Kapitel 3

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Ihr Wecker hatte mal wieder viel zu früh geklingelt für ihren Geschmack. Gequält stand sie auf und schlürfte in die Küche. Zu ihrem Erstaunen stand ihr Dad bereits dort, summte fröhlich vor sich hin und grinste sie an.

„Guten Morgen, Joy. Ich hab Frühstück gemacht. Komm, setz dich."

Joy blickte fassungslos auf den gedeckten Tisch und setzte sich. Sie sah, wie ihr Dad ihr zufrieden aus den Augenwinkeln zuschaute. Dann kam er herüber und setzte sich zu ihr.

„Dad, du siehst so erholt aus."

Ihr Vater grinste. „Das bin ich auch, mein Schatz. Ich habe tatsächlich mal wieder gut geschlafen."

„Das freut mich." Sie nahm sich eine Scheibe Toastbrot und bestrich sie mit Marmelade. „Ich fand es gestern Abend richtig schön", begann sie dann mit dem ersten Bissen im Mund. Es war wirklich ein wunderschöner Abend gewesen und sie konnte immer noch kaum glauben, dass sie es nicht nur geträumt hatte. Niemals hätte sie erwartet, ausgerechnet am Todestag ihrer Mutter einen so schönen Abend mit ihrem Dad zu erleben.

„Ich habe es auch sehr genossen", lächelte ihr Dad zufrieden. „Wir sollten das öfters machen."

Das plötzliche Klingeln des Telefons störte die Idylle und Joy zuckte erschrocken zusammen.

„Lass nur, ich geh schon", lachte ihr Dad und sprang auf.

Sie sah, wie er den Hörer abnahm und sich freundlich meldete. Doch als wohl die andere Seite der Leitung sprach, konnte sie beobachten, wie sich das Gesicht ihres Dads schlagartig veränderte. Sein Blick wurde starr und Schock stand in seinen Augen. Er nickte ihr kurz zu und verschwand dann mit dem Telefon in seinem Zimmer.

Was konnte denn das gewesen sein? War etwas passiert? Jemand gestorben? Einer seiner Freunde? Ein Kollege von der Universität? Sie machte sich Sorgen und überlegte kurz, aufzustehen und an seiner Tür zu lauschen. Doch sie besann sich schnell eines Besseren. Sie würde ihren Dad nicht belauschen. Er würde ihr sicher erzählen, worum es ging, und wenn nicht hätte er wohl seine Gründe dafür.

Also blieb sie sitzen, kaute auf ihrem Toastbrot herum und wartete. Es dauerte nicht lange, da ging die Schlafzimmertür wieder auf und ihr Dad stand wie betreten darunter, bevor er einen Augenblick später auf sie zukam und das Telefon auf den Tisch legte.

„Mach den Fernseher an, bitte."

„Warum, was ist denn passiert?" Joy sah ihren Dad besorgt an.

„Ich weiß es nicht so recht. Ich will mich erst selber überzeugen. Mach bitte den Fernseher an", drängte ihr Dad abwesend.

Joy sprang auf und griff zum Schalter. Sie schaltete zu den Nachrichten, das war wohl das, was ihr Vater sehen wollte. Starr blickte ihr Dad auf den Bildschirm. Gerade wurde noch von den Buschbränden berichtet, die sich im Süden des Landes immer weiter ausbreiteten und die Feuerwehr alles daran setzte, sie in den Griff zu bekommen. Danach wurde von einem Mord berichtet. Sie beobachtete ihren Dad ganz genau und konnte sofort erkennen, dass es das war, was er hatte sehen wollen.

„Kanntest du den Mann?", fragte sie erschrocken.

„Nein", antwortete er nur knapp und konzentrierte sich weiter auf die Nachrichten.

„Ein Mann wurde am Morgen in der Nähe der Botany Bay tot aufgefunden. Die Todesursache war Berichten zufolge eine aufgeschlitzte Kehle. Über die Hintergründe der Tat sowie den Täter ist bisher nichts bekannt. Zeugen wollen einen als Pirat verkleideten Mann dort in der Nähe gesehen haben. Ob es sich dabei um den Täter handelt, ist nicht bekannt. Die Polizei sucht nun nach weiteren Augenzeugen, die Hinweise auf den Täter geben können und bittet daher die Bevölkerung um Mithilfe."

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt