haare die wie immer nach Erdbeeren dufteten, dieser Geruch blieb die ganze Zeit über in meiner Nase verankert, jedoch war es jedes Mal aufs Neue ein Glücksgefühl sie zu riechen so in Fleisch und Blut.

"Mami es tut mir Leid...alles, ich hab dich so unglaublich sehr vermisst" murmelte ich mit einem deutlich zu hörenden Schuldgefühl in meiner Stimme, aber sie schien zu lächeln und holte dann Luft "Ich dich auch mein Sohn und du musst dich nicht entschuldigen" begann sie und nun begann ich mit den Tränen zu kämpfen, denn jedes Szenario spielte sich in meinem Kopf ab außer dieses Herzerwärmende.
"Anfangs war ich wirklich sauer und enttäuscht, das hast du gemerkt. Trotzdem kann ich dich nicht verstoßen, du bist mein einziges Kind und ohne dich ist mein Leben nicht mehr so voller Glücksgefühle und wunderbaren Momenten. Ich weiß das du nur deinen Träumen nach wolltest, aber meine Fassungslosigkeit hat meine Gedanken vergiftet" gestand sie ihre wahren Gefühle und nun konnte ich nicht anders als meinen Tränen freien Lauf zu lassen.
Ich schluchzte leise und drückte sie nochmal fester an mich bevor wie uns lösten, aber sie behielt ihre Hände an meinen Oberarmen "Schatz ich möchte mich für all meine Worte entschuldigen. In den ganzen Jahren due du nicht da warst hatte ich Gelegenheit um nachzudenken. Ich hab mich blenden lassen von den nagativen Emotionen und total vergessen das du doch mein einziger Stolz bist den ich habe. Meine Liebe zu dir ist viel zu groß als das ich dich einfach aufgeben könnte, trotzdem war es falsch mich nicht nochmal blicken zu lassen. Du hättest due Unterstützung im Gefängnis gebrauchen können, es tut mir Leid" rechtfertigte sie ihre Taten aufrichtig und wischte mit ihren Daumen die Tränen von meinen Wangen.

"Du musst dich nicht rechtfertigen, ich wollte einfach das wir wieder miteinander klar kommen" winkte ich due Sache ab, aber sie sah mich nur liebevoll und intensiv an "Das werden wir, wie früher. Ich lass dich mir nicht mehr weg nehmen, nicht mal vom Gesetz" versichterte sie mir und noch ein paar dicke Freudentränen kullerten meine Wange hinunter und einige liefen sogar an den Kragen meines T-Shirts weshalb dieser feucht wurde.
"Also meinst du wir können das alles hinter uns lassen und neu Anfangen?" fragte ich hoffend und sie nickte "Natürlich, auf jeden Fall" bestand sie darauf und ich musste lächeln. Meine Glücksgefühle waren nicht möglich zu beschreiben, es war verrückt und so überraschend, ich konnte es kaum fassen.
"Danke" murmelte ich glücklich und sie nickte, dann wischte ich mir mit den Armen über die Augen um die Spuren meiner aus gebrochenen Emotionen zu verwischen.

"Ich würde mal meine Sachen hoch bringen und mein Zimmer wieder beziehen" schlug ich vor und sie ließ mich los "Na klar, kann ich dir denn helfen?" bot sie mir ihre Unterstützung an, aber ich lehnte ab "Nein nein, keine Sorge ich schaff das, setz dich wieder hin ich komme dann zu dir wenn ich soweit fertig bin", sie Lächelte noch, fuhr mit ihrer Hand über meine Wange und machte sich wieder auf sich vor den Fernseher zu setzen.
Ich setzte meinen Plan in die Tat um und schleppte ein Stück nach dem anderen nach oben in meine vertrauten 4 Wände.
Als alles oben war nahm ich mir due Zeit mein Zimmer zu betrachten. Es hatte sich nichts verändert, meine Pflanzen lebten noch und sogar der Boden war sauber. Auch die Möbel waren frei von Staub, sie machte sich wirklich die Mühe so viele Jahre lang ein lehtes Zimmer zu putzen nur damit es gut aussieht wenn ich wieder komme. Diese Frau ist wirklich unglaublich.
Nur eben einige Bilder und Klamotten fehlten, dazu noch war es relativ kühl. Damit war es Zeit etwas zu ändern.
Ich schmiss den Koffer auf mein Bett, öffnete diesen und räumte die Sachen wieder an Ort und Stelle zurück. Diesen Vorgang wiederholte ich auch noch mit den Taschen und meinem Rucksack. Als das alles leer war verstaute ich die leeren Reiseutensilien ordentlich unter meinem Bett, dann betrachtete ich stolz mein Werk und stellte fest wie gemütlich es doch schon wurde.
Als letztes öffnete ich mein Fenster um etwas frische Luft rein zu lassen welche ich auf volle Lunge ein atmete.

Zu Hause ist es doch immer noch am schönsten.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt