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12 Monate später

Heute war der Tag meiner Entlassung gekommen. Müsste ich die letzten Geschehnisse zusammen fassen kommt nicht viel dabei raus, mein Alltag war wie immer, mit Jin in der Küche oder mit T in seinem Studio um zu tratschen wie zwei alte Damen die sich seit 6 Monaten nicht mehr gesehen hatten.

Die Sache mit meinem Vater war noch eine offene Wunde in meinem Herzen die nur sehr sehr langsam heilte, eher fühlte es sich an als ob der Heilungsprozess gestoppt hätte.
Er kam in der letzten Zeit nicht nochmal her, was ich wirklich unglaublich freundlich fand..ich denke man kann sich denken wie ironisch ich es meine.

Lieber beschäftigte ich mich damit alle gesammelten Klamotten, Dekorationen wie Bilder und Geschenke aus den vergangenen Geburtstagen und Weihnachtsfesten gleichmäßig auf einen großen Koffer, zwei Taschen und ein Handgepäck verteilte. Jin griff mir unter die Arme wofür ich ihm unglaublich dankbar war, umso schneller schlossen wir die Aufgabe ab und ich hatte jemanden zu quatschen. Keine Chance für meine Gedanken wieder Besitz von mir zu ergreifen.
"Bist du schon aufgeregt?" kam plötzlich von Jin und ich drehte den Kopf leicht in seine Richtung. Er war gerade dabei meine Bilder behutsam Mithilfe der Kleidung zu Polstern bevor er diese in den Koffer legte. "Wegen was?" fragte ich dumm und er stoppte seine Arbeit um mich kurz ungläubig zu Mustern "Hast du etwa vergessen welcher Tag heute ist? Was denkst du sonst warum wir deine Sachen zusammen packen? Bestimmt nicht weil du in den Urlaub fliegst und ohne mich würde ich dir das auch nicht erlauben", mit diesen Worten brachte er nun alle meine menschlichen Bestandteile zurück in die Realität. Mir entfiel tatsächlich für ein paar Sekunden das in wenigen Stunden mein Wunsch von Freiheit in Erfüllung ging. "Oh..oh man, ja natürlich, entschuldige, ich war geistig etwas abwesend gerade". Ich schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf um meine Enttäuschung von mir selbst zum Ausdruck zu bringen, aber er lachte nur darüber "Keine Sorge, nach so vielen Jahren muss dieser Tag immer noch surreal für dich vorkommen" sprach er mir genau aus der Seele, ich nickte eifrig "Genauso ist es, ich weiß gar nicht was ich fühlen oder denken soll. Erstmal muss ich herausfinden ob es wirklich Wahrheit ist das ich heute nach Hause komme" erklärte ich meine Gefühlslage genauer und schloss die volle Tasche vor mir um sie dann an den Bettrand zu stellen.
"Es ist Wahrheit, du wirst sehen, aber bis dahin müssen wir beide noch eine Menge Zeit verbringen", seine Tonlage klang amüsiert, so als wollte er mich ärgern mit seinen Worten und das klappte auch "Wir hocken schon seit 4 Jahren aufeinander, da willst du noch mehr Zeit mit mir?" ging ich mir seiner Aussage lachend sicher, als nächstes klatschte ein Arm grob auf meine Schultern und der Ältere drückte sich an mich wie ein verliebter Teenie "Ey" kam einfach nur über meine Lippen, aber er ließ sich keines Wegs beirren "Natürlich, da gibt es doch keine Frage, immerhin sehen wir uns danach einige Jahre nicht mehr täglich. Das heißt du brauchst jetzt so viel Zuneigung von mir das die nächsten Jahre ohne mich eine Pause sind bevor du mich wieder vermisst. Ähnlich wie ein Akku den man überlädt" beschrieb er seinen Plan, aber ich griff mir einfach spielerisch verzweifelt gegen die Stirn "Na super".

Innerhalb einer Stunde füllten wir alle zur Verfügung stehenden Taschen mit meinen privaten Sachen. Schnell wurde meine ehemalige Zimmerhälfte wieder so leer wie am Anfang was mich zum seufzen brachte.
Auf einer Seite war es wirklich schön zu Wissen das ich endlich nach Hause komme und nicht mehr mit so vielen Einschränkungen leben musste, aber auf der anderen lagen mir die Menschen hier am Herzen. Egal ob Wärter, Security oder Insasse, wie waren alle gleich, eine Familie und das wird mir am meisten Fehlen.
Dazu noch konnte ich meine Gefühle für Yoongi nicht mehr beschreiben, es verblüffte mich immer noch wie aggressiv ich ihn gegenüber meines Vaters verteidigte, aber welche Bindung ich in dem Moment zu ihm hatte wusste ich nicht. Eigentlich war es komisch an ihn zu denken, ich fühlte nicht viel wenn ich sein Gesicht vor mir sah und das machte mich traurig. Wenn ich über die ganze Zeit wirklich meine Gefühle verloren habe, dann hoffe ich das er bei sich im Gefängnis jemand anderen gefunden hat und mich auch nicht mehr liebt. Den Gedanken ihn verletzen zu müssen könnte ich nicht ertragen, aber am Ende ist es das einzige was nötig sein muss um meine Stellung zu erklären. Egal was ich mache, er wird sowieso leiden, genauso wie ich..

"Hey hey hey" riss mich eine Stimme von hinten aus den Gedanken. Verwirrt drehte ich mich um und sah Jin wie er auf seinem Bett saß im Schneidersitz und mich prüfend und leicht verstört ansah "Wenn du weiter so gruselig auf die weiße Wand vor dir starrst dann bin ich mir nicht sicher ob du schon gehen solltest. Welcher Wurm frisst sich denn wieder durch deine Gedanken hmh?", er wusste genau was in mir abging, aber diesmal wollte ich nicht wieder über dasselbe Thema reden. Eigentlich sollte ihm langsam bewusst sein welche Gedanken mich 24/7 belasteten. "Keiner, ist schon gut, nicht so wichtig" drückte ich ein 'Ich will nicht drüber reden' etwas sanfter aus. Er nickte verständnisvoll "Okay okay, aber wenn du doch noch drüber reden willst bin ich für dich da" bot er mir an und ich lächelte leicht "Danke dir", damit kehrte wieder Stille ein und ich beschäftigte mich damit das Gepäck etwas zu sortieren und ordentlich hin zu stellen da ertönte eine laute und freudige Stimme auf dem Gang vor unserer Tür "Wollt ihr etwa ohne mich feiern?". Jin und ich warfen unsere Blicke auf die Tür und lächelten gleichzeitig als wir T erblickten der sich lässig an den Ramen lehnte und die Arme vor der Brust verkreuzte. "Niemals, du bist ein Teil unserer Gruppe" sagte Jin, aber Taeyong spielte auf einmal einen sehr verletzten Jungen "Warum habt ihr mich dann nicht eingeladen zu helfen?" fragte er mit zittriger Stimme und zog eine Hollywood reife Show vor unseren Augen ab.
Der stark Tätowierte schlug beide Handflächen gegen den metalligen Türrahmen und rutschte langsam und dramatisch nach unten. Ich konnte nicht anders als zu lachen, er war so ein Klassen Clown manchmal.
"Ruhig Blut, du bist jetzt doch hier, da kannst du gleich unserer Party beitreten. Wir haben die Zeit bis 16 Uhr noch zu nutzen" beschloss Jin und T sprang auf und stellte sich wieder normal hin als sei nicht passiert. "Weil du gerade von Zeit nutzen bis 16 Uhr sprichst" begann er und fixierte mich mit seinen Augen "Wir müssen für dich noch ein Bild zusammen machen damit du ja nicht vergisst das wir noch exestieren" schlug er grinsend vor und ich nickte "Ohja, das ist ein wunderbarer Vorschlag" bestätigte ich und Jin quälte sich vom Bett runter "Hast du denn eine Kamera?" sprach er das wichtigste an, denn ohne sowas wie eine Kamera wird das nichts. Wir durften keine Handys besitzen, meins bekomme ich erst heute wieder, denn sonst ist die Gefahr zu groß um Ausbrüche zu planen.
"Ohja, eine alte Polaroid Kamera, umso epischer und älter wirkt das Bild. Da könnte man denken wir haben uns schon vor 100 Jahren gekannt" erklärte er gleich die positiven Seiten dieser Uralten Kamera, denn wirklich viel halte ich von denen nicht, aber mein Vertrauen lag bei T, also war es mir gleich mit was wie ein Bild machen wollten.

"Gut okay, dann machen wir es so" stimmte Jin zu und er machte sich sofort auf den Weg zurück in sein Studio um das besagt Objekt zu holen. In der Zwischenzeit besprachen mein ehemaliger Zimmergenosse und ich wie genau wie das Foto machen wollten, wo die beste Stelle war für eine exzellente Helligkeit und in welchem Winkel es sich am meisten lohnte.
Als der letzte im Bunde wieder kam mit dem pastell blauen Gerät gaben wir unseren Plan an ihn weiter und machten zusammen ein Bild welches die praktische Vorrichtung auch gleich aus spuckte.
Taeyong nahm das kleine quadratische Fotopapier in die Hand, dann wedelte er es durch die Luft um das Bild zum Vorschein zu bringen. Als er damit fertig war und es ansehen wollte drängten sich Jin und ich neben ihn um gleich mit drauf sehen zu können.
Das Bild war wunderbar gelungen, wir drei waren alle drauf und hatten eine angenehme Belichtung, dazu sahen wir so glücklich zusammen aus.
Jin hatte das rechte Auge geschlossen und die Zeigefinger Kuppe an die linke Wange gehalten um süß und unschuldig rüber zu kommen. T zeigte das Peace Zeichen und grinste während ich einfach meinen berühmten Eye Smile machte wobei ich tatsächlich nicht mehr viel sehen konnte, aber dafür sah es stehts süß aus.
Zusammen ergaben wir ein perfektes Trio aus drei verschiedenen Persönlichkeiten die sich eibfach anzeigen wie Magneten.

T drückte mir das Bild in die Hand "Halte es in Ehren", ich nickte und sah es selbst nochmal an "Das kommt an meine Wand" sagte ich und malte schon einen Platz in meinem Zimmer aus wo es hin könnte. "Wunderbar, dann lasst uns jetzt noch ein bisschen entspannen bis zum Mittagessen" schlug Jin vor und ich packte das Bild weg, dann setzten wir uns zusammen auf ein Bett und redeten über Gott und die Welt miteinander.
Die Zeit verging wie im Flug und es kam ganz schnell zu meinem letzten Mittagessen, aber wir drei ließen uns nicht beirren und verbrachten jede Minute zusammen. Wir begleiteten einander sogar auf Toilette wie es eigentlich nur für Frauen typisch war, aber wir nahmen das mit dem Zeit verbringen eben sehr sehr Ernst.
Nach dem Essen verkrümelten wir uns wieder in Jin und mein Zimmer. Mit jeder Minute die vorbei zog wuchs meine Aufregung und ich musste einen mehr auf die Uhr sehen.
Ich kann es kaum erwarten nach Hause zu kommen, egal ob meine Mutter schon bereit war oder nicht, ich wollte sie wieder sehen und fest in den Arm nehmen. Das ist schonmal sicher.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt