„Oh nein, James!", kam Annie auf das Gitter zu gerannt, kaum hatte Bear die Luke hinter sich zufallen lassen. „Was ist passiert?"
Mit großen, besorgten Augen starrte sie James an, der reglos am Boden lag und leise stöhnte. Bear hatte ihn in die Zelle gezogen, alle Ketten angelegt und ihn so liegen gelassen. James war nicht in der Lage, sich zu bewegen oder Annie zu antworten. Sein ganzer Körper war erfüllt von Schmerz. Mac hatte genau gewusst, wo und wie er zuschlagen musste. Aber James' Herz schmerzte mindestens genauso sehr. Joy hatte alles erfahren. Jedoch nicht von ihm, sondern von Henry.
„Bitte James, sagt doch etwas. Was ist passiert?"
Verzweifelt streckte Annie ihren zarten Arm durch das Gitter, als könnte sie damit irgendetwas bewirken. James lag auf dem Rücken und starrte an die dunkle Decke. Es war vorbei. Mac hatte eine Flucht vollends unmöglich gemacht. In seinem Zustand konnte James kein Schwert mehr halten. Und heute Nacht wäre die letzte Nacht gewesen, um Joy zu retten. Morgen würde sie Henry zu dem Schatz führen müssen und dann – Er brachte es nicht fertig, den Gedanken zu Ende zu denken.
„Haben sie Euch wieder geschlagen?", flüsterte Annie verzweifelt, während sie sich traurig am Gitter sinken ließ.
„Ach Annie", stöhnte James leise.
Voller Schmerzen versuchte er, sich aufzusetzen. Aufgeregt steckte Annie ihren Kopf halb durchs Gitter, beobachtete dann jedoch schockiert seine gequälten Bewegungen. James brauchte eine ganze Weile, bis er endlich einigermaßen aufrecht saß und er bereute die Entscheidung sofort, als die Schmerzen in der Brust schlimmer wurden und der Schwindel ihn beinahe wieder zu Boden zwang.
„Es tut mir Leid", stöhnte er. „Ich habe versagt. Ich werde niemanden hier herausholen."
Betreten ließ er den Kopf hängen.
„Was ist passiert, James?", fragte Annie bestürzt.
„Ich war so dumm, Henry die Wahrheit zu sagen." Mit großen Augen starrte Annie ihn an. „Annie, sie haben mich wieder geschlagen. Ich habe sie provoziert, obwohl ich es hätte besser wissen sollen. Ich weiß nicht, ob ich noch in der Lage bin, irgendjemandem zu helfen. Nicht einmal mehr mir selbst."
Annie sah zutiefst betroffen aus. „Das tut mir so leid, James. Kann ich vielleicht irgendetwas tun?"
Erschöpft lächelte James und schüttelte langsam den Kopf. Dieses Mädchen gab nie die Hoffnung auf. Was sollte sie denn tun können? Sie konnte ihm nicht helfen. Sie war in einer Zelle, er in der anderen – angekettet. Annie schien selbst zu bemerken, dass ihre Frage keinen Sinn gemacht hatte und nahm beschämt wieder ihre Haarsträhne zur Hand.
James atmete vorsichtig und viel zu flach. Alles andere schmerzte zu sehr. Mac hatte ihm zwei Schläge in die Rippen verpasst, der letzte Schlag hatte ihn auf dem Hinterkopf getroffen und ihn ausgeknockt, beim Sturz auf den Boden war er allem Anschein nach erneut auf seine Rippen gefallen. Er wollte gar nicht wissen, wie es in seinem Inneren aussah. Auf jeden Fall fühlte es sich nicht gut an. James begann langsam darüber nachzudenken, wie lange sein Körper das noch mitmachen würde. Hatte er innere Blutungen? War er bereits ganz langsam aber sicher am Sterben? Er versuchte, den Gedanken im Keim zu ersticken, doch das gelang ihm nicht. Eine entsetzliche Angst hatte ihn gepackt. Was, wenn er hier im Kerker sterben würde? Wenn er tatsächlich seinen Verletzungen erliegen würde? Dann hatte er keine Chance mehr, Annie oder Joy zu helfen. Dann war Joy vollends auf sich alleine gestellt. James hatte keine Ahnung, was Henry dann womöglich mit ihr anstellen würde. Vor allem würde es ihr das Herz brechen, ihren Vater zu verlieren. Sie würde jeglichen Funken Kraft verlieren, den sie brauchte, um zu kämpfen und Henry zu überleben. James' Tod würde sie in einen Abgrund stürzen, in dem ihr Leben vermutlich seinen Sinn verlor. Sie würde aufhören zu kämpfen. Das durfte nicht passieren! Er musste zumindest so lange durchhalten, wie sie auf diesem Schiff war. Sobald sie das Schiff verließ, würde sie hoffentlich die Chance zur Flucht ergreifen. Hoffentlich schmiedete sie bereits irgendwelche Pläne.
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Im Strudel der Zeit - Tödliche Geheimnisse
AventuraJoy liebt ihren Vater über alles. Als er eines Tages, kurz nachdem er der Polizei bei den Ermittlungen in einem Mordfall geholfen hat, spurlos verschwindet, geht für sie eine Welt unter. Noch schlimmer wird es, als die Polizei in seiner Vergangenhei...