155. Keine Rätsel!

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"Das sind in der Tat keine guten Nachrichten." murmelte Eragon nachdem er Burods Bericht gehört hatte. "Hat sich Orik bereits dazu geäußert."
"Noch nicht Arget Un. Moira erstattet ihm gerade Bericht." antwortete das Abbild Burods aus dem Spiegel heraus. "Was ich einfach nicht verstehe ist wie Borien ein der artiges Trugbild erzeugen konnte. Ihr habt solche Bilder doch auch während des großen Krieges eingesetzt. Da waren mehrere Magier der Elfen erforderlich um es überzeugend wirken zu lassen."
"Es ist nicht immer soviel Kraft erforderlich Burod." Arya die als Eragons Gefährtin, Stellvertreterin und engste Beraterin den Bericht mitverfolgt hatte meldete sich nun zu Wort. "Der Energieverbrauch einer solchen Täuschung ist stark davon abhängig was für Handlungen sie ausführen soll, wie groß das Bild ist und welche Sinne getäuscht werden müssen. Das Abbild eines einzelnen Zwerges ist schon einmal wesentlich kleiner als das eines ausgewachsenen Drachen und seines Reiters. Die Täuschung von Saphira und Eragon wusste außerdem nicht nur echt aussehen sondern auch in der Lage sein zu kämpfen. Man musste ihr also Substanz verleihen. Außerdem war das Trugbild so gestaltet, dass es nicht nur die Augen täuschte. Es musste schließlich auch in der Lage sein Wesen zu überzeugen die wesentlich feinere Sinne haben als Menschen oder Zwerge. Dorn wäre es beispielsweise im Kampf aufgefallen wenn das Abbild von Saphira nicht den typischen Geruch einer Drachendame verströmt hätte. Am Boden wussten Saphiras Schritte die Erde zu erzittern bringen und der Schlag ihrer Flügel musste die Luft in Aufruhr versetzen. All diese feinen Details kosten natürlich eine Menge Energie aber solche Einzelheiten sind bei der Täuschung die ihr gesehen habt ja nicht erforderlich. Es war kein typischer Geruch von Nöten und niemand ist dem Trugbild nahe genug gekommen um es berühren zu können und nachdem es die Rutsche erreicht hatte musste sich das Trugbild nicht einmal mehr bewegen. Dadurch wird der Kraftaufwand der nötig ist auf ein recht überschaubares Maß reduziert."
"Verzeiht Meisterin. Ich habe mich eigentlich immer für einen eurer besseren Schüler gehalten aber das hätte ich Bedenken müssen."
"Du bist einer meiner talentiertesten Schüler Burod. Es ist unmöglich an alles zu denken." versicherte Arya wandte sich dann aber an Eragon. "Wir dürfen diesen dunklen Kult auf keinen Fall nochmal unterschätzen. Ihr fanatischer Glaube mag für uns schwer nachzuvollziehen sein aber wir dürfen diese Verblendung auf keinen Fall mit Dummheit verwechseln."
"Da hast du recht." Eragon konnte seiner Gefährtin nur zustimmen. "Sie handeln sehr bedacht und verfügen offensichtlich über sehr talentierte Magier. Es besteht kein Zweifel, dass sie eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Ich denke die Zeit für Zurückhaltung und heimliches agieren ist vorbei. Ich denke darüber nach der und Beoram Verstärkung zu schicken Burod. Wie ist deine Meinung dazu."
"Die Priesterschaft meines Volkes wird es nicht unbedingt gern gesehen aber ich bin eurer Meinung Arget Un Eragon. Mit mehreren Reitern können wir mehrere Heimstätten meines Volkes gleichzeitig durchsuchen und uns bemühen die Schriften wieder aufzuspüren. Einen Vorteil haben wir: So schlau und verschlagen unsere Gegner auch sein mögen, unsere kleine magische Rückversicherung haben sie offensichtlich nicht bemerkt."
Eragon wusste sofort wovon Burod sprach. Als Marlena und Ismira im von Vroengard aus kontaktiert und ihren Plan dargelegt hatten war auch Eragon sehr besorgt gewesen dass die dunklen Schriften der fanatischen Glaubensgemeinschaft um Marantera in die Hände fallen könnte. Deshalb hatte er seine Nichte und seine Tochter instruiert noch eine weitere Vorsichtsmaßnahme in die magischen Banne einzuarbeiten mit denen sie den Ort identifizieren wollten von den Gintar aus den magischen Transport durchführte. Welches Objekt auch immer mit Magie von Vroengard aus fortbewegt wurde würde automatisch mit einem magischen Bann belegt der es Burod und anderen Verbündeten des Drachenreiterordens ermöglichen würde den magisch verpflanzten Gegenstand aufzuspüren. Um sicherzustellen, dass der dunkle Kult diesen Zauber nicht sofort entdeckte hatte Ismira eine zeitliche Versetzung in die magische Beschwörung eingewoben. Ersten zwei Stunden würde sich der Zauber aktivieren und die Position der dunklen Schriften preisgeben.
"Gutes wir uns in diesem Punkt einig sind Burod." sagte eragon. " Die Reiterin der Gehörnten Togra und ihre Seelenschwester Aragna sind bereits auf dem Weg zum Beorgebirge. Sie sollten rechtzeitig eintreffen um dir und Beoram bei der Jagd zur Seite zu stehen. Marlena und ihre Begleiter werden sich auch auf den Weg machen sobald sie sich hinreichend ausgeruht haben."
"Wollen wir hoffen, dass die ganze Angelegenheit bis dahin erledigt ist."
Mit diesen Worten, die Eragon direkt aus der Seele zu sprechen schienen, verabschiedete sich Burod und das Abbild des Zwerges verschwand von der glänzenden Oberfläche des Spiegels.
Eragon und Arya blieben allein im Arbeitszimmer des Drachenreiters zurück und nickten sich an. Saphiras Gefährte hatte das Gefühl, dass die Elfe gerade etwas sagen wollte als ein poltern des Geräusch aus dem Nebenraum erklang. Wortlos kam die beiden langwierigen Gefährten über ein sich anzusehen was vor sich ging. Zwar war ihre gemeinsame Behausung mit diversen Schutz zaubern versehen die es keinem Feind gestatteten sie einfach so zu betreten aber trotzdem erregte dieses ungewöhnliche Geräusch die Sorge der beiden.
Gemeinsam betraten sie die Küche ihres Hauses und erkannten Selena, die sich gerade aus der Tür heraus stehlen wollte. Ertappt blickte die junge Frau erst ihren Onkel und seine Gefährtin an, dann geht ihr Blick zu einem länglichen, in Leder gebundenen Paket auf dem Küchentisch.
Arya Schritt energisch darauf zu und hob das Paket an.
"Was ist das?" wollte die Elfe von Selena wissen. Die Melodie ihrer Stimme verriet, dass sie nicht böse auf die Nichte ihres Gefährten war aber es als etwas befremdlich emfand, dass jemand durch ihre Heimstatt schlich.
"Meine Lehrmeisterin, also Angela hat mir das gegeben." druckste die junge Frau. "Auf dem Zettel der an das Paket gebunden ist steht, dass sie es am besten an Marlena schicken sollt. Ich sollte es eigentlich nur hinterlegen und wieder verschwinden aber ich bin gegen den verflixten Eimer dort gestoßen."
Arya legte den Kopf schief wie es beispielsweise eine Katze zu tun pflegte wenn sie neugierig oder skeptisch etwas betrachtete das ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Dann öffnete sie kurz entschlossen das Paket und enthüllte das aus einem einzigen Kristall geschliffene Schwert Klimpertod.
Eragon versuchte seine eigene Überraschung zu ignorieren und angesichts seiner Gefährtin zu erkennen was diese von dieser ungewöhnlichen Gabe hielt. Arya sagte nichts weiter sondern blickte die Klinge noch einen Moment an, dann drängte sie sich an Selena vorbei und verließ das Haus.
Eragon machte sich sofort daran seiner Gefährtin zu folgen. Er kannte den Gesichtsausdruck der Elfe nur zu gut und musste sich eingestehen, dass er froh war ihn über längere Zeit nicht gesehen zu haben. Jemand der Arya nicht so gut kannte hätte die ausdruckslose Maske die bar jeglichen Gefühls war nicht zu deuten gewusst aber Eragon könnte die Frau an seiner Seite besser. Wenn Arya ihre Gefühle so zurückdrängte walten selbige hoch. Das funkeln in ihren Augen verriet ein nicht zu unterschätzen des Maß an Wut.
Im schwindenden Licht des scheidenden Tages erkannte Eragon, das Arya den Weg nach Esterni eingeschlagen hatte und er war sich ziemlich sicher, dass sich Angela auf einen Besuch einstellen musste.
Dem Anführer der Reiter gelang es jedoch schnell seine Gefährtin einzuholen und hielt diese am Oberam zurück. Er brachte die Elfe dazu ihn anzusehen. In der ausziehenden Dunkelheit schien Aryas Augen geradezu zu leuchten. Es vergingen einige Sekunden bis die Elfe zu sprechen begann.
"Das letzte Mal als Angela dieses Schwert an dich ausgeliehen hat standen wir bald Shruikan gegenüber und an Helgrinds hätte ich dich fast verloren."
Das Echo der Angst, die Arya damals wohl empfunden haben musste huschte über die Züge der dunkelhaarigen Elfe. Dieser Anflug von Gefühlen war so vergänglich wie die Flamme einer Kerze in einem wilden Sturm. Arya brachte ihre Gesichtszüge in Augenblicken wieder unter Kontrolle und fuhr mit geradezu betont neutraler Stimme fort:
"Wenn unser Leben auf dem Spiel steht Eragon toleriere ich Angelas Vorliebe für Rätsel und geheimnisvolles. Wenn es um einen der uns unterstellten Reiter geht erreicht die weise Frau die Grenze dessen was ich bereit bin an Vertrauen aufzubringen aber wenn es um unsere Tochter geht bin ich nicht bereit Rätsel oder Andeutungen zu akzeptieren und ganz gewiss werde ich mich nicht auf eines ihrer Spiele einlassen. Diesmal will ich klare Antworten von ihr."
Mit diesen Worten wandte sich Arya wieder dem Weg nach Esterni zu und setzte ihren Marsch fort. Eragon und Selena folgten der Elfe in einigem Abstand.
"Klare Antworten sind in den Angelegenheiten mit den Angela und auch ich uns befassen eine schwierige Sache Onkel....." Selena machte den Versuch einer Erklärung gegenüber ihrem Oheim doch Eragon hob die Hand um sie zu unterbrechen.
"Das weiß ich. Es ist eine Tatsache. Allerdings ist diese Tatsache für......" Der Anführer der Reiter unterbrach sich kurz und ließ schmunzelnd einige Erinnerungen in sich aufsteigen. "Diese Tatsache ist allerdings schwer zu akzeptieren für ein....., nun ja, ein Kiselhirn.

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt