...dafür sorge ich.
Er öffnete die Tür und trat beiseite "Sie haben eine viertel Stunde", ohne noch einen Blick an mich zu verschwenden sah er gerade aus. Ich schluckte und stellte mich der Wahrheit, indem ich mich gegenüber von ihr an meinen restmäßigen Platz setzte.
Unter dem Tisch stand eine große schwarze Tasche, keine Ahnung ob ich Angst haben muss oder nicht. Erstmal jedoch konzentrierte ich mich auf meine Freundin alleine. Sie musterte mich prüfend und gleichzeitig unsicher während ich Schwierigkeiten hatte sie anzusehen und mir lieber nochmal den kahlen Raum ansah in dem wir uns gerade befanden. Eine angespannte Stimmung flog durch die Luft und meine Daumen führten einen Kampf gegeneinander.
Nochmals warf ich einen Blick auf die schwarze Sporttasche zwischen ihren Beinen von der nur die Henkel zu sehen waren wenn man nicht unmittelbar den Kopf unter den Tisch steckte. "Also...falls du dich fragst was in der Tasche ist...ich hab die ein paar Sachen von zu Hause mitgebracht" beendete sie die Stille und nun war ich einfach nur überrascht, konnte ihre Worte gar nicht so wirklich glauben. Sie griff nach unten und holte das anscheinend schwere Stoffgefäß nach oben auf die hellbraune Tischplatte.
"Ich hab ein paar von deinen Lieblings Kleiderstücken mitgebracht, auch einige Bilder die dir am Herzen liegen..natürlich ist hier auch die Glaskugel drinnen..".
Bei diesen Worten trieb es mir fast schlagartig die Tränen in die Augen, aber ich kämpfte so gut wie es ging dagegen an um mich nicht ablenken zu lassen. "Die die du mir zum Geburtstag geschenkt hattest..." beendete ich ihren letzten Satz worauf sie nickte. Dabei entstand ein leichtes glitzern in ihren Augen, jedoch hielt es nicht sonderlich lange an da die Trauer und Unsicherheit wieder schnell in ihren Blick zurück kehrte."Danke, das bedeutet mir wirklich so viel und...ich weiß gar nicht wie ich dein Mitgefühl verdient habe" gab ich offen zu und senkte den Blick auf meine Daumen die immer noch miteinander tanzten. Sie griff meine Hand und hielt mich damit von dem nervösen herum gespiele ab. Verwundert hob ich wieder den Blick, sie hatte sich ein bisschen über den Tisch gelehnt und strich mit ihrem Daumen über meinen Handrücken.
"Ich weiß das zwischen uns ziemlich viel scheiße passiert ist. Schon alleine wegen dem was an der Mauer passiert ist und danach, aber Jimin, du bist mein bester Freund, niemand kann dich ersetzen und deshalb seh ich es nicht ein dich einfach zu verstoßen wegen einem berechtigten Fehler" sie hielt kurz Inne um Luft zu holen und mich vielleicht nicht gleich so zu belasten mit den Dingen die wir einander gestehen mussten. "Du bist alles was ich habe, alles das was deine Mutter hat. Wir können dich nicht hassen, niemals. Ich genoss jeden Moment mir dir, seitdem wir uns kennen, du verstehst mich am besten und dafür hab ich dich jeden Tag mehr lieb ob du nun hier bist oder zu Hause, es spielt keine Rolle.". Ich konnte nichts sagen, ihre Worte verschlugen mir die Sprache. Mit starrem Blick versuchte mein Gehirn das zu verarbeiten was sie mir eben alles offenbart hatte.
Ihre zarte Hand in meiner wieder zu fühlen war als wäre ich in der Zeit zurück gereist. Wenigstens für einige wunderbare Minuten. Ich nahm meinen Mut zusammen um ihre eine angemessen Antwort zu geben, diese hatte sie verdient. "Erstmal danke, danke das du gekommen bist und immer noch auf meiner Seite stehst trotz den ganzen Geheimnissen die über alles außer über mich ans Tageslicht kamen. Dann bin ich erleichtert zu sehen das du wieder komplett genesen bist, ich war krank vor Sorge in dem Unwissen zu leben ob du es geschafft hast oder nicht. Außerdem war mein Verhalten zu meinem Geburtstag falsch, ich hätte dir keine falschen Hoffnungen machen sollen. Ich will gar nicht wissen wie du dich gefühlt haben musst als raus kam das ich in einer festen Beziehung bin, so hätte das alles nicht ablaufen sollen und ich kenne keinen Grund warum du mir in all dem verzeihen solltest, ich war ein ganz schöner Idiot" brachen alle Wahrheiten und Emotionen einfach aus mir heraus, nun hatte ich endlich den Mut gefunden zu sprechen und es tat so gut all die Missverständnisse langsam aus der Welt zu bringen die ich mehr als ein halbes Jahr mit mir herum geschleppt hatte.
Von meiner besten Freundin kam ein Lächeln, es enthielt so viel Wärme und Mitgefühl das sich meine Schuldgefühle gleich noch 10 mal verstärkten. Mein inneres Ich redete mir ein das ich nichts von diesen Worten und Reaktionen verdient hatte, das ließ mich unwohl und gleichzeitig wohl fühlen. "Du bist kein Idiot, einfach ehrgeizig, ich hätte es nicht anders getan wenn ich nicht so sehr verletzt worden wäre" stimmte sie mir zu und nun hob ich die Augenbrauen an "Wirklich?" ging ich mir ihrer Aussage sicher und sie nickte "Jap, hast schon richtig gehört, es stimmt" bestätigte sie und ich konnte meinen Ohren kaum glauben.
"Das heißt wir hätten zusammen fliehen können" stellte ich schlussendlich fest und sie lächelte "Ganz recht, aber in meinem Zustand hätte ich es sicher nicht überlebt. Wie hast du es eigentlich geschafft?", ihr Gesichtsausdruck wurde aufmerksam und ich lachte leicht."Also, ich bin ehrlich. Als ich die Mauer hinter mir gelassen hatte ging es mir so schlecht. Überall hatte ich Schmerzen, meine Ohren hatten einen schrecklichen Tinnitus und mein Kopf wollte nahezu explodieren. Es hatte nicht mehr lange gedauert und ich war in Ohnmacht gefallen am Fuße eines naheliegenden Waldes" meine Stimme klang wie die eines Podcast Sprechers, als würde ich eine lang zurückliegende Geschichte erzählen die ich selbst miterlebt hatte.
"Ab da kann ich mich an nichts mehr erinnern. Nur als an einem Baum liegend aufgewacht war. Mein Körper war in Verbände getaucht und mehr als meine Hose hatte ich nicht mehr an. Noch schwach und verwundert wollte ich wissen wo ich bin und wer mich her gebracht hatte. Da sah ich ihn, meine jetzige Flamme, aber soll ich ehrlich sein? Ich hatte echt Angst vor ihm am Anfang, so jemand emotionslosen hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.".Sie sah mich erstaunt an "Wenn das nicht der Anfang einer Hollywood reifen Liebesgeschichte war dann weiß ich auch nicht" erzählte sie lachend, aber verstummte relativ schnell wieder "Ich bin froh das du auch wieder genesen bist. Wir beide werden sicher ein paar Narben davon tragen" sagte sie als wäre es etwas schlechtes gewesen, aber ich lehnte mich leicht nach vorne "Warum? Da haben wir unseren Kindern etwas zu erzählen", auf meinen Lippen formten ein begeistertes Grinsen, aber unser schöner Moment wurde von dem Wächter unterbrochen. "Ihre Sprechzeit ist vorbei" sagte er monoton und wir sahen uns an und seufzten gleichzeitig "Schade, aber wir sehen uns sicher wieder" sprach sie mir Mut zu und ich nickte "Hoffentlich hast du Recht".
"Stehen sie schon auf, hop hop" forderte mich der blonde auf und ich ließ ihre Hand los, nahm die Tasche an den Henkeln und stand auf "Wir sehen uns, sag Mama das ich sie liebe, egal was sie von mir denkt" gab ich ihr noch mit auf den Weg bis mich der Mann von ihr trennte und zurück auf mein Zimmer brachte.Dort angekommen stellte ich die Tasche auf mein Bett und öffnete den Reißverschluss. Jin gesellte sich zu mir "Wie ich sehe war das Treffen doch nicht so schlecht hmh?" stellte er fest und schielte durch einen kleinen Spalt in die Tasche rein um etwas zu erkennen. "Was hast du denn schönes bekommen? Anscheinend nicht nur einen auf den Deckel" merkte er lachend an und ich verdrehte die Augen kurz schmunzelnd "Nein, sie hat mir Klamotten und besondere Bilder mitgebracht ohne mir Vorwürfe zu machen. Sie sagte sogar sie wäre damals mit geflohen wenn sie nicht so stark verletzt worden wäre und falls du fragst, wie hatten nicht all zu viel Zeit zum reden, das wichtigste ist gesagt, aber hoffentlich kommt sie nochmal her" beantwortete ich gleich sämtliche seine Fragen die so oder so noch aus seinem Mund gefallen wären. "Dann hast du echt Glück mein Freund, aber richte dich erstmal halbwegs ein, ich lass dich in Ruhe" entschied er und begab sich zurück auf seine Seite des Zimmers während ich in der Tasche kramte und die Sachen sortierte um sie später weg zu räumen.
Ihre Aktion machte mich enorm stolz und ich schöpfte neue Hoffnung, nun konnte ich mich in Ruhe mit meinem Kopf auseinander setzen ohne mich wieder herunter ziehen zu lassen. Ein wahrhaftiger Sieg für mich an der Stelle.
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Ripped Out
FanfictionEine Mauer um Südkorea. Eine, um das Land zu beschützen und die Bevölkerung einzusperren. Nun bin ich erwachsen und habe ein Recht darauf die Welt zu sehen, meine Mutter kann mich genauso wenig wie Tzuyu davor beschützen etwas Dummes anzustellen. ...