Kapitel 17

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Nachdem Hansson einen Anruf von dem Kollegen, der zur Beschattung der Lockwood-Wohnung eingeteilt war, erhalten hatte, war er so schnell wie möglich aus dem Bett gestolpert, hatte sich seine Klamotten übergeworfen und war ins Auto gestiegen. Joy war dem Bericht zufolge mit einem Taxi angekommen und hatte sich dann ins Haus geschlichen. Sie war tatsächlich zurückgekommen! Hanssons Ahnung hatte sich bestätigt.

Mit Blaulicht und Sirene raste er durch die fast menschenleere Stadt. Als er das Haus fast erreicht hatte blickte er stutzend zum Auto des Beamten. Die Tür war geöffnet, aber der Kollege war nicht zu sehen. War er gegen Hanssons Anweisung Joy in die Wohnung gefolgt? Hansson hatte ihn darum gebeten, hier draußen zu warten und weiter das Haus zu beobachten. So lange Joy in der Wohnung war, gab es keinen Grund, sie unnötig zu stressen. Sie hatte einen harten Tag hinter sich und sollte erst einmal ankommen, bevor die Polizei vor ihrer Tür stand. Außerdem wollte Hansson derjenige sein, der sie über die Situation aufklärte. Er hatte alles verbockt, seinetwegen war sie weggerannt. Er musste das Vertrauen in ihn wieder herstellen. Und darüber hinaus musste er erfahren, was sie wusste. Vielleicht wusste sie ja doch viel mehr, als sie bei ihrem Gespräch zugegeben hatte?

Hansson wusste, dass Bryan da anders dachte. Er glaubte Joy, dass sie von allem völlig überrumpelt gewesen war. Hansson glaubte es ihr ja eigentlich auch. Aber er musste einfach sichergehen. Er musste wissen, was sie wusste.

Hansson parkte sein eigenes Auto mehr schlecht als recht und rannte zum Auto des Beamten. Es kam ihm seltsam vor, dass die Tür sperrangelweit geöffnet stand. Irgendetwas stimmte hier nicht. Und im nächsten Moment wurden seine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen.

„Verdammt, was ist hier passiert?", fauchte er, als er den Beamten am Boden liegend neben seinem Auto vorfand. Das ganze Hemd war voll mit Blut. Schnell fühlte Hansson nach dem Atem des Mannes. Erleichtert spürte er einen schwachen Lufthauch auf seiner Hand. Der Mann lebte noch!

„Hey, Jones, hey!"

Hansson entdeckte eine Schusswunde in der rechten Schulter. Verdammt, das war gar nicht gut. Überhaupt nicht gut. Hanssons eigener Puls raste. Was war hier nur passiert? Wer hatte auf Jones geschossen? Das konnte kein Zufall sein. Das musste etwas mit dem Professor zu tun haben. Du lieber Himmel, war Joy noch in der Wohnung? Hansson war hin und hergerissen. Er musste in diese Wohnung! Aber da war so viel Blut. Er musste seinem Kollegen helfen. Atemlos zog Hansson seine Jacke aus und presste sie auf die Wunde.

„Officer angeschossen. Schicken Sie sofort einen Krankenwagen!", rief er in sein Funkgerät und diktierte die Adresse. Im nächsten Moment hörte Hansson ein Stöhnen unter ihm und er war zutiefst erleichtert, als der verletzte Kollege langsam die Augen öffnete.

„Jones, halten Sie durch. Ein Krankenwagen ist unterwegs. Was ist passiert?"

Hansson war mit den Nerven am Ende. Er musste erfahren, was passiert war und ob Joy in Gefahr war.

„Zw... zwei Männer...", keuchte Jones mit schmerzverzerrtem Gesicht und deutete schwach in Richtung Haus, womit er Hanssons schlimmsten Befürchtungen bereits bestätigte.

„Ist Joy da immer noch drin?", fragte Hansson trotzdem und blickte Jones bestürzt an. Dieser nickte mit weit aufgerissenen Augen und verlor kurz darauf wieder das Bewusstsein.

„Verdammt, halten Sie durch, Jones", zischte Hansson verzweifelt, während er immer noch seine Jacke auf die Wunde presste. Aber er konnte nicht hier bleiben. So ein verdammter Mist. Joy war in Gefahr. Und Hansson hatte keine Ahnung, wie lange die Männer schon in der Wohnung waren. Außerdem hatte er auch keine Ahnung, wie lange Jones bewusstlos gewesen war. Womöglich war Joy schon gar nicht mehr da und Jones hatte es nur nicht mitbekommen. Womöglich war Joy bereits entführt.

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt