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...das Leben kann so unfair sein.

Die beiden Männer zogen mich förmlich mit ihnen durch die schmalen und langweiligen Gänge des Reviers, aber anstatt denselben Weg wie vorher zu nehmen kamen wir in einem großen Raum an der mit enorm vielen Schreibtischen gefüllt war und ein paar Polizisten liefen von links nach rechts und sortierten unendlich viele Papiere oder telefonierten.

Jemand räusperte sich hinter uns "Meine Herren, warum nehmen sie den Häftling mit in die Büroabteilung?" fragte eine sehr dunkle Stimme und meine Begleiter drehten die Köpfe "Wir müssen noch etwas abklären" begann der rechte und sah zum linken "Bringe ihn dort neben den Verhörraum, dort stört er keinen, ich bin gleich wieder da" befehligte er den schwarzhaarigen welcher abnickte und mich an den besagten Ort brachte. In der Ecke war es viel ruhiger sodass ich die Stimmen aus dem Verhörraum wahrnehmen konnte und meine Augen weiteten sich als eine sanfte aber dunkle Stimme ab und zu begann zu sprechen.

Auch wenn ich nicht hören konnte um was es ging war ich mir ziemlich sicher das diese besondere und beruhigende Stimme zu niemand anderem als Yoongi gehören konnte. Sein Tonfall klang genervt und er schien innerlich zu kochen, irgendwas musste vorgefallen sein wofür sie ihn verantwortlich machten, aber er schien selbst keine Ahnung zu haben.

Schnell drehte ich den Kopf zu der Tür mit dem Milchglasfenster durch welches ich drei Silhouetten erkennen konnte, zwei große die sich bewegten und eine kleiner welche zu sitze schien. Ich konnte meinen Ohren nicht glauben und lauschte noch eine Weile hin um wirklich sicher zu gehen das er es war und ich keinen Mist baue, aber dann war ich mir sicher, nur noch eine Tür trennte ihn von mir. "Yoongi!?" rief ich in einer angemessenen Lautstärke mit welcher er mich sicher hören konnte.

Hinter dem Glas blieben die schwarzen Silhouetten stehen und es schien als ob alle ihre Köpfe zur Tür gedreht hatten. "Jimin?!" kam eine Antwort und erneut traute ich meinen Ohren kaum. Energisch nickte ich, auch wenn mir bewusst war das er es nicht sehen konnte "Ja! Ich bin es!" bestätigte ich und er schien blitzschnell aufzustehen, wurde aber von den Unbekannten daran gehindert mehr zu unternehmen. "Ich dachte ich würde deine wunderschöne Stimme so schnell nicht wieder hören!" rief er mir gleich ein Kompliment zu und Tränen bildeten sich in meinen Augen, trotzdem musste ich lächeln "Wem sagst du das! Ich vermisse dich jetzt schon! Ich will dich nicht verlassen!" rief ich zurück, aber jemand zog an meinem Arm.

"Mr. Park, sie müssen das unterlassen" mahnte mich der eine Mann der neben mir stand, aber ich wollte nicht hören und bemerkte nicht mal das die ganze Aufmerksamkeit des Büros auf mich gerichtet war. "Ich dich auch! Ich will dich sehen! Wenigstens noch ein letztes Mal bevor wir dazu keine Möglichkeit mehr haben werden!", ein paar Tränen liefen meine Wangen herunter und der Druck an meinem Arm wurde stärker, noch immer war ich nicht bereit nach zu geben.

"Ich auch! Aber sie lassen uns ja nicht!", die letzten Worte betonte ich extra, aber bevor ich mich an das schöne Gespräch gewöhnen konnte ging eine Tür paar Meter weiter auf und der zweite Beamte kam wieder zurück. Sofort richtete sich seine Aufmerksamkeit auf mich, ich hatte meine ebenfalls kurz auf ihm, aber als ich sah wie seine Füße immer schneller über den Boden stampften hieß es jetzt oder nie. "Yoongi! Ich liebe dich! Das werde ich immer, egal wie lange es dauert! Ich warte auf dich, denn du bist mein Ein & Alles!" rief ich ihm die letzten Worte zu bevor uns der zweite Mann erreichte. Sofort begannen beide mich mit zu zerren, egal wie sehr ich versuchte mich zu wehren konnte ich ihnen das gehen nur leicht erschweren.

Lasst mich nur auf die Antwort warten! dachte ich mir insgeheim und versuchte mich stärker aus ihren Griffen zu reißen. Ohne seine Worte will ich nicht freiwillig gehen "Ich dich auch Jimin! Wir werden uns wieder sehen! Egal wann, ich warte ebenfalls auf dich!" kam endlich seine Antwort und mit einem Mal stellte ich meinen Kampf ein. Innerhalb von wenigen Sekunden wurde ich aus dem Raum geschleppt, aber meine Augen blieben immer in Richtung des Verhörraumes wo ich vor eben noch meinen Freund hören konnte. Es war als hätte ich plötzlich einen Röntgenblick entwickelt mit welchem ich durch die Wände sehen konnte, aber ich sah nichts, nur meine Gedanken stellten sich eine Begegnung vor.

Die Tränen an meinen Wangen begannen zu trocknen. Durch den Gegenwind der beim Laufen entstand beschleunigte es nur den Vorgang wegen welchem meine Wangen sich eiskalt anfühlten. Ein grässliches Gefühl, vor allem wenn es mit sowas wie einer Trennung verbunden war. Mit jedem Schritt mit dem wir uns weg bewegten riss der unsichtbare Faden der mich mit Yoongi verband immer mehr und irgendwann wird er reißen, es ist nur eine Frage der Zeit bis dahin. "Sie ticken doch nicht mehr ganz richtig" klagte der kleinere Mann empört als wir vor meiner Zelle ankamen "Sie haben wirklich nerven und einen Hang dafür sich in brenzlige Situationen zu begeben" fügte er noch hinzu, aber wieder gab ich keine Antwort sondern ließ mich einfach zurück hinter Gitter bringen.

Die beiden Männer sahen sich an und zuckten schließlich mit den Schultern "Gut ehm..Sie werden gleich abgeholt und in ihre neue Unterkunft gebracht. Das Gefängnis liegt etwas außerhalb von Seoul und dort werden sie die nächsten 48 Monate leben und arbeiten" gab mir der eine noch mit auf den Weg bevor sie mich alleine zurück ließen. Genervt stampfte ich mit dem Fuß auf den Boden, das dumpfe Geräusch hallte kurz durch den kleinen Raum und verstummte schnell wieder "Ich kann alle Feiertage alleine und im Knast verbringen, na super, das wollte ich ja schon immer" meckerte ich leise über die Umstände die mir so langsam klar wurden, aber viel Zeit zum aufregen blieb mir nicht.

Schritte näherten sich meiner Zelle, schnell versuchte ich durch die Gitterstäbe etwas zu erkennen, aber mein Sichtfeld war zu eingeschränkt. "Und so sehen wir uns wieder Jimin" sofort wurde mir klar wem diese Stimme gehörte und die Erlaubnis mich mit meinem Vornamen anzusprechen, aber im Moment war ich nicht gut auf ihn zu sprechen. "Tobi..was machst du denn hier?" fragte ich leicht schnippisch und im nächsten Moment erschien der Grünhaarige in dem kleinen Fenster "Ich hab die Ehre dich zum Gefängnis zu fahren", leicht genervt verdrehte ich die Augen "Was ist wenn ich aber nicht will das du mich fährst?" stellte ich seine Worte in Frage und löste damit eine Blockade bei meinem Gegenüber aus. Er wusste nicht warum ich so reagierte, also half ich ihm auf die Sprünge "Du hast mich angelogen, ich hatte nicht die Chance Yoongi nochmal zu sehen", sein Gesichtsausdruck erhellte sich kurz "Aber zu hören oder?" verwirrt nickte ich und er lächelte kurz "Das war mein verdienst, ich konnte leider nichts herum reißen wegen einem sehen, aber damit ihr euch wenigstens nochmal hören konntet habe ich es hinbekommen das sie die nachträgliche Besprechung im Büro abhalten. Der Rest kam genauso wie geplant, aber darüber sollte ich nicht mehr sagen".

Sofort entspannten sich die Muskeln in meinem Gesicht "Danke.. und entschuldige das ich dich eben so falsch verdächtigt hatte" gab ich kleinlaut zu aber er hob nur die Hand bevor er meine Zelle auf schloss "Halb so wild" entschärfte er die Situation und führte mich nach draußen auf den Gang und dann weiter Richtung Ausgang. "Du kannst echt von Glück reden hier weg zu kommen" sagte Tobi plötzlich und ich hob meinen Blick "Was meinst du?" versuchte ich seine Worte zu verstehen "Ich werde dir im Auto mehr erklären" schob er die Sache weiter raus, aber ich nickte nur akzeptierend und ließ mich von ihm zu dem Streifenwagen bringen.

Mittlerweile hatte ich da schon etwas Routine, denn gleich als er mir die Tür öffnete ließ ich mich auf den Rücksitz fallen und er schlug die Tür wieder zu bevor er vorne auf dem Fahrer-Sitz platz nahm und auch seine Tür zu zog. "Die fahrt dauert jetzt ungefähr eine halbe Stunde, da kann ich dich schonmal grob einweisen über den Ort wo du hin kommst" beschrieb er den groben Plan für die nächsten Minuten und startete den Motor.

In dem Auto mit verdunkelten Scheiben fühlte ich mich momentan wirklich am wohlsten, denn keiner hatte die Möglichkeit mich anzugaffen oder mir blöde Worte um die Ohren zu werfen. Durch die Scheiben betrachtete ich erneut wie die Umgebung an uns vorbei zog und wie die Bauten links und rechts immer kleiner wurden je näher wir den Außenbezirken kamen.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt