Kapitel 18

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Als sie die Tür erreichten, entdeckte Joy voller Entsetzen den zweiten Mann im Piratenkostüm am Boden liegen. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. War der Mann tot?

Aber wer hatte auf ihn geschossen?

Inzwischen stand Joy mitten in der Tür, einen Arm des Mannes fest um ihre Brust, sodass er ihr fast die Luft abschnürte. Dann spürte sie plötzlich die kalte Klinge eines Schwertes an ihrem Hals. Erschrocken hielt sie die Luft an und erstarrte. Sie wagte nicht, zu atmen.

„Wer ist da?", hörte sie den Mann hinter sich brummen und bebte mit der Vibration seiner tiefen Stimme.

Joys Herz raste viel zu schnell, während sie bangend auf eine Antwort wartete. Die kalte Klinge an ihrem Hals raubte ihr den letzten Nerv. Sie konnte sich kaum auf etwas anderes konzentrieren.

„Lassen Sie das Mädchen gehen!", hörte Joy dann endlich eine ernste Stimme aus dem Wohnzimmer.

Moment, die Stimme kannte sie doch! Joy brauchte einen Moment, um die Stimme richtig einzuordnen. Doch dann war sie sich ziemlich sicher: Es war der Detective! Hoffnung keimte in ihr auf. Der Detective war hier. Dann waren doch sicher auch seine Kollegen hier. Die Polizei war hier! Sie würden Joy retten! Joy konnte den Detective zwar nicht sehen, aber das war im Moment vollkommen egal. Hauptsache, er war da! Vermutlich hatte er sich hinter der Säule zwischen Wohnzimmer und Küche versteckt, um bei einem möglichen Schusswechsel in Sicherheit zu sein.

Joy atmete schwer. Sie hielt diese Anspannung kaum aus.

„Oder was?", brüllte der Mann hinter ihr unheimlich lachend.

Es schien ihn herzlich wenig zu interessieren, dass ein Polizist hier war und dass sein Kamerad bereits am Boden lag.

„Ich spaziere hier ganz einfach mit dem Prinzesschen raus und du rührst dich nicht von der Stelle, hast du verstanden?", erklärte er in aller Seelenruhe, ohne dem Detective irgendeinen Respekt entgegenzubringen. „Und weißt du auch, wieso du mich einfach gehen lassen wirst? Ich erkläre es dir. Es ist ganz einfach. Du lässt mich hier raus spazieren oder die Kleine ist tot!"

Panisch riss Joy die Augen auf. Das Blut gefror in ihren Adern. Sie wusste, dass dieser Mann jedes Wort ernst meinte! Schließlich war er aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mörder. Gegen jede Vernunft versuchte Joy, sich aus dem Griff des Mannes zu befreien. Sie konnte nicht mehr klar denken. Doch bei ihren verzweifelten Befreiungsversuchen schnitt sich das offensichtlich überaus scharfe Schwert langsam in ihren Hals und sie erstarrte voller Entsetzen. Schmerzerfüllt presste sie Luft durch ihre zusammengebissenen Zähne. Ihr ganzer Körper war zu Eis erstarrt. Da entdeckte sie den Detective. Langsam kam er aus seinem Versteck hervor, mit gezogener Waffe, die direkt auf sie gerichtet war. Joy zuckte zusammen, während sie gleichzeitig bereits versuchte, sich klarzumachen, dass der Detective natürlich nicht auf sie zielte. Er hatte vermutlich den Mann hinter ihr im Visier. Trotzdem fühlte es sich schrecklich an, eine Waffe auf sich gerichtet zu haben. Joy standen alle Haare zu Berge.

„Detective, bitte helfen Sie mir!", flehte Joy verzweifelt und schluchzte, während sie den Polizisten mit traurigen Augen ansah.

Er musste ihr einfach helfen. Verdammt, war er denn alleine hier? Wo waren denn die anderen? Warum waren sie nicht umzingelt? Joy verstand es einfach nicht. Was machte denn der Detective hier, wenn er alleine war?

Da fiel ihr das Auto unten auf der Straße wieder ein. Hatte der Detective auch in diesem Auto gesessen, als der Mann dort angeschossen worden war? Hatten sie etwa Joys Wohnung überwacht? Aber nun war nicht die Zeit, über all das nachzudenken. Joy hatte ein Schwert am Hals und sie spürte bereits eine dünne Spur Blut von ihrem Hals auf ihre Brust wandern.

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt