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...vielleicht hatte ich Glück und es ging doch leichter von statten als gedacht.

"Gut verstehe, also entspricht alles der Wahrheit was ich bis jetzt vorgelesen habe?" fragte er, aber meine Augen hatten sich schon lange auf meine Hände verkrümelt, trotzdem nickte ich "Ja, genauso ist es" bestätigte ich und hoffte das es nun endlich ein Ende nahm, diese brennenden Blick auf meinem Rücken begannen langsam höllisch zu schmerzen, als würde der Teufel persönlich seine feurigen Blicke auf mich hinab regnen lassen.

"Wir haben noch kurzfristig eine Tat geschickt bekommen" begann er plötzlich und direkt riss ich den Kopf nach oben. Mein Herz begann zu rasen und Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Er konnte unmöglich jetzt meinen kleinen Ausrutscher vor meiner ganzen Familie und meinen Freunden präsentieren. "Eine Anzeige wegen versuchten Mordes Herr Park, wie können sie sich das Erklären?", mein schlimmster Albtraum ging gerade in Erfüllung. Hinter mir veränderte sich die Aura plötzlich zu einer eingefrorenen. Als wäre bei allen plötzlich das Herz stehen geblieben. Schnell schluckte ich den Klos in meinem Hals herunter, nur meine Worte können die Situation hoffentlich entschärfen.

"Ehm...das stimmt so gar nicht, ich wurde nur etwas handgreiflich da ich frustriert war. Ich hätte niemals jemanden verletzt oder umgebracht" rechtfertigte ich mich, aber der weißhaarige Mann schüttelte den Kopf "Sie haben im Besucherraum einen Officer zuerst durch einen Schlag in die Kniekehle auf den Boden gezwungen und schließlich haben sie die Kette ihrer Handschellen brutal gegen seine Kehle gedrückt sodass er hätte ersticken können. Dazu noch sollten sie mir eine Frage ehrlich beantworten, hätten sie aufgehört wenn niemand als Verstärkung gekommen wäre?". Ein eiskalter Schauer lief meinen Rücken herunter und meine Kehle schnürte sich immer fester zusammen, aber diese Frage war berechtigt und wenn ich jetzt so darüber nachdachte...

Mit gesenktem Kopf seufzte ich "Nein, vermutlich nicht" gestand ich meinen versuchten Mord und die Kälte hinter mir nahm immer mehr zu sodass sich meine Haare aufstellten als würde ich in einem Schneesturm stehen. "Sieh mal einer an, deine Strafe für Flucht und manche kleine Sachen scheinen wohl nicht gereicht zu haben was? Da bindest du dir selbst noch einen versuchten Mord ans Bein und es ist nicht so als wäre das nur eine kleine Sache nein" sprach eine mir sehr bekannte und nervige Stimme von hinten sodass sich die Schnur um meinen Hals schlagartig lockerte. Ich drehte den Kopf zu dem Übeltäter aus dem Publikum der mich dämlich an lächelte, an meiner Stirn spürte ich meinen Herzschlag. "Du hättest lieber an seiner Stelle knien sollen Bastard", sofort presste ich die Lippen aufeinander als ich meine Worte realisierte und drehte mich schnell wieder um.

"Ruhe im Gericht. Mr. Jung, sie wurden nicht aufgefordert zu reden und Mr. Park, sie sollten ihre Zunge zügeln bevor es noch schlimmer kommt" sprach der Mann in schwarz ein Machtwort und sofort kehrte wieder Stille ein. "Gut, da jetzt alle Sachverhalte geklärt sind werden sich die Juroren und ich zu einer Diskussion zurück ziehen um ein angemessenes Urteil zu fällen. In der Zeit bitte ich sie den Hauptsaal zu verlassen" kündigte er an und schon hörte man Geräusche von hinten, alle machten sich daran den Raum zu verlassen, aber anstatt das wir ihnen folgten schliffen mich die Beamten in die andere Richtung. Anscheinend musste ich selbst in der Besprechung von allen anderen getrennt werden um keinem zu Schaden.

Nach einer halben Stunde wurden alle zurück in den Saal beordert, genauso wie ich. Die Stimmung war genauso angespannt wie vorher und die Aufregung in mir erreichte ein ganz neues Level. Ich hatte Angst, Angst vor dem was noch kommen sollte. "Danke für ihre Geduld. Wir sind zu einer Entscheidung gekommen, dadurch das Mr. Park nicht Vorbelastet ist wird seine Strafe milder ausfallen, aber durch den versuchten Mord sind wir zu dem Entschluss gekommen ihnen 4 Jahre zu geben oder auch 48 Monate ohne Bewährung. Das heißt sie können sich noch so gut benehmen, aber es wird ihnen keine vorzeitige Entlassung genehmigt, vielen Dank für ihr kommen. Damit ist die Sitzung beendet, kommen sie alle gut nach Hause.".

Das Urteil ließ mich erstarren. 4 Jahre? Das war zu viel, viel zu viel, da komme ich raus wenn ich 25 bin, damit ist Yoongi 30 und wer weiß wie lange er sitzen muss wenn es bei mir schon 4 Jahre sind, dann sicher 10 oder mehr. Wir sind verloren, genauso wie unsere Liebe, ich zweifle jetzt schon daran das sie überleben wird, aber erstmal muss ich sehen was als nächstes passiert. Tief atmete ich ein und schloss kurz die Augen um zur Besinnung zu kommen, denn im nächsten Augenblick schliffen mich die Polizisten zurück durch den Höllengang wo ich nochmal die Gelegenheit hatte allen ins Gesicht zu sehen.

In Hoseok's Augen war eine leichte Enttäuschung zu erkennen, er hatte wohl mit mehr gehofft. Soia und der alte Mann saßen immer noch Arm in Arm und lachten amüsiert von meinem Elend. Meine Mutter würdigte mich keines Blickes, sie war viel zu enttäuscht von mir was ich natürlich verstehen konnte, sie wurde von Tzuyu getröstet die mir einen kurzen verzweifelten und traurigen Blick zuwarf bevor sie sich wieder von mir ab wendete. Tae und Jungkook waren noch genauso blass und unter schock wie ich, als sie mich ansahen schüttelten sie ungläubig mit dem Kopf. Jedoch hatte ich nicht genügend Zeit um alle noch weiter betrachten zu können, denn schon schnitt der Türrahmen unseren Blickkontakt ab und ich war gezwungen mich zurück Richtung Revier zu bewegen.

"Wo gehen wir hin?" fragte ich unwissend, aber die beiden schliffen mich einfach weiter mit sich, ohne mir einen Blick zu schenken "Dorthin wo du hin gehörst, in eine Zelle" spottete der linke über mich ohne eine Miene zu verziehen und kurz ballte ich die Fäuste, aber meine Wut war nicht groß genug um die Verzweiflung und die Trauer zu verdrängen. Für einen Augenblick hatten alle die ihren Siegesmoment die ihn niemals hätten bekommen dürfen, es war grausam zu sehen wie ich verlor, es war grausam zu sehen wie meine Mutter und alle anderen aussahen die noch glauben an mich hatten. Ich habe alle in meinem Umfeld maßlos enttäuscht und könnte nur von Glück sprechen wenn sie mich nach all den Monaten wieder aufnehme oder akzeptieren. Vielleicht werde ich auch gezwungen auszuziehen und mir ein eigenes Leben aufzubauen ohne all die die ich mal geliebt hatte.

Das Leben kann so unfair sein.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt