Die Schlacht am Kanal Teil 2

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In gemäßigten Tempo setzte sich der Zug in Bewegung. Die 12 Zwerge die Dunkward abgestellt hatte um Aragna und Beoram zu danken zu schützen hatten sich an der linken Seite der Drachen aufgestellt werden Rechte durch den Kanal von Nahangriffen geschützt war. Die rechte Flanke der Soldaten wurde durch Moira und 10 weitere Jäger gedeckt die besondere Fähigkeiten im Bogenschießen mitbrachten. Ein Angriff mit Pfeil und Bogen schien von dieser Seite her die wahrscheinlichste Bedrohung.
Die restlichen Zwerge hatte Dunkward in zwei Abteilungen eingeteilt. Er selbst befehligte die Vorhut die Burod, Togra und ihren Drachen voranschritt. Ihnen folgte die zweite Hälfte der Krieger als Nachhut.
So rückten die Drachenreiter und ihre Verbündeten vor. Zu ihrer Rechten rauschte das Wasser durch den Kanal während sich zu ihrer Linken die Wohnhäuser der Priesterschaft der ehemaligen Zwergen Siedlung erhoben. Alle Häuser waren aus Stein gefertigt und kunstvoll verziert. Blattgold belegte die in den Stein gearbeiteten Fresken und die Gebäude schienen recht großzügig bemessen zu sein.
Während Burod voranschritt empfing er plötzlich ein Gefühl der Missbilligung von Beorams Seite.
- "Was hast du?" - erkundigte sich der Zwerg.
- "Manchmal kann ich Meisterin Arya verstehen." - grollte der braune Drache. "- Sieh dir an wie diese Priester gelebt haben. Wie Könige der Zweibeiner! Da wir unsere Seele teilen weiß ich soviel über eure Religion wie du selbst. Sag eure Götter nicht, dass die Knurlan eine Gemeinschaft sind die alle aus demselben Stein gehauen sind? Sagen Sie nicht, dass der Dienst an der Gemeinschaft das nobelsten Ziel von allen ist? Euer König Orik ist ein guter König aber es gibt trotzdem Armut und Not in seinem Reich. So wie in jedem Reich von euch Zweibeinern. Wie viel von dieser Not könnte man wohl lindern wenn die Priester etwas bescheidener leben würden und das gesparte Gold den ärmsten zur Verfügung stellen würden?" -
Es fiel Burod nicht leicht das zuzugeben aber er musste seinem Drachen Recht geben. Es gab durchaus Orden in der Religion der Zwerge die sehr mild tätig waren. Beispielsweise die Bruderschaft der Sindri. Die Verehrer der Göttin der Erde schworen ein Leben in Demut, Arbeit und Armut zu führen. Das Land welches von ihren Klöstern bestellt wurde trug reiche Früchte und die Erzeugnisse setzten die Mönche zur Speise um der Armen ein.
Die Anhängerschaft von Kíff war leider in manchen Punkten das genaue Gegenteil dieser Bettelmönche. Wasser spendete Leben und brachte es zur Entfaltung. Beim Goldabbau wurde das wertvolle Metall mithilfe von Wasser vom umgebenden Stein getrennt. Ein geradezu religiöser Akt denen man die edle Wiedergeburt nannte. Vor diesem Hintergrund forderten die Anhänger der Göttin stets einen Teil des Abbaus von den Goldgräbern. Dies bescherte ihrer Gefolgschaft großen Reichtum der hier zur Schau gestellt wurde. Für die Priester war es eine Ehrung der Göttin. Ein Weg ihr zu danken und sie gütig zu stimmen. Nach dem Glauben der Priester ihn davon ausreichender Regen für die Felder und anhaltender Wohlstand für die Goldgräber ab.
Nach Meinung der Priester leisteten sie also einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft in dem sie solche Prachtbauten errichteten. Burod wusste es durch seine Ausbildung besser. Weder Regen noch das Vorkommen von Gold war abhängig davon ob ein Priester in einem Palast lebte oder in einem Erdloch. Für jemanden wie Meisterin Arya, die Religion und Glaube ablehnte, musste es wirklich geradezu widersinnig erscheinen, dass vier Häuser mit Gold verziert wurden während in anderen Teilen des Reiches der Zwerge Familien gegen den Hungertod kämpften.
- "Vielleicht hätte dieser dunkle Kult um Marantera weniger Zulauf wenn der Reichtum etwas besser verteilt wäre." -
Bevor Burod der Meinung seines Drachen etwas entgegensetzen konnte überschlugen sich die Ereignisse.
"Für die Bruderschaft und die dunkle Göttin!" brüllte eine unbekannte Stimme. Das vielfache Echo, das von allen Seiten zurückgeworfen wurde machte es schwer die Quelle der Stimme zu erkennen. Als es Burod schließlich gelang entdeckte er drei Zwerge im dunklen Gewändern die, so schnell sie ihre Beine trugen, auf die anrückenden Gruppe von Kriegern zu stürmten. Sie hatten in einer Seitengasse gelauert und nur noch wenige Meter trennten sie von Dunkward und seinen Kriegern. Diese duckten sich hinter ihre Schilde und brachten ihre Helebarden in Abwehrposition.
Es waren keine ausformulierten Gedanken die Burod durch den Verstand schossen. Das meiste ließ sich auf ein Wort reduzieren und zuckte mit der Geschwindigkeit eines Blitzes durch den Geist des Zwerges. Eines der Wörter war "widersinnig"! Dieser Angriff der drei Anhänger von Marantera macht überhaupt keinen Sinn! Was konnten drei scheinbar unbewaffnete Zwerge gegen einen Zug von 250 erfahrenen Kriegern die von zwei Drachen unter stützt wurden ausrichten? Die Antwort offenbarte sich Burod in dem intensiven Gefühl der Bedrohung dass er emfand. Wenn diese Männer keine Waffen führten gab es nur eine Möglichkeit: Sie waren selbst die Waffen!
Burod reagierte gedankenschnell!
"Trysta Vindr!"
Kugeln aus harter Luft rissen die Anstürmenden Zwerge von ihren Füßen und schleuderten sie in den Kanal. Nur Augenblicke später vergingen ihre Körper in einer gewaltigen Explosion. Die Druckwelle schleuderte einige von Dunkward Skiern zu Boden und auch Burod kämpfte darum auf den Beinen zu bleiben.
- "Haben Sie sich in reine Energie verwandelt wie der Verräter-Mörder-Galbatorix?!" -
Beoram Frage war durchaus berechtigt und Burod ließ seinen Drachen durch die geistige Verbindung wissen was seine Überprüfung mithilfe der Magie ergab. Er konnte nichts von dem unsichtbaren Gift feststellen das Vroengard verseucht hatte. Die drei Angreifer hatten also nicht ihre Körper in reine Energie verwandelt sondern sich vermutlich eines ähnlichen Zauber es bedient wie die Zwerge wenn sie ihre magischen Laternen erschufen. Auch diese setzten die in ihm gespeicherte Energie in einer sehr destruktiven Form Frei wenn sie zerstört wurden.
Die beiden Seelengefährten kam jedoch nicht dazu sich weiter auszutauschen denn wildes Kampfgeschrei erfüllte nun die Luft.
Aus den Gassen zwischen den verlassenen Gebäuden stürmten Zwerge im dunklen Kutten auf die noch immer benommenen Jäger und ihre Begleiter zu. Ein schneller Blick verriet Burod, dass ihre Feinde diesen Angriff gut geplant hatten. Sie hatten ihre Streitmacht in zwei Gruppen aufgeteilt und griffen sowohl die Spitze des Zuges als auch die Nachhut an. Der Selbstmord der drei Knurlan hatte zweifellos dazu dienen sollen die Formation von Dunkwards Kriegern aufzubrechen und sie angreifbar zu machen.
"In Kampfposition!"
Dunkwards Stimme übertönte das Kampfgeschrei der anstürmenden Zwerge und gab seinen Kriegern das was sie im Augenblick brauchten: Führung! Mit der Routine geübter Kriegern schüttelten die Jäger ihre Überraschung ab, schlossen ihre Reihen und bereiteten sich auf die Abwehr vor. Ihre Schilde bildeten praktisch eine geschlossene Wand an der sich die Flut der anstürmenden Feinde brechen musste. Ihre Helebarden streckten sie den Gegner entgegen.
Kurz trafen sich die Blicke von Burod und Dunkward. Der Reiter der Zwerge erkannte, dass sein Onkel ihn dankbar war. Viele Worte waren nicht nötig um das zu übermitteln. Beiden war klar, dass wenn Burod nicht so geistesgegenwärtig reagiert hätte die Situation nun eine völlig andere wäre. Ungehindert wären die anstürmenden Anhänger Marantera durch die aufgelösten Schlachtreihen der Vorhut gebrochen und wären der Nachhut in den Rücken gefallen.
Für salbungsvolle Dankesrede war jedoch keine Zeit. Die Schlacht rief!
Gerade als Burod entscheiden wollte ob er sich besser der Vorhut anschließen sollte oder ob seine Hilfe eher bei der Nachhut gebraucht wurde erfüllte das sirrende Geräusch von abgeschossenen Pfeilen die Luft und nur Sekunden später fühlte der Drachenreiter wie die Schutzwälle die er gegen derartige Projektile gewirkt hatte Energie von ihm forderten.
Schnell geht sein Blick zum gegenüberliegenden Ufer des Kanals und der erkannte, dass eine Gruppe von wenigstens 50 Bogenschützen sie unter Feuer genommen hatte.
- "Zerbricht dir nicht den Steinkopf! Diese Würmer gehören uns." -
Beorams wütenden Worten folgten Taten. Während der braune Drache die Bogenschützen des dunklen Kultes in eine gewaltige Flammenzunge tauchte setzte Aragna mit Abgespreiztenflügeln über den Kanal hinweg und landete direkt in der Gruppe der Anhänger von Marantera. Fünf von ihnen zerquetschte die Drachendame einfach unter sich als sie wieder aufsetzte. 10 weitere vielen einem Sturm von tödlichen Zähnen, klauenbesetzten Pranken und den Hieben eines Drachenschwanzes zum Opfer der den Durchmesser eines kräftigen Baumstammes hatte.
Auch Beoram setzte nun über den Kanal hinweg und unterstützte Aragna bei ihrem Zerstörungswerk. Einige der Bogenschützen versuchten Abstand zu gewinnen um ihre Waffen zum Einsatz zu bringen, doch es blieb bei dem Versuch. Erneut loderte das Feuer der Drachen auf und legte mit seiner gewaltigen Kraft alles hinweg was noch von den Schutzwällen der Bogenschützen übrig war. Kein Magier irgend eines Volkes konnte dem heißen Zorn eines Drachen lange standhalten und erst recht nicht der feurigen Wut von Zweien. Die letzten Überlebenden der Bogenschützen versuchten sich in eines der verlassenen Häuser zurückzuziehen doch auch das rettete sie nicht. Beoram und Aragna warfen sich mit ihrem gesamten Körpergewicht gegen das Besagtehaus und ließen seine Stützpfeiler einknicken als bestünden sie aus nichts weiter als sprödem Holz.
Burod kam nicht umhin stolz auf seinen Seelenbruder zu empfinden. Vor einer Schlacht war er stets so erfüllt von der Sorge um seinen Drachen, dass er oft einfach vergaß, dass die Kinder des Himmels und des Feuers zu den mächtigsten Kreaturen in Alagaesia zählten. Sie waren alles andere als schutzlos was sie gerade bewiesen hatten.
Doch nicht nur Macht zeichnete die geflügelten Kreaturen aus sondern auch messerscharfe Intelligenz. Nachdem sie die Bogenschützen erledigt hatten setzten Aragna und Beoram wieder über den Kanal allerdings kehrten sie nicht zur Gruppe der kämpfenden Jäger zurück die sich immer noch eingekeilt sah sondern landeten hinter den beiden Gruppen die auf die Verbündetenzwerge eindrangen. Nun waren es die Anhänger des dunklen Kultes die sich zwischen tödlichen Kräften eingekeilt sahen.
"Vorwärts meine Jäger!" donnerte Dunkward erneut über all den Lärm hinweg. "Jetzt sitzen sie in der Falle. Macht diese Madenbrut fertig!"
Bestätigender Jubel brandete von den Kriegern auf und grimmige Entschlossenheit ergriff auch Burod. Er eilte an die Seite seines Onkels und stürzte sich mit ihm in den Kampf.

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt