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...dann hat sie Zeit sich alles nochmal zu überlegen ohne mich sehen zu müssen.

Noch immer saß ich wie angewurzelt auf meinem Platz und starrte gegen die Lehne des leeren Stuhls gegenüber von mir. Mein ganzer Körper hatte sich verkrampft und ich fühlte mich wie eine Statue die den Tränen schon wieder verdächtig nahe stand, aber auch in diesem Fall durfte und wollte ich keine Schwäche zeigen, das alles geht vorüber und auch meine Mutter wird die Dinge so annehmen wie sind sind, es braucht nur seine Zeit.

Von links hörte ich Schritte und im nächsten Moment hatte ich schon eine Hand um meinen Oberarm welche mich leicht nach oben zog "Stehen sie auf, die Besuchszeit ist vorüber" forderte er mich auf, aber mein Körper wollte sich nicht bewegen, nicht mal meine Augen entfernten sich von dem hellen Holz der Lehne. Der Mann neben mir begann ungeduldig zu werden und wohl auch ein bisschen sauer, denn seine Finger drückten sich spürbar in meine Haut durch den Stoff meines T-Shirts "Mr. Park, ich wiederhole mich nur ungern, stehen sie auf", immer noch keine Reaktion von meiner Seite. Von mir hörte man nur die unregelmäßige Hebung und Senkung meiner Lunge, es fühlte sich an als ob sie gleich aufgibt und ich ersticken muss.

Ein starker Druck machte sich an meinem Arm bemerkbar und im nächsten Moment stand ich schon. Die Lagestelle seiner Hand begann zu schmerzen und ich schaffte es endlich meinen Augen ein neues Bild zu bieten, denn er riss mich mit sich "Wenn sie nicht freiwillig laufen wollen dann bringe ich sie eben dazu" sagte er genervt von meinem Steinkörper während ich nur neben ihm her stolperte. Meine Füße und Beine waren noch nicht wach genug um die plötzlichen Forderungen zu erfüllen, aber der Schmerz an meinem Arm nahm deutlich zu was meine Laune von der einen auf die andere Sekunde noch mehr in den Keller trat und ich ohne jeglichen Willen begann zu handeln.

Ich blieb stehen, holte mit dem Bein aus und schlug mein Knie in seine Kniekehle sodass er aus Reflex einknickte und mit den Knien voran auf dem Boden landete. Endlich war ich frei von seinem Griff, aber anstatt es gut sein zu lassen verspürte ich den Drang mehr zu machen, also stellte ich mich hinter den Mann, nahm sein Kopf zwischen meine Hände und Brust bevor ich die Kette meiner Handschellen stramm gegen seine Kehle drückte. 

In meinem Kopf herrschte totale leere. Ich hatte nur ein Ziel: Alle aus dem Weg schaffen die mir meine Freiheit wieder weg nehmen könnten, dazu gehörte eben der Beamte, denn solche Menschen lassen sich nicht durch einen Schlag in die Kniekehle außer gefecht setzen, da musste schon mehr passieren und die Idee mit meinen Handschellen erschien mir dafür mehr als nur passend.

Der Mann schnappte nach Luft und versuchte meine Hände weg zu zerren, aber der Glanz in meinen Augen war verschwunden, als hätte mich ein Dämon übernommen der seine Schandtaten auf meine Kosten ausführte, aber nein, das war ich, mit einem klaren Verstand der meine Taten verschuldete. Ich war lange genug nett und geduldig, aber so wie die meisten hier mit mir umgehen haben sie nichts anderes verdient und das war nur der Anfang, noch könnte ich mich ganz leicht hier raus schmuggeln, nur hinter die Mauer komme ich nicht so einfach.

Ein lautes Poltern drang vom Gang zu uns herein welches der Tür immer näher kam und wie ich es mir schon denken konnte standen schon 3 andere Polizisten im Türrahmen und überlegten nicht lange um ihren Kollegen zu befreien. Zwei befielen mich von links und rechts, da hatte ich echt keine Chance und auch keine Lust mich zur wehr zu setzen. Als sie mich weg holten fiel der Mann nach vorne auf den Boden und der dritte Retter half ihm wieder an Luft zu kommen während die anderen beiden mich fest im Griff hatten, aber das Interessierte mich eher weniger, nur der Anblick von dem immer noch schwer atmenden Mann vor mir hielt mich noch halbwegs bei Laune.

"Geht's wieder?" erkundigte sich der Azubi nach dem Wohlergehen des Mannes und er fasste sich mehr als einmal gegen die Kehle wo die Ketten rote Abdrücke hinterlassen hatten und nickte leicht "Jaja..geht schon, aber schafft diesen Psycho endlich weg" bat er die zwei breiter gebauten die neben mir standen "Was ist denn überhaupt passiert? Wieso hat er dich denn angreifen können? und gab es einen Grund dazu?" befragte der rechts neben mir den älteren Herr auf dem Boden welcher langsam wieder zurück kam und sich von dem Schock zu erholen schien. "Seine Mutter war da, das Gespräch lief ziemlich schlecht so wie ich es gehört habe, das scheint der Auslöser gewesen zu sein da ich ihn zum laufen gebracht hatte. Von alleine wollte er nicht und dann haut der mich einfach mit einem Tritt in die Kniekehle um und erwürgt mich fast" erklärte er das genaue Geschehen und ich hätte es nicht besser sagen können. 

"Das wird nochmal auf sie zurück kommen Mr. Park, aber erstmal geht's wie geplant zurück in die Zelle" spuckte der Mann links neben mir nochmal große Worte bevor wir uns an den anderen beiden vorbei schlängelten und im schmalen, weißen Labyrinth System ankamen. Als wir etwas weiter weg von dem Raum waren begann mich der eine zu bequatschen "Du weißt schon das dir das teuer zu stehen kommt oder? Körperverletzung bei einem staatlich anerkannten Beamten? Das könnte deine Gefängnisstrafe verlängern und kann einen Eintrag in dein Strafregister werden wenn er dich anzeigt", genervt verdrehte ich die Augen. Sie sollten es lassen mich mit dummen Gesetzen voll zu reden, es ist mir bewusst das sowas Strafbar ist, aber schlimmer kann es nun eh nicht mehr kommen. "Nein, ich hab das aus langweile gemacht und bin jetzt zu tiefst erschüttert über meine Tat" meine Worte strahlten förmlich vor Sarkasmus, aber damit hielten die beiden auch endlich ihren Mund.

Nach 10 Minuten sinnloses durch den Gang gelaufe kamen wir endlich in einem Trackt an der stark nach einem Gefängnis aussah. Links und rechts reihten sich die typischen Zellentüren auf und zwischen ein paar Security Büros gab es auch noch sämtliche Abstellkammern, zumindest stand das auf den Schildern welche rechts neben den Türen hingen.

Sie brachten mich in eine der Zellen relativ weit vorne an der Brandschutztür aus Glas welche ein A3 förmiges Gitterfenster auf Kopfhöhe besaß womit ich wenigstens noch etwas auf dem Gang sehen konnte. Innerhalb weniger Minuten lieferten sie mich in dem kleinen Raum ab, aber bevor sie mich endlich alleine ließen holte der etwas größere von beiden einen dicken, schwarzen Kabelbinder aus seinem Taschengürtel und symbolisierte seinem Kollegen mit einer Kopfbewegung das er mich fest halten solle. Gesagt, getan. Zu zweit fixierten sie meine Hände straffer als nur mit den Handschellen damit ich meine Arme nur noch einknicken konnte, auseinander jedoch bekam ich sie überhaupt nicht mehr.

"Jetzt sollte er erstmal geschert sein. Erkundigen wir uns nach Mr. Hyun" schlug dick vor und schon verließ er mit doof an seiner Seite den Gefängnis trackt nachdem sie meine Tür sicher verschlossen. Ohne nochmal einen Blick aus dem kleinen Fenster zu werfen erkundete ich das Zimmer, zuerst das schmale Bett. Es war nicht sonderlich weich und wenn ich auf und ab wippen wollte passierte fast gar nichts, das war wohl keine gewohnte Federkern Matratze. Der restliche Raum bestand aus einem Schrank mit leeren Fächern und einem kleinen Fernseher der nicht mal angeschlossen war. Das Badezimmer war separat durch eine Wand vom Raum getrennt aber ohne Tür und in diesem Kämmerchen mit Toilette und Waschbecken konnte ich mich gerade so einmal um mich selbst drehen. der Boden war gefliest mit solchen typischen dunklen Fliesen die ab 1990 der Trend in jeder Küche waren und die Wände sahen aus wie einmal durch geschmolzene Butter gezogen, einfach nur ekelhaftes, schmutziges Gelb. "Das ist so ein Kaff. Wenn ich hier länger als einen Tag bleiben muss beiße ich mich durch die Gitterstäbe durch" murmelte ich empört und setzte mich wieder auf das Steinbett.

Leise begann ich irgendein Lied zu summen was mir in den Sinn kam und schon bald entwickelte sich aus dem summen ein leises singen. So hatte ich wenigstens die Möglichkeit mich ein bisschen abzulenken und die Zeit zu vertreiben bis mich mal wieder jemand besuchen kommt.

Ripped OutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt