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...jetzt will ich es wissen.

Erwartungsvoll und ungeduldig wechselte ich mit den beiden unbemerkte Blicke. Zwischendurch überprüfte ich auch ob meine Mutter noch beschäftigt war, denn die beiden schienen in ihrer Gegenwart nicht reden zu wollen. Wenn ich aber einfach sage das sie mal kurz raus gehen soll kommt ihr das sicher verdächtig vor, also war das keine Option. Wir mussten warten bis sie eigenständig den Raum verließ.
Wartend stocherte ich in meinem Essen herum und beobachtete die schwarzhaarige Frau genau. Jedes Mal wenn sie sich anders hinsetzte schöpfte ich Hoffnung, aber sie war stehts am Essen. "Braucht ihr noch irgendwas?" fragte sie und warf einen Blick in die Runde, bereit dazu sofort los zu stürzen. Ich sah mich auf dem Tisch um und es gab wirklich etwas was fehlte "Wasser, wir haben gar keins da stehen". Sie nickte, schon den Stuhl zurück und watschelte aus dem Raum heraus. Vermutlich musste sie in den Keller, aber das war meine Chance "Also Jungs, raus mit der Sprache, jetzt sind wir alleine" forderte ich die beiden auf mir Antworten zu geben und Tae räusperte sich kurz "Wir haben vor deiner Entlassung mit Yoongi reden können und er sagte er muss noch 2 weitere Jahre sitzen trotz Verkürzung wegen guter Führung" lieferte mir der blauhaarige die gewollten Antworten, aber irgendwie brach bei seinen Worten ein kleiner Teil meines Herzens ab.

Ich weiß das meine Gefühle nicht mehr die alten waren, aber trotzdem tat es mir weh zu hören noch weitere zwei Jahre auf ihn warten zu müssen. Keine Ahnung was ich in der ganzen Zeit machen sollte, natürlich schätze ich die Zweisamkeit mit meiner Mutter, aber auch mit ihm wollte ich die Freundschaft weiter aufrecht erhalten. "Also muss ich ihn die nächsten Jahre besuchen gehen?" fragte ich mit einer Tonlage die Trauer in sich hatte, aber auch schwere Enttäuschung. Kurz gesagt eine gute Mischung an allen negativen Emotionen die einen depressiv machen können wenn man sich zu sehr auf sie ein ließ.
Die beiden nickten. Ihnen sah man die Enttäuschung auch an "Es tut uns Leid das du das von uns erfahren musst" bemitleideten mich die beiden, aber ich hob den Kopf und änderte meinen Blick "Keine Sorge, mir geht es gut, ihr müsst mich nicht bemitleiden" versicherte ich ihnen und lächelte um meine Gefühle zu überspielen. Tae legte den Kopf leicht schief und Jungkook versuchte die Lage gerade zu verstehen, vermutlich erkannten sie mich so nicht wieder, denn sie wissen wie sehr ich zuvor an Yoongi hing. "Alles okay? Bist du sicher? Ist was passiert?" strömten nun die Fragen auf mich zu, aber ich blieb locker "Natürlich, ich hab nur während meiner Zeit im Gefängnis festgestellt das ich nichts mehr für ihn empfinde" legte ich die Karten nun offen und empfing dafür nur reinstes Entsetzen.
Mir war es ein Rätsel warum sie so darauf reagierten. "Wie?" unterstützte Jungkook seine Ungläubigkeit mit Worten, in der Hoffnung er hätte mich falsch verstanden, aber ich verharrte auf meiner Meinung. "Leute, ich war 4 Jahre getrennt von ihm. Was denkt ihr denn wie es ausgegangen wäre?" animierte ich die beiden sich in meine Lage zu versetzen, aber anstatt das zu tun warfen sie sich Blicke zu von denen man denken könnte sie seien gesprochen worden. Anscheinend besprachen sie etwas das ich nicht wissen durfte, vielleicht aber dachten sie sich alle möglichen Szenarien aus wenn ich ihn mit dieser Denkweise wieder sehe.
"Bist du dir echt sicher?" fragte Tae und ich nickte ihm zu "Ziemlich", Jungkook lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich "Woher willst du das denn wissen? Wie kannst du dir so sicher sein?" sprach er einen guten Punkt an der mich zum überlegen brachte.

Irgendwie hatte er Recht, na klar, ich kann es nicht wissen, zumindest nicht Bedingungslos. Wenn ich mich zurück an unsere Zeit erinnerte wurde mir gleich ganz anders. Ich wusste nicht was ich fühlte wenn die ganzen Bilder von seinen Verführungen durch mein Gehirn schossen. Ein Teil meines Körpers vermisste die Zeit, vermisste seine Berührungen, Worte und ihn einfach als Person, aber ein anderer Teil fühlte sich plötzlich komisch dabei, unwohl, unsicher. Es war komplett verrückt, ich glaube das konnte ich nur zu 100% Feststellen wenn wir uns wieder sehen..in zwei Jahren.
Es war immer noch absolut unbegreiflich das er später raus kam als ich, aber daran konnte ich meine Gedanken jetzt nicht fest kleben, es gab so vieles zu Entdecken seitdem ich raus bin das ich mich lieber darauf konzentrieren sollte mich wieder in die Bevölkerung einzugliedern. "Ich weiß es einfach, aber ist doch auch nicht so schlimm oder?" machte ich die beiden nun sprachlos, denn sie schüttelten einfach die Köpfe und ich nickte "Das konnte ich mir denken, aber lasst uns keinen Gedanken mehr daran verschwenden" beendete ich das Thema.

Später kam meine Mutter zurück und wir beendeten das Abendessen. Danach räumten wir noch zusammen den Tisch ab bevor uns Jungkook und Taehyung wieder verließen, ich begleitete die beiden noch zur Tür, dann kehrte wieder etwas mehr Stille ein. Ich zog mich auf mein Zimmer zurück und ließ mich aufs Bett fallen mit dem Handy in der Hand als plötzlich ein Name oben in der Mitte auf dem Display erschien und ein rotes sowie grünes kleines Telefon.
Verwundert nahm ich den Anruf entgegen "Hallo Joonie, was gibt's denn?" meldete ich mich zuerst zu Wort bevor seine Stimme durch die Leitung drang "Na was wohl? Du bist wieder zu Hause? Und ich hab ganz vergessen dir zu gratulieren" sagte er enttäuscht, aber ich nahm ihm diese Schuldgefühle "Keine Sorge, du rufst jetzt an, das freut mich schon genug". Auf der anderen Seite herrschte kurz Stille "Danke dir, aber hier noch von mir, herzlichen Glückwunsch zur wohl verdienten Freiheit" beglückwünschte er mich und ein Lächeln schoss über meine Lippen. Immer wenn er da war hob dich meine Stimmung immens. "Wie läuft es eigentlich mit deinem Freund?" sprach er das Thema an worüber ich eigentlich nicht mehr reden wollte, aber woher sollte er das wissen "Naja, ich glaube nicht das da noch etwas läuft" gestand ich und er atmete kurz laut aus "Wie jetzt? Ich dachte du freust dich wenn ihr euch wieder seht. Ihr beiden seit doch eins" sagte er genau dieselben Worte wir Tae und Kook, mit genau derselben Ungläubigkeit. Ich seufzte "Dachte ich auch, aber wenn du 4 Jahre auf jemanden wartest und jetzt sogar noch 2 länger warten musst ist es nicht mehr dasselbe".
"Das tut mir Leid zu hören, wirklich, wie ging es dir mit der neuen negativen Nachricht?" erkundigte er sich nach meinem Wohlergehen und ich begann mit meiner Bettdecke zu spielen "Es tat weh, irgendwie" blieb ich vollkommen ehrlich "Das heißt ja das du doch noch an ihm hängst" betete auch er mir dieselben Worte vor und ich drehte mich auf die Seite um an die Tür sehen zu können. "Ich weiß, aber es ist eben nicht mehr so wie damals. Hoffentlich hat er jemanden anderen gefunden, das würde ich mir wünschen", er stieß einen Seufzer aus wessen Bedeutung mir nicht ganz schlüssig war. Auf einer Seite klang es als ob ich ihm leid tun würde, aber irgendwie hätte es auch Verzweiflung sein können "Sag sowas nicht, gib dir Zeit, gib ihm Zeit, ich bin mir ziemlich sicher das es noch lange nicht vorbei ist" ermutigte er mich zu glauben, zu hoffen und nicht loszulassen. Leichter gesagt als getan "Wenn es doch so einfach wäre", meine Stimme klang schwach, genauso wie ich mich fühlte "Das schaffst du, ich glaub an dich, aber ich muss schlafen gehen. Morgen beginnt ein neuer Tag in einem neuen Job" verriet er mir erst zum Schluss die neusten Informationen. Empört und Beleidigt richtete ich mich auf "Wie neuer Job? Warum hast du mir nichts davon gesagt?" befragte ich ihn "Oh, sorry..also ich hab in der Bar gekündigt nach dem Vorfall und arbeite jetzt woanders. Diesen Verrat konnte ich ihr nicht verzeihen", damit kamen die Bilder zurück als sie uns gestand mit gemacht zu haben bei der ganzen Sache, es tat weh, denn diese Frau war vorher immer eine ganz nette und selbstbewusste junge Dame die mir eine Arbeit schenkte. Wer könnte jemals denken das Menschen sich so schnell verführen lassen von ein bisschen Geld.

"Gut Joonie, ich lass dich jetzt schlafen" beendete ich das Gespräch und konnte mir denken wie er nickte "Okay, dann wünsche ich dir eine gute Nacht, wir hören voneinander", ich lockerte den Griff um mein Handy leicht "Dir auch, bis morgen, tschüss" und dann legte ich auf und schmiss das Telefon mit Display nach oben ans Fußende meines Bettes. 
Mit einem Schwung warf ich die Bettdecke über meinen Körper und versteckte mich darunter während ich mich gedanklich von Namjoons Worten weiter belehren ließ. Ich musste ihm Recht geben, ich muss abwarten und darf mich nicht so darauf festlegen, zumindest blieb mir nichts anderes übrig.

Verträumt sah ich aus dem Fenster und beobachtete wie der orange-rote Horizont langsam immer dunkler wurde und die Nacht begrüßte. Mein Kopf und Bauch spreiteten miteinander und das schon seit Monaten, denn wenn ich auf mein Bauch hörte verteidigte ich Yoongi mit allen Mitteln die mir zur Verfügung standen, aber mein Kopf schob ihn immer mehr aus meinem Herzen und redete mir ein wie sinnlos der Kampf noch war, das ich ihn endgültig vergessen sollte, aber das konnte nicht. Vermutlich machte genau das den kleinen Funken Liebe es der noch in meinem Körper lag, wie jedoch soll ich diese Flamme 24 Monate am Lebe erhalten? Das bereits war ein kritischer Zustand. 
Wenn ich nicht aufpasse erlischt die Flamme bei jedem kleinen Windzug. Ich muss sie beschützen und waren, sie muss überleben ansonsten tu ich es nicht, aber egal wie sehr ich versuchte zu verstehen was mit mir los war, kamen immer mehr Fragen in meinem Kopf auf, welche die unbeantwortet blieben. Wieder muss ich mich mit den Gedanken zufrieden geben, denn so schnell lassen sie mich nicht mehr alleine.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt