"Arget Un? Hört ihr zu?"
Burods Stimme schreckte Eragon aus seinen Überlegungen. Er musste sich eingestehen, dass seine Gedanken in der Tat gerade etwas abgeschweift waren. Sie galten mehr dem Gespräch dass Arya gerade mit Marlena führte als dem Bericht, der der Drachenreiter der Zwerge aus Tronjheim übermitteln wollte.
Eragon atmete tief durch und konzentrierte sich auf das augenblickliche Gespräch welches er über einen Spiegel in seinem Arbeitszimmer führte. Zwar war es verständlich, dass er sich als Vatersorgen um seine einzige Tochter machte aber er durfte nicht seine Pflichten als Anführer der Reiter vernachlässigen.
"Entschuldige Burod ich war gerade etwas abgelenkt. Du sagtest du wolltest mir die Ergebnisse der Befragung des Magiers der Zwerge vorlegen den ihr vor einiger Zeit gefangen genommen habt. Hat sich etwas ergeben?"
Burod brummte etwas unwirsch und strich sich über den gepflegten Schnurrbart.
"Leider nicht viel. Dieser Zwerg hat sehr gut gelernt wie man seine Gedanken verschließt. Selbst dem Ansturm von mir, Beoram und zwei weiteren Magien war er gewachsen."
Eragon stutzte. Wie einst sein Lehrmeister Oromis bei ihm hatte auch er bei der Ausbildung seiner Schüler großen Wert auf die Entwicklung ihrer geistigen Fühler und der Abwehr ihres Verstandes gelegt. Dass ein einzelnes Individuum, ganz gleich aus welchem Volk, einen so massiven Angriff standhalten konnte war ungewöhnlich. Eragon überlegte was der geistigen Verteidigung eine solche Kraft geben konnte. Am stärksten waren Schutzschilde um den Verstand eines Wesens wenn sie von tiefer Überzeugung oder großer Entschlossenheit gestürzt wurden. Ein Magier der unter dem Dienst eines Herrn gezwungen wurde hatte naturgemäß eine schwächere Verteidigung als jemand der sich freiwillig in den Kampf begab. Unentschlossenheit, innere Abneigung gegen das was man tat oder Angst schwächten geistige Schilde fast ebenso wie eine Ablenkung von außen.
Inzwischen fuhr Burod mit seinen Bericht fort.
"Leider lässt sich dieser Granitschädel von einem Zwerg auch nicht bestechen. Man hat ihm Geld, Strafmilderung ja sogar eine Amnestie angeboten aber er hat jedes Angebot ausgeschlagen. Derzeit müssen wir eine Pause einlegen was die Befragung betrifft. Wie ihr wisst Arget Un, sind wir Knurlan ein zivilisiertes Volk. Wir halten nichts von der Folter und auch Verhöre laufen war uns nach bestimmten Regeln ab. Zwar ist es zulässig, einen Gefangenen während der Befragung Essen und Getränke zu verweigern damit sein körperlicher Zustand seine Widerstandskraft schwächt aber man darf es damit nicht zu weit treiben. Das Leben des Gefangenen darf zu keinem Zeitpunkt in Gefahr geraten."
Eragon nickte. Im Grunde konnte er diesem Gesetz nur zustimmen. Sicher es erschwerte das Gewinnen von Informationen aber der artige Regeln und Einschränkungen waren eben der Unterschied zwischen einem Staat von Recht und Gesetz und der Diktatur eines Tyrannen.
"Jedenfalls sind wir gerade wieder bei einem Punkt angekommen, wo wir diesen feigen Attentäter eine Ruhepause von einem Tag und einer Nacht und etwas Verpflegung gewähren müssen." Burod schnaubte frustriert. "Im Grunde waren wir kurz davor seine Verteidigung zu überwinden aber dann ist der Kerl ohnmächtig geworden und das war das Signal die Befragung abzubrechen."
"Nun, auch wenn es das Fortkommen behindert so befürworte ich doch eigentlich dieses zivilisierte Vorgehen eures Volkes. Es ist leicht sich nur dann an Regeln zu halten wenn sie einem nicht im Weg sind."
"Da habt Ihr recht Arget Un. Allerdings ist mir während der Befragung doch eine Sache aufgefallen, die mir einen Bericht an euch wert ist."
"Um was geht es."
Burod sammelte kurz seine Gedanken bevor er weiter sprach.
"Nun Arget Un Eragon, auch wenn man an einem geistigen Schutzschild abgeleitet so erkennt man doch zumindest einige Elemente die diesen Schutzwall nähren. Bei diesem Zwerg ist die feste Überzeugung, dass er nur einen begrenzten Zeitraum durchhalten muss. Das erscheint mir ungewöhnlich. Bei den meisten Gefangenen ist es so, dass die Ausweglosigkeit ihrer Situation sie schließlich an einen Punkt kommen lässt wusste bereit sind zu kooperieren. Sie stellen sich die berechtigte Frage was ist denn bringt noch einen Tag oder länger Widerstand zu leisten."
"Es sei denn man ist der Überzeugung, dass jeder Augenblick zählt." murmelte Eragon ebenso zu sich selbst wie zum Abbild des Zwerges auf dem Spiegel. "Ist es das worauf Du hinaus willst?"
Burod nickte.
"Ich weiß das es nicht viel ist Meister aber es erschien mir wichtig das an euch weiterzuleiten. Sicher, der gefangene Zwerg könnte auch einfach der Meinung sein, dass er es seinem Glauben schuldet die Informationen so lange wie möglich zu verbergen. Es könnte aber auch mehr dahinter stecken."
Eragon überlegte einen Moment, dann stimmte er dem Zwerg zu.
"Du hast recht Burod. Außerdem ist es manchmal besser zu vorsichtig zu sein als zu selbstsicher."
"Oeí!" bestätigte der Zwerg. "Wenn der alte Orden der Drachenreiter etwas vorsichtiger gewesen wäre in Bezug auf Galbatorix, wer weiß wie die Welt dann heute aussehen würde."
"In jedem Falle anders mein Freund." lächelte Eragon. "Ich denke ich werde einen Bericht über die gegenwärtige Situation zusammenstellen und ihn an unserer Außenposten schicken. Es ist besser wenn die Reiter in den verschiedenen Teilen von Alagaesia gewarnt sind und die Augen offen halten."
"Ich habe mir schon gedacht, dass ihr so reagieren würdet Arget Un." brummte Burod und strich sich nachdenklich den Schnurrbart. "Grimstnzborith Orik hat mich diesen Fall gebeten euch zu fragen ob ihr auch das Wissen über Marantera verbreiten wollt."
Eragon zögerte einen Augenblick. Durch die relativ unbefangener Art in der er mit dem Abgesandten des Ordens über die Angelegenheit sprechen konnte hatte er fast vergessen, wie empfindlich die Zwerge auf den Namen Marantera reagierten. Wenn sich der Name in Alagaesia verbreitete würde es mit Sicherheit zu unerfreulichen Vorkommnissen führen. Vermutlich würde es in jedem Handelsaußenposten zu wüsten Schlägereien kommen wenn vielleicht im Suff der Name in Anwesenheit von reisenden Zwergen fiel.
"Nein, zum gegenwärtigen Zeitpunkt wäre das wohl eher leichtsinnig. Ich denke, es wird das beste sein wenn ich von einer geheimen Organisation in den Reihen der Zwerge spreche die offenbar eine feindselige Haltung gegenüber dem Orden an den Tag legt. Dazu noch eine Beschreibung des Vorfalls den es mit meiner Tochter gegeben hat und die Bitte nach diesem Zwerg Gintar die Augen offen zuhalten."
"Oeí Arget Un. Der Meinung bin ich auch! Es wird König Orik erleichtern, dass ihr noch so diskret vorgeht. Die meisten Reiter des Ordens habt ihr ja selbst ausgebildet. Sie dürften es wohl als ihre Pflicht ansehen diesen Gintar zu finden allein der Tatsache dass er eure Tochter beleidigt hat."
Eragon schmunzelte über die Loyalität des Zwerges und sagte: "Na, hoffen wir mal das Beste. Ich werde einige Tage brauchen um die Information verbreiten aber dann dürfte es Gintar zumindest schwerer haben sich zu verstecken. Wenn es wirklich so ist, das er ein bestimmtes Ziel erreichen will legen wir ihm damit vielleicht schon Steine in den Weg. Gibt es noch etwas?"
"Nur eine Kleinigkeit Schattentöter." antwortete Burod. "Es handelt sich auch hierbei um eine Frage von König Orik. Ihr hattet mit ihm über eine Situation im Norden gesprochen und darum gebeten, dass er sie zunächst nicht den anderen Clan- Oberhäuptern mitteilt bis geklärt ist ob die Umstände so sind wie gewünscht. Ich weiß zwar nicht genau was der König damit meint aber er möchte von euch wissen ob es in dieser Angelegenheit neue Informationen gibt?"
Eragon nickte. Er hatte sowieso vorgehabt Orik darüber zu informieren, dass sich der Verdacht was die Felder der Siedlung des Nordens befallen hatte, bestätigt hatte und er die Angelegenheit als Waffe vor der Versammlung der Clan- Oberhäupter einsetzen konnte.
"Richter Orik bitte Grüße von mir aus und sag ihm, dass er über diese Information nun verfügen kann er es für richtig hält. Unser Verdacht hätte sich dahingehen bestätigt. Es dürfte den König und vielleicht auch nicht auch interessieren, dass die Reiterprüfung die wir im Norden abgehalten haben bereits zu einem Ergebnis geführt hat. Unser Orden ist um ein menschliches Mädchen und eine kleine goldene Drachendame reicher geworden. "
"Das sind in der Tat gute Nachrichten Arget Un. Ich werde den König informieren und dann ein Glas Meet auf das Wohl der neuen Reiterin und ihres Sculblaka trinken. Auf bald Arget Un."
Mit diesen Worten verschwand Burods Bild von der glatten Oberfläche des Spiegels und Eragon sah nur noch sein eigenes schmunzeln des Gesicht. Der Anführer der Reiter war sich ziemlich sicher, dass es nicht bei einem Glas Meet bleiben würde.
Leider hielt die Fröhlichkeit des Anführers nicht lange an. Zu besorgt war er um seine Tochter. Eragon kam nicht umhin es als eine gute Idee zu empfinden, dass Marek und Narie die Ausbildung von Keanai zunächst übernehmen würden. Zwar war er nicht wirklich wütend auf den jungen Drachenreiter aber eine gewisse Sorge ob er ihm im Augenblick völlig neutral begegnen konnte ließ sich nicht leugnen zu lebendig war bei Eragon die Erinnerung daran wie schmerzhaft eine Wunde sein konnte die von unerfüllter Liebe herrührte.
Er beschloss sich bei seiner Gefährtin zu erkundigen was ihr Gespräch ergeben hatte.
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
FanficEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...