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...trotzdem interessierte es mich mehr zu erfahren wie klein Yoongi gewesen ist.

Die Reifen brummten über die Autobahn und das vibrieren war selbst im Inneren des Autos noch zu spüren. Ich setzte mich alle paar Minuten anders hin da das auf Dauer echt nicht gemütlich war mit den Handschellen die einem Abdrücke im unteren Rücken hinterließen. Paar Wagen überholten uns mit Leichtigkeit, andere hingen wir schnell ab auf der weiten und langen Strecke zurück in meine Heimat.

"Er begann schon früh mit den unschönen Machenschaften, aber er verriet mir nie warum, ich hatte nicht die Möglichkeit heraus zu finden welche Beziehung er zu seinen Eltern hatte. Weißt du was er mir damals gesagt hat?" fuhr er mit der Geschichte weiter fort und ich schüttelte mit dem Kopf "Nein, was denn?", ein Teil bestand aus Neugier, der andere bestand aus misstrauen. Er war mir immer noch ein suspekter Mann, aber er wusste Dinge über Yoongi die mir zum Vorteil kommen könnten, auch wenn ich nicht unbedingt wollte das er sowas wusste. Man kann ja viel Erzählen wenn der Tag lang ist. "Es wird jetzt fasst wie eine Prophezeiung klingen, aber er sagte mir er sucht jemanden der ihn zähmen kann, zu einem besseren Menschen machen kann. Er suchte schon damals einen Mann wie dich, denn er ist nicht leicht unter Kontrolle zu bekommen und niemand kann ihm etwas vorschreiben. Er ist unberechenbar und kalt herzig, dachte ich zumindest, dann erfuhr ich das er wirklich in eine Beziehung ist, das du es geschafft hast diesen Mann für dich zu begeistern, das ist für mich immer noch unglaublich." erzählte er die Geschichte weiter und ich musste etwas staunen.

Hätte niemals zu glauben gewagt das ich für jemanden so besonders werden konnte. Das überrascht mich selber etwas, aber es sagt mir auch gleichzeitig das Yoongi mein Schicksal gewesen ist und ich keinen einzigen Schritt bis jetzt bereue. Es schaffte mir wieder Mut das alles zu erfahren. "Warum erzählst du mir das alles? Und warum bist du so nett? Ich bin das gar nicht mehr gewohnt" gab ich murmelnd zu und sah etwas beleidigt aus dem Fenster wo sich die Farben der Umgebung nur leer ineinander vermischten, wie langweilig.

"Ich will nur das du weißt wie er wirklich ist und wie er war. Er könnte jeder Zeit wieder in sein altes Muster verfallen, vor allem jetzt wo ihr getrennt voneinander seit. Du tust ihm so gut, das sollte eigentlich nicht so sein. Dazu noch frisst er viele Probleme in sich und redet nur selten über seine Gedanken und Gefühle, achte darauf wenn ihr zusammen seit, die Zeichen wirst du schon bemerken." wies er mich auf eine wichtige Sache drauf hin und ich nickte leicht als Zeichen meines Verständnisses. Das er so viel über Yoongi wusste verblüffte mich mit jeder Sekunde immer mehr, wir haben uns in den 6 Monaten nicht viel voneinander erzählt, wir haben entweder Blödsinn gemacht oder über alles andere geredet außer sowas, aber braucht man das? Muss man die Vergangenheit eines Menschen erst hinterfragen bevor man diesen Lieben kann? Nein, ganz klar meine Antwort, nein. Ich kann zwar nicht sagen welche Formel die Chemie in mir erweckt hat, aber es ist passiert, schon von der ersten Sekunde, aber ich habe mich so dagegen gewährt, es aus meinem Kopf und Herzen verdrängt. Wenn ich jetzt so drüber nach denke ist dass das einzige was ich bereue, ich war nicht ehrlich zu mir selbst und hab mir einen anderen Glauben auf gezwenkt. Meine Mutter würde jetzt fragen warum ich es unbedingt aus meinem Kopf wollte und ich würde sagen, es war die absolute Überzeugung das nichts außer Mann und Frau zusammen geht, es war dieses einfache Denken, als hätte ich Scheuklappen aufgesetzt und würde nur einen einzigen Weg verfolgen ohne auch nur einen Blick auf die Seitenwege zu werfen. Die Ideologie, das absolute Denken, was ein Fluch.

Nochmals warf ich ein Blick aus den verdunkelten Scheiben "Du tust so als ob du mich verstehst" sagte ich plötzlich mit einer monotonen Stimme als ob ich das Fünkchen Vertrauen gleich wieder verloren hätte. "Weil ich es tu" begann er und hielt eine Sekunde inne "Ich weiß wie es ist wenn man seinem Traum folgen will, aber sich alles von der einen auf die andere Sekunde ändert. Wenn man denkt das Leben hätte einem alles genommen und nichts mehr gegeben, wenn man sich einfach wünscht in Frieden leben zu können" beschrieb er genaustens meine Probleme und ich zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen. "Kann es denn einfach so möglich sein das du genau dasselbe durch gemacht hast wie ich?" stellte ich seinen Versuch mir nahe zu kommen in Frage "Du vertraust anderen Menschen nicht so gerne oder? Auch nicht Polizisten". Ich nickte leicht "Wie könnte ich auch? Fast alle unsere Bekannten haben ihn und mich verraten, selbst meine Familie steckt da mit drinnen...moment, ist das ein Trick gewesen? Um mich zum Reden zu bringen?" fragte ich verdutzt und realisierte jetzt erst meine Worte, dabei lehnte ich mich nach vorne um meinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. "Nein, nein, ich sage keinen Mucks wenn wir angekommen sind, versprochen, du hast mein Wort, auch wenn du mir jetzt noch nicht trauen kannst und willst", langsam lehnte ich mich wieder nach hinten und blieb ruhig, dazu hatte ich keine Worte mehr, ich musste ihm nun einfach glauben. Mehr sagen durfte ich nicht, ansonsten verrate ich mich wirklich noch, es ist so schon schlimm genug.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt