82

21 7 1
                                    

...wenn das hier nicht bald endet bekommen sie meine ganze Frustration zu spüren.

Der Mann gegenüber von mir regte sich und brachte mich zum Aufsehen. Seine Hand glitt leicht über die geöffnete Akte und als seine Finger am Rand ankamen klappte er sie zu und hob diese an. "Herr Park?" fragte er plötzlich und verträumt antwortete ich einfach mit einem 'hmh?' "Ich werde sie kurz verlassen, stellen sie solange lieber nichts an. Ein Kollege wird sie später abholen wenn wir ins soweit einig sind wie es weiter geht" informierte er mich und meine Augen führen automatisch zu der dunklen Scheibe. Irgendwie hatte ich das Gefühl das die Fäden von dort gezogen wurden, also schnaufte ich einmal lautstark und zog kurz die Augenbrauen zusammen bevor ich nickte "Ich werde schon nichts machen, wie auch". Er stand auf und lief zur Tür "Vielleicht bekommst du auch heute schon Besuch", sofort wurden meine Ohren größer "Wie? Von wem?" versuchte ich die Antwort aus ihm heraus zu bekommen, aber ohne etwas zu sagen ging er einfach aus dem Raum und schlug die schwere Tür zu welche ein grausames Echo durch den Raum zog weshalb ich die Muskeln kurzzeitig an spannte.

Das grelle Licht machte mich verrückt. Es blendete mich schon fast, obwohl ich an Helligkeit eigentlich gewöhnt bin. Durch dem Raum flog ein merkwürdiger Geruch, ich konnte ihn gar nicht wirklich beschreiben oder vergleichen. Um mir ein bisschen Dunkelheit zu gönnen hob ich die Arme und legte diese auf den Tisch, dabei kratzten die Ketten über die Oberfläche, aber das ignorierte ich gekonnt und ließ den Kopf auf meine Arme fallen. Sofort nahm mich die Müdigkeit ein als meine Augen im geschützten Dunkel lagen, also ließ ich kommen was kommen musste und sank die Lider aufeinander.

Jemand rüttelt an mir, immer und immer wieder. Langsam kam ich zur Besinnung und nahm ein leises "Schatz, wach auf, komm schon" wahr. Ein murrren rutschte meine Kehle nach oben und die Hand verharrte auf meinem Rücken wo ich bereits die Wärme an dieser einen Stelle spüren konnte. Lippen berührten im nächsten Moment meine Wange "Komm baby, wach auf" verlangte die mir bekannte sanfte, aber dunkle Stimme und nun öffnete ich die Augen und zog die Beine an um mich auf sie setzten zu können. Träge hiefte ich meinen Oberkörper noch nach oben und erkannte einen verschwommenen braunhaarigen neben mir "Yoongi?" flüsterte ich fragend und als meine Sicht klarer wurde erkannte ich ihn. Sofort stoppte ich alle Bewegungen und hielt den Atem an, seine Augen rollten an mir herauf und herab, aber das war meine geringste Sorge. Ohne nochmal weiter nach zu denken ließ ich die Arme fallen "Du bist es wirklich...das kann doch nicht sein" stellte ich fassungslos fest und er legte nur einen fragenden Gesichtsausdruck auf "Wer soll ich sonst sein?", schnell schüttelte ich den Kopf.

Das muss ein Traum sein.

"Gib mir den Beweis dafür das ich nicht Träume" sagte ich plötzlich und mein Gegenüber begann kurz zu grinsen "Sollte kein Problem sein". Seine Hand legte sich an mein Knie und fuhr langsam über meinen Oberschenkel nach oben. Aus Reflex hielt ich die Luft an und beobachtete jeden seiner Schritte stumm. Er beugte sich immer weiter zu mir nach vorne und sah mir tief in die Augen als sich unsere Lippen plötzlich berührten und er mir mit einem traumhaften Kuss bewies das sich das doch Realer anfühlte als Gedacht. Trotzdem fehlt noch etwas, zumindest hatte ich das Gefühl, irgendwas ließ mich immer noch an der Realität zweifeln.

Ich erwiederte den Kuss. Es war mein größter Wunsch das alles nochmal zu spüren. Er ließ von mir ab "Beweis genug?" fragte er und ich nickte sanft "Aber warum sind wir nicht in Korea? Wo sind die Polizisten?", seine Augen würden etwas größer "Hier ist rein niemand außer uns und meiner Tante, was hast du denn bitte geträumt?" ging er nun auf den wichtigsten Teil ein "Wir wurden verhaftet, hier vor der Haustür und sie haben uns getrennt und es war alles so schrecklich ich-..." "Shh, Liebling" sagte er und rutschte näher an mich heran "Auch wenn ich jetzt nicht real bin, aber hör mir zu und das meine ich Ernst. Ganz egal wie viel Weg uns trennt, ganz egal ob uns Menschen absichtlich außeinander halten oder nicht. Kein Ozean, kein Kontinent und kein Universum kann uns trennen. Ich bin nicht oft so sentimental, aber wir werden in Gedanken und mit unserem Geist immer verbunden sein. Wir werden uns wieder sehen, sei geduldig und glaube an unsere Liebe, sie geht tiefer als das. Wir werden diesen Abgrund durchqueren, zusammen. Hör auf meine Worte, ich warte auf dich und du hoffentlich auch auf mich. Ich liebe dich, vergesse das bitte niemals".

Mit großen Augen sah ich ihn an und dabei rollten mir zwei Tränen die Wange herunter. Ich war gerührt, begeistert und traurig über seine Worte, der Gedanke an so viele Monate getrennte Leben zeriss mich innerlich und langsam wuchs ein Netz der Trauer über meine unendliche Wut die bis eben noch meine Körper übernahm. "Bitte, sag dass das alles nicht wahr ist" wimmerte ich mit zittriger Stimme und spürte wie sich meine Augen mehr mit Tränen füllten, aber er wischte mir die ersten paar nassen Tropfen weg und lächelte mich sanft an "Verschwende keine Tränen wegen sowas, ich will dein hübsches Gesicht nicht traurig sehen. Du sollst lächeln, glücklich sein bis zu dem Moment wo wir uns wieder sehen, wir schaffen das" sprach er mir gute Worte zu, aber mit jedem Buchstaben der über seine Lippen kam wurde meine Vision immer verschwommener. Es fühlte sich immer Unrealer an, wie ein Traum oder eine Prophezeiung. Als hätte sein Geist zu mir gesprochen.

Ein knall riss mich aus dem Schlaf und ich schreckte nach oben. Mein Herz begann zu Rasen und ich sah mich hektisch in dem Zimmer um. Vor meinen Augen stand ein anderer Polizist, einer mit typischer Mütze auf dem Kopf und zwei unterschiedlichen Augenfarben, das sah extrem schön aus, aber sein Blick schien überrascht, ich wusste gar nicht warum. "Warum.." begann er und kam mit seiner Hand näher an mein Gesicht heran, ich lehnte mich langsam unsicher zurück, aber sein Zeigefinger berührte schon meine Wange. Wenige Sekunden später entfernte sich seine Hand wieder ein Stück und auf seiner Haut ballancierte eine Träne "Wieso weinen sie Mr. Park?" fügte er noch hinzu und ich beobachtete wie die Träne seinen Finger herunter kullerte und schließlich auf die Tischoberfläche fiel.

Unglaubwürdig fasste ich mir gegen die Wange und spürte nunendlich auch die Feuchtigkeit auf meiner Haut. Der Traum war nicht Unreal, er war wirklich eine Vision, eine Verbindung unserer Seelen für einen kurzen Augenblick.

Schnell schüttelte ich den Kopf und wischte die Tränen endgültig weg "Ehm..keine Ahnung, ist auch egal, was gibt's?" wechselte ich das Thema und sah ihn mit einem gespielten Lächeln an. "Ja...also, ich bringe dich jetzt in eine Übergangszelle, auch Untersuchungshaft genannt solange dein Antrag noch für das Gericht vorbereitet wird. Das kann ein paar Tage dauern." erklärte er mir und und ich stand langsam auf, er packte leicht meinen Arm, aber blieb nochmal stehen "Ach ja, und sie haben Besuch. Der Raum wird kurz vorbereitet, solange bleiben sie in der Zelle" hing er noch kurz ran und wollte dann weiter gehen, aber bei seinen Worten blieb mir das Herz stehen. "Warte...wer?" fragte ich vorsichtig und daraufhin sah er mich an "Ihre Mutter, Sir". Nun schluckte ich einen fetten Kloß meine Kehle herunter der sich dort innerhalb weniger Sekunden bildete.

Was soll ich nur sagen? Was soll ich ihr nur sagen? Sie wird mich hassen, verachten. Meine Nervosität stieg mit jedem Schritt den wir Richtung meiner Zelle machten. Warum musste sie mich unbedingt jetzt besuchen? Was sollte das denn? Wollte sie mich noch schlechter fühlen lassen? Ich glaube nicht, aber ich muss mir dringend einfallen lassen was ich sagen soll.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt