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...ich konnte nicht mehr und wollte nicht mehr.

Irgendwann musste der Moment ja kommen. Für immer hätten wir unser Geheimnis nicht bewahren können, immerhin kommen sie früher oder später sowieso raus. Niemand kann mit schwerwiegenden Geheimnissen ins Grab gehen, außer man wird getötet bevor man es erzählen könnte. Aber warum jetzt? Warum wo alles so perfekt und harmonisch erschien? Ich verfluchte alles was dazu beitrug um uns auffliegen zu lassen, es war allein meine Schuld das es so schnell auf uns zu kam. Hätte ich seiner Schwester nicht geholfen wäre alles noch genauso perfekt wie vorher. Hätte ich mich doch alleine gestellt und gesagt ich wüsste nicht wo Yoongi sei, ich hätte ihn beschützen müssen, es ist doch meine Pflicht das zu tun, wir müssten aufeinander auf passen und was mache ich? Genau das Gegenteil, ich hasse mich dafür immer mehr, diese Gedanken fraßen mich auf, diese Schuldgefühle zerstören meine positive und optimistische Einstellung. Wenn das vorbei ist muss ich wohl in die Klapse, das tut mir nicht gut, nicht mal im Ansatz.

"Gibt es keine Möglichkeit das ich mit ihm reden kann?" wollte ich nun wissen und erneut trafen sich die Augen des Jungen Polizisten und meine "Ich fürchte nein, es ist Gefangenen nicht erlaubt miteinander zu reden, sie könnten sich Fluchtpläne aus machen oder sonstiges anderes besprechen" erklärte er mir und ich seufzte "Warum denkt man gleich man will flüchten zusammen? Was ist wenn man sich einfach sehen will? Und in den Räumen sind doch sowieso Kameras und Wachmänner" versuchte ich eine Lücke im System zu finden, aber er machte es mir nicht leicht "Schon, aber ich kann nichts sagen dagegen, es sind die allgemein Regeln, da bin ich machtlos und außnahmen gibt es nicht" erklärte er "Nicht mal telefonisch?" versuchte ich meine letzten Triumphe auszuspielen, aber keine Chance "Nicht mal dann, nur in den Besucherzellen ist es erlaubt aber wie gesagt, ihr als schuldige dürft euch nicht sehen". Langsam hatte ich echt die Nase voll als Verbrecher hin gestellt zu werden, ich habe meine Rechte.

Das klappern meiner Handschellen fuhr kurz durch den Innenraum des Autos bevor ich nochmal weiter fragte, eigentlich das wichtigste "Wie geht es jetzt weiter mit mir? Was passiert in Korea?", er legte beide Hände an das Lenkrad und umfasste es kurz stärker "Du wirst auf dem Revier nochmal zu allem befragt, es wird aufgeschrieben und dem Gericht übergeben welches dann ein Urteil über dich Fällen wird mit allen Zeugen und Angehörigen. Danach wirst du gleich an das zuständige Gefängnis übergeben und naja...bleibst dann dort. So leid es mir tut das zu sagen, aber es ist nicht so schlimm wie es klingt", ich weitete die Augen leicht "Wie es ist nicht so schlimm? Ich muss meine Mutter, Tzuyu und den anderen unter die Augen treten. Das kann ich nicht, sie müssen ultra enttäuscht von mir sein" sagte ich und machte mir in meinem Kopf unnötige Sorgen die diesen nur noch höher Schaukelten sodass ich am Ende gar nicht mehr klar denken konnte.

"Wenn es stimmt und er kommt, hilfst du mir mit ihm reden zu können?" brach ich wieder in dassele Chaos aus wie vorher. "Jimin ich kann nicht, das liegt außerhalb mei-" "Außerhalb deiner Gewalt schon klar, aber du kannst es doch wenigstens versuchen bitte, ich möchte ihn sehen, wenigstens noch einmal, wenn du mich schon verstehst dann hilf mir wenigstens" von vorne kam ein seufzen "Na gut, ich versuche es, kann jedoch nichts versprechen" knickte er ein und ich freute mich innerlich für ein paar Sekunden. "Danke, das du mich so aushälst. Es ist eben nur..ich bin spüre zum ersten Mal echte und richtige Liebe. Ich hab einfach Angst sie zu verlieren, ihn zu verlieren und alles wofür wir bis jetzt gekämpft haben.." begann ich sentimental zu werden und schüttelte dann den Kopf.

Was rede ich denn da? Schon wieder versucht er sicher Informationen aus mir heraus zu bekommen. Enttäuscht von mir schüttelte ich den Kopf und konzentrierte mich wieder darauf keine sinnlosen Sachen zu sagen. Auf der anderen Seite aber könnte er uns helfen indem die Leute erfahren wie sehr wir uns Gegenseitig brauchen, am Ende weckt dies das letzte Fünkchen Menschlichkeit was noch in uns steckt und wir bekommen Strafmilderung oder wenigstens gleich lang, was ich wohl nicht denke dass das jemals der Fall sein wird. Die machen es uns sicher mit Absicht schwer da wir ja so schlechte Menschen sind..ach, es kotzt mich einfach alles an, aber ich denke das ist verständlich.

"Mr...ehm.." versuchte ich ein Gespräch auf zu bauen bis mir ein fiel das ich seinen Namen gar nicht kannte. Er hat zwar ein Namensschild an seiner Uniform, aber da hab ich in der ganzen Aufregung gar nicht hin gesehen. "Tobi, Nenn mich einfach Tobi" kam er mir gleich vertraut rüber und ich nickte leicht, sortierte meine Worte im Kopf nochmal und führte meine Versuchung dann erneut durch. "Gut also...Tobi...du bist ja Polizist, weißt du vielleicht ungefähr wie schlimm Yoongi und meine Strafen ausfallen werden?", eigentlich wollte ich das gar nicht wissen, aber ich musste einfach in Erfahrung bringen wie lange wir von einander getrennt waren. Lieber zähle ich die Tage bis zu meiner Entlassung als sie weg zu streichen weil ich den Tag oder das Jahr nicht weiß. "Ja also, das ist eine gute Frage. Bei dir würde ich sagen 2 - 3 Jahre da du dir noch nichts zukommen lassen hast, aber er..vermutlich 3 - 4 Jahre wenn der Richter nett ist, falls nicht dann könnte es sogar 5 oder 6 sein. Er hat noch einiges auf seiner Liste stehen, nicht nur das von den letzten Monaten."

Wieder rutschte mir das Herz in die Hose. Das war doch klar, aber mit so einer Antwort hatte ich absolut nicht gerechnet, das kann doch nicht wahr sein, was ist wenn meine Gefühle zu ihm solange nicht aushalten? Oder anders herum? "Wie soll ich das überleben?" murmelte ich und starrte auf das Leder an der unteren Seite des Vordersitzes. Was ist wenn wir uns vergessen? Ein eigenes Leben führen? Schon jemand neues gefunden haben? Sowas will ich mir gar nicht ausmalen müssen, die Gedanken machten mir Angst, verdammt große Angst. Innerlich begann die Panik wieder meinen Hals hoch zu kriechen, ich konnte meine Füße nicht mehr still halten, musste mich irgendwie bewegen, ansonsten hatte ich das Gefühl zu ersticken.

Fragen über Fragen, aber keinerlei Antworten. Das stresste mich enorm, brachte mich zum schwitzen, wie nach einem Marathon Lauf. Das Bewies mir nochmal wie sehr ich ihn brauche, wie sehr ich seine Liebe brauche. Inständig hoffte ich eines morgens aufzuwachen mit ihm an meiner Seite und lachend festzustellen das alles nur ein schlechter Traum gewesen ist, das aber, wird nicht passieren. "Wie viele wissen davon?" brach ich die Stille, der Mann vorne überlegte kurz "Was meinst du?" verstand er zuerst nicht was ich meinte, also wiederholte ich mich genauer "Wer weiß alles das wir beide gefasst worden sind?" erklärte ich meine Frage genauer und er sah mich kurz durch den Rückspiegel an. "Wenn bereits das Fernsehen und die Presse von Jilin davon wissen wird es in den größten Städten von Korea bereits Gesprächsthema Nummer 1 sein, da kannst du dir sicher sein, vor allem in Seoul wo wir eh hin müssen. Warum willst du das wissen?" versuchte er hinter die Gedanken meiner Frage zu kommen, aber ich blieb noch einen Moment still und überlegte ob ich wirklich etwas sagen sollte, aber was bringt es mir noch zu schweigen? Nichts.

"...weil meine Familie weiß das ich zurück komme. Eigentlich dürfte ich meiner Mutter nicht mehr unter die Augen drehen, vor allem nicht als Titelbild jeder Zeitung..Vor allem noch wenn sie wissen das er mein fester Freund ist mit einer kriminellen Vergangenheit und Gegenwart, vermutlich wird mich meine Mutter enterben. Hätte sie mich doch einfach als Tot erklärt, dann wäre nichts von all dem hier passiert" sprudelten meine Gedanken hervor wie Wasser und ich schloss kurz die Augen um den kurzen Moment des Nichts genießen zu können.  "Schade sowas zu hören, aber da musst du genauso durch wie er, sei stark und zeige keine Schwäche. Mach es für ihn und für niemand anderen. Wir haben nur noch 30 Minuten bis wir an kommen" gab er mir als Ratschlag mit und ich bewegte kurz meine Hände was die Handschellen wieder zum leichten Klappern brachten "Ich versuchs". Damit bereitete ich mich mental auf das noch folgende Desaster vor.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt