Kapitel 93

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3 Tage später

Schweratmend blickte ich auf sein Grab, welches von unzähligen Menschen umzingelt war.

Mitleidige Blicke und Tränen, einfach überall.

Kraftlos öffnete ich meine Augen, da sie sich immer wieder schlossen.

Seit zwei Tagen habe ich keine Augen mehr zugemacht.

Noch am selben Abend, als ich vom Tod meines Vaters erfahren habe, sind wir in die Türkei geflogen.

Begleitet haben mich Sude Teyze, Ensar und die Schwester meines Vaters.

Enes und Ahsen wollten mit, doch wir haben darauf bestanden, dass sie in Rüsselsheim bleiben.

Erstens war Ahsen schwanger und zweitens musste einer auf Liya aufpassen.

Auch wenn Suheyla das schaffen würde, wollten wir sie nicht alleine zurücklassen.

Seufzend kniff ich meine Augen zusammen, als die Gebete vorbei waren und die Menschen mit der Zeit verschwanden.

Zwei Tage vergingen mit Tränen und einem fürchterlichen Schmerz in meiner Brust.

Heute, heute vergoss ich keine Träne.

Denn ich musste stark bleiben.

Sude Teyze hatte ihren Mann verloren, den sie überalles liebte.
Und Liya, sie hatte ihren Vater verloren.
Dieser Schmerz war viel schlimmer, als alles andere.

Ich weiß nur zu gut, wie es ist ohne Vater aufzuwachsen.

Doch nun wird mir bewusst, dass ich weder meine Mutter noch meinen Vater mehr auf dieser Welt hatte.

Beide hatten mich verlassen und beide haben wahrscheinlich endlich wieder zueinander gefunden.

Hoffentlich können sie sich endlich aussprechen und hoffentlich kehrte Frieden zwischen den beiden.

Tief durchatmend blickte ich mich um und setzte mich auf den Stein neben seines Grabes.

Leyla: Babam... wieso bist du gegangen?

Als ich mir sicher war, dass niemand mehr da war, strömten die Tränen nur so über meine Wange.

Leyla: Du weißt das ich dir verziehen habe oder? Baba ich habe dir all deine Fehler verziehen und du bist trotzdem gegangen. Du hast mich trotzdem alleine gelassen.

Ich schluchzte auf und vergrub meine Finger in die Erde.

Ich atmete tief ein und aus, als es begann zu regnen.

Leyla: Ich weiß, dass du mich hörst Baba. Ich weiß es. Was ist aus deinem Versprechen geworden? Ich dachte, dass wir durch dick und dünn gehen und deine Krankheit zusammen besiegen. Leere Versprechungen? Inzwischen musst du wissen, dass ich sowas nicht mag!

Ich schluchzte erneut und richtete meine Augen auf seinen Namen.

Leyla: WIESO BIST DU GEGANGEN?!

Doch ich schaffte es nicht, ich schaffte es nicht stark zu bleiben.

Leyla: GITME ! (Geh nicht) WAS MACH ICH OHNE DICH?! Sag es mir, SÖYLE (sag es)!

Weinend krallte ich meine Finger in die Erde und senkte wieder meinen Blick.

Kurz darauf spürte ich zwei starke Arme, die sich um meinen Körper schlangen.

Erschöpft sackte ich zusammen, bis ich umgedreht wurde und mein Bruderherz mich in seine Arme drückte.

Ensar: Leyla es wird alles gut. Ihm geht es gut. Ihm geht es jetzt viel besser.

Doch ich schüttelte den Kopf und versuchte mich von ihm zu lösen.

Leyla: Er hat mich alleine gelassen Ensar. Er ist einfach gegangen! Ich habe niemanden mehr...ich habe IHN nicht mehr. Ich kann nicht ohne ihn!

Erneut versuchte ich mich zu lösen, als er mich plötzlich an den Handgelenken fasste und mir tief in die Augen starrte.

Auch seine Augen waren rot, was ich leider erst jetzt bemerkte.

Und da lief ihm bereits eine Träne über die Wange, weswegen er wahrscheinlich kurz seine Lippen aufeinander presste, um weitere Tränen zu vermeiden.

Er konnte es auch nicht. Er schaffte es auch nicht länger stark zu bleiben.

Leyla: E-Er ist weg. Er ist weg und niemand wird bei mir sein. Niemand wird ihn ersetzen können...

Es herrschte eine kurze Stille, bis er diese mit Wut in seiner Stimme unterbrach.

Ensar: Rede kein Schwachsinn! Ich bin bei dir! Leyla ich bin bei dir und werde dich niemals verlassen! Du bist nicht allein. Ich bin da!

Leyla: Das kannst du mir nicht versprechen Ensar, das kannst du nicht.

Ensar: DU REDEST SCHWACHSINN! Erinnerst du dich noch an deinen ersten Tag in Rüsselsheim?! Leyla ich habe dich gehasst. Ich habe dich so sehr gehasst und jetzt?! Ich habe dich wie meine eigene kleine Schwester lieben gelernt. Hörst du das?! ICH BIN BEI DIR! Ich werde dich NIEMALS verlassen. ICH BIN DEIN BRUDER!

Wimmernd blickte ich nun zu ihm auf und stockte für einen Moment.

Letztendlich krallte ich mich weinend in seine Schulter und vergrub mein Gesicht in seine Brust.

Leyla: A-Abim (Mein großer Bruder)

Es fiel mir sehr schwer dieses Kapitel zu schreiben.
Es nimmt mich emotional mit, da ich daran denken musste, dass in 14 Tagen mein Opa schon 1 Jahr weg ist ...
Danke fürs lesen. Danke für alles ♥️

Schaut bei „Ölümsüz Unikat" nach.
Ihr könnt euch die Charaktere anschauen und die Beschreibung lesen♥️

Sevme Beni - Mero428Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt