Der Einstieg in den Tunnel welcher zum Tempel führte war in der Tat relativ leicht zu finden gewesen. Er ließ sich durch einen versteckten Schalter öffnen und war so großzügig bemessen, dass Kyra und Alonvy ihren Reiterinnen problemlos folgen konnten. Die Ausmaße des unter irdischen Gang erklärte der Zwerg Atalet damit, dass oft pompöse, religiöse Prozessionen diesen Weg genommen hatten.
Zu Marlenas Erleichterung hatte Alonvy es auf später verschoben dem Priester der Zwerge eine Standpauke zu halten weil er den verräterischen Zwerg Borien so überstürzt angegriffen hatte. Auf Nachfrage hin erklärte die weiße Drachendame, dass sie die Gründe für Atalets Verhalten nach dessen Erklärung nachvollziehen konnte. Auch war sie wohl der Meinung, dass sie nun nicht der richtige Zeitpunkt zum streiten sei.
Letzterem konnte Marlena sich nur anschließen. Ein beklemmendes Gefühl hatte von der jungen Halbling Besitz ergriffen. Nun konnte sie sich nicht mehr mit Gebräuchen der Zwerge oder interessanten Phänomenen ablenken. Die Begegnung mit dem Wesen welches sie Marantera nannten stand unmittelbar bevor. Die Reiterin strich über das kleine Lederbündel welches sie an ihrem Gürtel befestigt hatte. Sie hoffte dass die Erinnerungen die der geliebte Gegenstand hervorrief sie etwas beruhigen würden.
Einmal mehr war es jedoch Alonvy, die ihrer Reiterin geistig zu Hilfe kam.
- "Beruhig dich kleine Halbling. Unser Plan wird funktionieren." -
- "Seit wann bist du so zuversichtlich?" -
Alonvy kicherte heiser.
- "Seid ihr dem Pfad des Pilgers folgen. Wir Drachen sind ein stolzes Volk und auch ich bin eigentlich nicht begeistert davon wie eine Spielfigur übers Brett geschoben zu werden aber in der gegenwärtigen Situation hat es etwas beruhigendes folgendes zu wissen: wir sind Teil eines uralten Plans. Wer immer dieser Pilger war hat offensichtlich gewusst was er tat. Ich spreche jetzt nicht nur von dem Feldzeichen. Denk mal an die Höhle. Er muss gewusst haben, dass uns die Möglichkeit zur Verfügung stehen würde die Eisschicht, die uns den Weg versperrte, zu schmelzen. Dann der Zauber auf der Höhlenwand und schließlich die Tatsache, dass alle Gänge groß genug sind, dass Kyra und ich euch begleiten können." -
Dem konnte sich Marlena im Grunde nur anschließen.
- "Ich denke du hast recht. Auch der Segen Svenajas Schwert hat sich schon als sehr nützlich erwiesen. Nicht zuletzt gegen den Zwerg Borien. Ich weiß nur nicht ob ich die Rolle wirklich ausfüllen kann die der Pilger mir zugedacht hat." -
- "Aber ich." - sagte Alonvy voller Zuversicht und zwinkerte ihrer Reiterin zu. Diese wusste nicht was sie antworten sollte und schickte daher nur ein Gefühl von Dankbarkeit an ihre Drachendame.
"Wir sind da." verkündete Atalet plötzlich. Der Zwerg hatte die Führung übernommen und nun, da sich Marlena nicht mehr auf die geistige Unterhaltung mit ihrer Drachendame konzentrierte sondern der Umwelt wieder Beachtung schenkte erkannte sie, dass sie vor einer großen Tür aus weißem Marmor angekommen waren wie die kunstvoll das Abbild der Göttin Kíff eingearbeitet war.
Atalet ihn bereits zu linken Seite der Tür und legte die Hand auf etwas, das wie ein Nebel zum Öffnen der Tür aussah.
"Wartet!"
Marlena hielt den Zwerg zurück und trat an seiner Seite. Sie beschwor ihre magischen Fähigkeiten und legte einen Zauber auf die Tür, der verhindern sollte das beim Öffnen laute Geräusche entstanden. Alles kann jetzt darauf an, keinen vorschnellen Angriff von seiten Maranteras zu provozieren. Wenn Gewalt das Ruder übernahm war das Unternehmen gescheitert. Dies erklärte sie kurz ihren Wegbegleitern und wies diese auch an dem Torbogen, der sich gleich auftun würde zu warten.
"Am wichtigsten ist aber, dass niemand von uns vorschnell handelt. Zweifellos wird Marantera zunächst Maßnahmen ergreifen um sich zu schützen. Wir dürfen nicht überreagieren. Wenn die Situation erst eskaliert, haben wir schon verloren."
Diese warnenden Worte ihrer Reiterin nutzte Alonvy um den Zwerg Atalet unsanft mit der Schnauze in die Seite zu stoßen. Dabei richtete sie ihre schimmernden Augen auf die Blutflecken wie die Robe des Priesters verschmutzten. Atalet räusperte sich etwas verlegen und versicherte Marlena dann, dass ihr nicht erneut vorschnell handeln würde.
Schließlich war alles gesagt und Marlena bedeutete den Geistlichen der Knurlan den Hebel zu betätigen und das Tor zu öffnen.
Atalet betätigte den Mechanismus und die beiden Flügel der steinernen Tür begannen sich zu öffnen. Bisher hatte in dem Tunnel den sie durchschritten hatten ein summeriges Zwielicht geherrscht. Die wenigen magischen Laternen die den Weg ausgeleuchteten nur schwaches, rotes Licht von sich gegeben. Um nicht verfrüht Aufmerksamkeit auf sich zu lenken hatte die Reisegruppe dies akzeptiert. Nun jedoch fiel weißes Licht durch den sich vergrößernden Spalt zwischen den Flügeln der Tür und blendete Marlenas scharfe Augen kurzzeitig. Sie hatte nicht erwartet das so intensives Licht sie empfangen würde aber als sich ihre Augen daran gewöhnt hatten erkannte sie, dass die Wände des unter irdischen Tempels schneeweiß waren und die dort aufgehängten magischen Laternen ein starkes Licht abgaben welches ebenfalls weiß war. Dadurch, sowie durch die Tatsache dass das Bauwerk erschien als wäre es aus einem Guss, erhielt der Raum eine erhabene, reine Atmosphäre.
Unwillkürlich kamen der jungen Halbling die Worte von Solenbum ins Gedächtnis. Hatte das seltsame Wesen ihr nicht geraten ins Licht zu gehen? Der Gedanke, dass ich nach wie vor auf dem vorgezeichneten Weg befand hatte für Marlena etwas Boden des unter die ihr den Mut durch das Tor zu treten.
Sie ließ ihren Blick schweifen und erkannte, dass sie sich im Altarraum des Tempels befanden. Direkt vor ihnen war ein weißer Marmoraltar welcher mit kunstvollen Ornamenten verziert war. Jenseits des zeremoniellen Tisches führten drei Stufen in die tiefer gelegenen Regionen des Tempels wo sich normalerweise die Gläubigen versammelten. Dort jedoch bot sich nun ein gänzlich anderer Anblick. Im Zentrum des weitläufigen Raums thronte das Objekt, welches sie in Burods Erinnerung gesehen hatten. Jenes rote, glühende Objekt, das entfernt an einen Seelenhort erinnerte. Es hatte etwa dieselbe Größe wie Marlena, gab ein pulsierendes Licht von sich ebenso wie den dumpfen Klang der an ein schlagendes Herz erinnerte. Eingefasst war das "Herz von Marantera" in dieselbe schuppige, grüne Masse, die die Haut der Kreaturen bildete die den Zug der Flüchtlinge angegriffen hatten. Die riesige Schlangen wandten sich die tentakelartigen Fortsätze über den Boden und bedeckten ihn fast völlig.
Marlena holte einmal tief Luft und versuchte ihre angespannten Nerven zu beruhigen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie bedeutete Alonvy und ihren übrigen Begleitern im Torbogen zu warten und machte vorsichtig und leise einige Schritte in den Raum hinein.
Zu ihrer Erleichterung erfolgte keine unmittelbare Reaktion. Die junge Halbling war sich nicht einmal sicher, ob Marantera sie bereits bemerkt hatte. Das Wesen, dessen Kern sie wohl hier vor sich sah, war so andersartig, dass jeder Versuch sein Verhalten zu interpretieren reine Spekulation wäre.
Als Marlena auf Höhe des Altars angekommen war beschloss sie, dass dies nahe genug war. Würde sie näher an das Wesen herantreten, würde man ihre bloße Anwesenheit vielleicht als Bedrohung ansehen.
Mit vor Aufregung bebenden Händen zog die junge Halbling nun das Lederpäckchen hervor, löste den Riemen der ist bisher verschlossen gehalten hatte und entnahm den Inhalt. Der Anblick der Panflöte die sie gemeinsam mit ihrem Vater hergestellt hatte, beruhigte Marlena ein wenig. Mit dem Spiel ihrer Flöte hatte sie schon einmal die Aufmerksamkeit einer der Ältesten des Elfenvolkes erlangt. Eines Wesens also, dessen Gedanken sich auch von denen der übrigen Bewohner von Alagaesia unterschieden. Marlena war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie nicht auf das Niveau aufsteigen konnte auf dem sich Marantera befand. Das Bewusstsein des fremden Wesens war einfach zu groß, zu mächtig. Sie konnte nicht lernen so zu sprechen, dass das Wesen sie verstand aber vielleicht konnte ihr Spiel der Kreatur verdeutlichen wer und was sie war und wieder zu vereinlassen sich auf eine Ebene hinab zu begeben, auf der eine Unterhaltung möglich war.
Ein letztes Mal füllte Marlena ihre Lungen mit Luft, dann setzte sie die Flöte an die Lippen.
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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
FanfictionEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...