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...ich bin glücklicher gerade als jemals zuvor.

Nachdem wir 15 Minuten nur auf dem Bett lagen und mit verschränkten Fingern und einiges erzählten erinnerte ich mich daran das unten noch meine Freunde und Familie waren. "Wir müssen wieder runter", er sah mir nach als ich mich aufsetzte und zur Bettkante rutschte. Beim aufstehen hatte ich kurz schmerzen, aber diese verflogen zu meinem Glück schnell genug um zur Kommode gehen zu können.
"Dann kannst du gleich nochmal mit deinem Vater das Gespräch suchen" schlug mein Freund vor, aber ich schüttelte ganz klar den Kopf während ich mir eine frische Unterhose und Klamotten raussuchte "Nein, das kann ich nicht machen" lehnte ich ab und schloss den Schieber wieder, dann ging ich zurück zu meinem Bett und setzte mich an den Rand "Wieso nicht? Er hat uns beide wieder zusammen geführt Schatz, außerdem merkst du sicher selbst das er sich bemüht an dich ran zu kommen". Na klar hatte er Recht, das stellte ich gar nicht in Frage, aber eine Seite von mir hatte Angst.
"Du hast Recht, aber-" begann ich und drehte mich mit dem Oberkörper zu ihm "Ich bin einfach unsicher und kann es nicht glauben das er lebt. Für mich ist das unverständlich das es besser gewesen sein sollte sich tot zu erklären als mit seiner Familie zu reden" beendete ich den Satz deprimiert und senkte den Blick "Ich kann ihm nicht verzeihen" dachte ich laut, Yoongi rutschte kurz an mich heran und küsste meine Wange liebevoll "Du musst ihm auch nicht gleich bedingungslos vergeben. Sprich dich mit ihm aus und dann kannst du immer noch sagen ob du Zeit brauchst, er würde es verstehen" gab er mir einen guten Rat mit und stand dann selbst auf um sich wieder anzukleiden.
Still zog ich ein schlichtes schwarzes T-Shirt über und zog eine dunkelgrüne knielange kurze Hose an, denn draußen und im Haus war es immer noch warm, also brachte es nicht viel an Klamotten. Noch ein Grund warum ich barfuß in die Hausschuhe schlüpfte und auf meinen Freund wartete bis er auch fertig war "Du stehst mir doch hoffentlich bei oder?" stellte ich eine ziemlich dämliche Frage die sich so gut wie selbst beantworten ließ "Na klar, ist doch selbstverständlich" versicherte er mir trotzdem mit warmen Blick. Ich lächelte leicht und fühlte mich gleich viel ruhiger dank seiner Worte.

Zusammen verließen wir mein Zimmer und ich hüpfte vorne weg die Treppen herunter in den Flur. Bereits vor meiner Tür hörte man die anderen laut reden und lachen, diese Töne verstärkten sich umso näher wir der Küche kamen.
Vor dem Türbogen blieb ich nochmal stehen, atmete durch und betrat dann mit Yoongi dicht hinter mir den Raum ohne zu merken das meine Haare aussehen mussten als wäre ich durch einen Tornado gelaufen. Alle Blicke wanderten zu mir und es wurde schlagartig ruhig im Raum. Meine Mutter hob beide Augenbrauen überlegend nach oben, Tae und Kook verkniffen sich das Lachen und Tzuyu schien zu ahnen was abging als sie meinem Freund einen Blick zuwarf. Mein Vater wusste gerade gar nicht was abging und sah lieber die anderen an als mich.
"Jimin was hast du?.." begann meine Mutter in einem Tonfall der darauf hinauslief das sie sich doch denken konnte warum wir so lange weg waren, aber ich hatte keinen Plan woran sie das gesehen haben sollten bis Yoongis Hand auf meinem Kopf die Erleuchtung brachte "Du bist ein bisschen wild um den Kopf" brachte er das Chaos was meine Haare darstellten etwas bildlicher zum Ausdruck. Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht und die Runde begann zu lachen. Ich versuchte einfach mein Gesicht zu verbergen und wollte schnell über den Berg kommen um das Thema zu wechseln. "Okay..also den Einstieg ins Gespräch hab ich mir ernster vorgestellt" gab ich zu und setzte mich auf einen der zwei Stühle die unberührt neben meiner Mutter standen, Mr.Min setzte sich neben mich und behielt eine Hand auf meinem Oberschenkel um mich so gut wie es ging zu beruhigen. Er wusste eben was mir hilft oder wenn mir etwas fehlte.

"Was gibst denn?" fragte meine Mutter besorgt und beugte sich etwas in meine Richtung "Ich will mit dir reden, Vater" richtete ich mich direkt an ihm um gleichzeitig ihre Frage zu beantworten. Die anderen wurden komplett still, außer mein Erzeuger, ihm sah man die Nervosität und Unsicherheit von vorhin erneut an "Ich möchte mit dir nochmal neu anfangen, generell mit unserer Familie, aber dich habe ich am meisten enttäuscht" ging er das Thema nun anders an und ich sah Reue in seinen Augen "Du bist mein Sohn und ohne Vater aufgewachsen obwohl das die wichtigste Person in deinen ersten Jahren ist. Du konntest von mir nichts lernen und mir nichts anvertrauen da du dachtest ich wäre damals gestorben und es tut mir unendlich leid. Ich habe lange darüber nachgedacht und will wieder ein Teil von euch sein, ihr verdient es nicht ohne mich zu leben. Ich kann wirklich verstehen wenn du deine Zeit brauchst um mir wieder zu vertrauen, diese Zeit gebe ich dir auch, aber bitte, gib mir eine Chance" erklärte er sich nun vollständig und bat mich gleichzeitig um Vergebung.
Nachdenklich biss ich mir auf der Unterlippe herum und spürte wie der Händedruck meines Sitznachbars kurz zu nahm und sich dann wieder entspannte. Er gab mir ohne Worte den Mut und den Ruck aus der Vergangenheit raus zu kommen und ihn nicht für eine lange passierte Geschichte zu verurteilen. Innerlich gab ich nach, aber auf der anderen Seite vermisste ich auch den väterlichen Elternteil mit dem ich all die Sachen machen konnte die Sohn und Vater eben so machten, natürlich kann ich nicht genau sagen welche das waren, denn zu seinem Tod war ich gerade mal 9 Jahre alt und hab es nicht mal so wirklich realisieren können.
"Ich muss mich entschuldigen für meine extreme Reaktion auf dein plötzliches Auftauchen, aber jemand hat mir die Augen geöffnet. Ich gebe dir eine Chance dich in unsere Familie wieder einzuleben, erst dann entscheide ich wann ich dir verzeihe und ob es überhaupt so weit kommt" begann ich selbstsicher meine Lösung zu präsentieren "Danke nochmal das du Yoongi hast nicht so lange gegeben wie er eigentlich hätte gehen müssen, dafür stehe ich in deiner Schuld" fügte ich noch hinzu und er nickte verständnisvoll mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen. Meine Mutter strahlte mich ebenfalls an und meine drei Freunde klatschten in die Hände um ihren Glückwunsch auszusprechen.
Yoongi zog auch stolz die Mundwinkel leicht nach oben und ich legte meine Hand auf seine um mich bei ihm mal wieder für die Rettung zu bedanken. "Super, da wir es jetzt geklärt haben freue ich mich sagen zu dürfen das dein Vater und nun so oft besuchen kommt wie es geht. Sobald euer Vertrauen gebessert ist und du auch zustimmst wollen wir wieder zusammen ziehen" erzählte Mama stolz und schmiegte sich an ihren lang vermissten Ehemann. Ich lächelte, denn solange sie glücklich war machte es mich auch automatisch glücklich und wenn es ihr Wunsch war dann soll es so sein. "Hoffentlich aber nicht nach Seoul" sprudelte es plötzlich aus mir, aber meine Eltern schüttelten den Kopf "Wir haben schon immer hier gelebt da verlassen wir diesen Ort nicht" versicherten sie mir und ich atmete erleichtert aus.

Zusammen tauschten wir uns noch über die Neusten Sachen aus, aber am meisten hatte eigentlich nur ich zu erzählen und mein Freund ab und zu mal wenn er gefragt wurde, aber diese Zeit zusammen schweißte alle Bindungen noch ein kleines bisschen fester.
Mama wollte am Abend eigentlich für uns alle kochen, aber ich hielt sie davon ab und übernahm diese Aufgabe für sie. Dabei fielen alle fast aus allen Wolken und starrten mich ungläubig an als ich selbstsicher durch die Küche wirbelte und wie ein Meister meines Handwerkes ein zauberhaftes Essen zubereitete.

Am Tisch erzählte ich von meinem einzigartigen Meister Jin welcher mir mit viel Geduld die Kochkunst nahe brachte auf Niveau eines drei Sterne Kochs mit Tendenzen zum vier Sterne Koch. Wenn man vier Jahre Zeit hat um zu lernen ist das für mich gar nichts so ungewöhnliches, laut meines Wissens dauerte so eine spezielle Ausbildung auch nur drei Jahre, da ist es schlichtweg kein Wunder das ich mich jetzt einen Profi nennen kann..ohne eingebildet zu wirken meine ich natürlich.
Wir hatten viel Spaß und ich konnte es kaum wahrhaben wie schnell sich meine Meinung bezüglich einiger Themen doch änderte. Es verblüffte mich immer wieder welchen Einfluss mein Freund auf mich hatte, lag vielleicht an seinen ausgezeichneten Menschenkenntnissen nach sieben Jahren alleine in der Wildnis..Spaß, es schien einfach eines seiner vielen Talente zu sein, ich für meinen Teil freute mich mehr von seinen Qualitäten entdecken zu können um die fehlenden Jahre aufzuholen.

Das war mir das aller wichtigste, ich wollte meine Zeit mit der Liebe meines Lebens verbringen und natürlich mit meiner Familie und meinen Freunden zusammen Abendteuer erleben. Wer will das nicht? Das ist hier die Frage.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt