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...das kann man mir gar nicht glauben.

Oben in unseren 4 Wänden angekommen passierte nicht mehr viel. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und starrte gegen diese grässlich eintönig weiße Decke "Was ein Tag" kam über meine Lippen wie ein verzweifelter Atemzug. Wir schafften noch das Abendessen für alle zu machen und sogar noch das Frühstück vorzubereiten, das war alles ein reines Chaos und immer noch Frage ich mich wie ich das auf die Reihe bekommen soll so untalentiert wie ich doch bin. Es war bereits 20:14 Uhr, wir kamen noch rechtzeitig vor der Nachtruhe an. "Das ist ziemlich normal das mein Tag so verstrickt ist. Da kommst du auch noch hin, dein Leben zu Hause schien sicherlich nicht so spannend gewesen zu sein", murrend drehte ich den Kopf zu ihm "Natürlich nicht, kein normaler Mensch setzt sich sowas freiwillig auf die Tagesliste, immerhin hatte ich zu Hause noch sowas wie Freiheit" meine Worte bereute ich sofort. Aus irgendeinem Grund fiel ich in einen sehr gereizten Tonfall was jedoch nicht beabsichtigt war "Oh man sorry, ich bin nur ziemlich müde..ich schlaf jetzt lieber" entschuldigte ich mich kleinlaut und schwang die Bettdecke über meinen Körper, gleichzeitig drehte ich mich zu der noch nackten weisen Wand neben mir und zog die Decke bis unter die Nase.

"Schon okay Jimin. Hätte wohl nicht so aufdringlich sein sollen, ich mach noch das Licht aus dann lass ich dich in Ruhe" seiner Stimme nach zu urteilen überraschte ihn meinen kurzen aber ungemütlichen Tonfall der durch meine Erschöpfung hervorgerufen wurde sehr. Innerlich schimpfte ich mich selbst aus, gleich so zu reagieren nach meinen ersten Stunden hier, ich möchte es nur ungern mit Jin verspielen nur weil ich ein bisschen gestresst bin. In Zukunft nehme ich mich etwas mehr vor und überlege mir meine Worte zweimal bevor ich mich wieder selber hassen muss.

Das Licht im Zimmer erlosch. Innerhalb weniger Sekunden gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, aber lange genoss ich das stille Nichts nicht. Schnell schlief ich ein und hatte einen merkwürdigen Traum oder war es überhaupt einer?

"Jimin!" sofort riss ich die Augen auf, aber alles war finster. Unter mir gab es kein Boden, nur endlose Leere. Es war wie in diesen Albtraumvorstellungen vom Tod wo die Seele auf Ewig in einem Raum voller Nichts eingesperrt ist. Mein Körper flog einfach, an diesem Ort ohne jegliche Anziehungskräfte, es war mir ein absolutes Rätsel wie das physikalisch über gehen kann, denn es kam mir nicht vor wie ein Traum, es war etwas anderes. Die Stimme klang vertraut, aber meine Gedanken waren blockiert "Es ist schon okay, du brauchst dir deinen schönen Kopf wirklich nicht zerbrechen mit der Frage ob ich dich nun hasse oder nicht" sagte sie, eine sanfte und einfühlsame Stimme die dennoch gefüllt war von Schuld und Reue "Du bist mein Sohn, mein einziger und ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Was für eine Mutter wäre ich wenn ich meinem Kind nicht verzeihe? Du bist jung, du wolltest Freiheit und hast sie dir genommen. Du durftest die wahre Macht der Liebe erfahren, ich sollte stolz auf dich sein und das bin ich auch".

So liebevoll, aber doch so voller Schmerz und Leid. Das war meine Mutter und ihre Worte berührten nicht nur meine Hülle, sondern mein Herz, mein tiefstes Inneres. So stark zerbrach ich noch nie, nicht in Realität sowie in meinen Träumen. Es tat weh, aber es erleichterte mich auch ungemein auch wenn ein kleines bisschen Zweifel zu meinen Gefühlen hinzu kam. Wieso sollte man einer nicht realen Erfahrung glauben schenken? Ich bleibe weiter skeptisch.

Mein Mund öffnete sich, aber keine Worte kamen. Meine Stimmbänder konnte ich nicht fühlen, meine Zunge war taub, reden konnte ich nicht mehr und das ließ Panik aufsteigen in mir. Es war wie ein stummes ersticken, aber mit der bestehenden Möglichkeit atmen zu können. Ohne Worte zu leben ist fast so schlimm wie unter Wasser ohne Luft auskommen zu müssen.

"Mein Liebling, mein Ein & Alles, die Person die mich verändern konnte und alte Gefühle in mir wecken konnte die ich seit Jahren nicht mehr gespürt habe. Niemand konnte mich so berühren, niemand und jetzt sitze ich hier, weit weg von dir hinter Gittern und es kitzelt mir in den Fingerspitzen, jedes mal fang ich an zu schwitzen weil ich mir solche Mühe gebe nicht auszubrechen, dich nicht zu suchen und zu befreien. Ich bin von dir abhängig geworden, du bist meine Droge und ohne dich bin ich verloren. Von außen wirke ich kalt wie immer, aber innerlich werde ich von Tag zu Tag und Stunde für Stunde nervöser, zittriger und verrückter. Mein versprechen an dich bindet mich an diesen Ort, ich stehe das durch, genauso wie du. Verlier nicht die Hoffnung, wir sehen und wieder, ohne dich bin ich verloren. Ich liebe dich"

'badum, badum, badum, badum', mein Herz spielte verrückt. Ich spürte dessen Schläge in meinem ganzen Körper und in der Brust am meisten, es fühlte sich verrückt an, aufregend und so neu. Sämtliche Stromschläge zogen über meine Haut, umarmten meine Muskeln, durchzogen mein Fleisch. Es fühlte sich an wie bei einer seiner Berührungen, die die meinen Körper elektrisierten, die meinen Körper schwach machten, die meine Sinne benebelten wie das Gift einer Schlange welches mit ihrem Opfer spielt und langsam zu sieht wie es wehrlos wird. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flogen wie aufgeschreckt hin und her, durcheinander, von oben nach unten, von links nach rechts. Ich war nah am explodieren, aber es fühlte sich unglaublich gut an. Es machte mir klar wie sehr ich auch von ihm abhängig geworden bin, wir brauchen uns gegenseitig.

"Du glaubst echt alles, du bist so naiv Jimin", dieser Tonfall, ich hab diese Stimme noch nie gehört, wer ist da in meinem Kopf? Was wird hier für ein Streich gespielt? "Dummer Junge, macht alles falsch was man nur falsch machen kann. Verliebt sich in einen Mann der so viel Jahre älter ist als er, unglaublich, du bist eine Schande". Plötzlich wurde es kalt, mein Atem wurde zu einer Nebelwolke und mein Körper begann zu zittern. Alle Haare stellten sich auf um mich vorm erfrieren zu beschützen, trotzdem spürte ich die die Kälte durch meine Haut drang. "Du wirst schon noch sehen was du davon hast, was für ein dummer Familiennachfolger. Wegen dir werden die Parks aussterben!".

Was? Familiennachfolger? Was sollte diese Person von meinem Familienschicksal haben? Es muss doch jemand sein der selber ein Teil meiner Familie ist, aber ich kenne diese Stimme nicht, also gebe ich da sicher nichts drauf, dieser Mensch soll nur aus meinem Kopf verschwinden. "Nein, ich werde niemals verschwinden, ich bin ein Teil von dir". Ich bin der Herr meiner Gedanken und dieser Mensch zerstört diese gerade, all die guten Worte die ich eben von meinen liebsten Leuten hören durfte macht dieser Mann zur Nichte? Nein, das lass ich nicht zu.

"Raus aus meinen Gedanken!" schrie ich plötzlich mit voller Stimme und fühlte mich dann zurück in der Realität. Jemand rüttelte an mir und ich öffnete schnell atmend die Augen "Man, was ist los? Du hast plötzlich angefangen zu schreien" erkundigte sich eine besorgte Stimme nach meinem Wohlergehen und ich erkannte Jin er über mir gelehnt an der Bettkante stand. "Was? Was ist passiert?" fragte ich verwirrt und versuchte mich zu erinnern an das was mich eben noch rasend machte, aber ich fand nichts mehr, anstelle des Films war nur noch ein schwarzes Loch. "Das sollte ich eher dich fragen" seine Augen betrachteten mein wüstes Bett und mich mitten drinnen "Mit wem hast du bitte gekämpft? Deine Haare sind ganz nass, du hast geschwitzt und ich höre deinen Herzschlag gefühlt bis hier". Über meine Stirn liefen einige Scheißtropfen, meine Haare klebten auf der Stirn und langsam fühlte ich die Nässe auch an meinem ganzen Körper. Der kalte Luftzug im Zimmer ließ mich frösteln, trotz der Tatsache das mir eigentlich enorm warm sein müsste.

Langsam schloss ich wieder die Augen. Was war hier los?

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt