Kapitel 46

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Sie waren am Safe House angekommen. Joy hatte keine Wahl gehabt. Dieser Mills hatte darauf bestanden, dass sie ihm die Adresse nannte, zu der sie hatte gehen wollen. Aber das war keine Option gewesen. Wenn ihr Vater nicht wollte, dass sie irgendjemandem davon erzählte, würde sie die Adresse ganz sicher nicht ausgerechnet der Polizei verraten.

Als die Sache mit der Adresse einmal geklärt gewesen war, hatte Amy Joy unbedingt zum Safe House begleiten wollen. Sie hatte ihren Worten Taten folgen lassen und Joy nicht mehr aus den Augen lassen wollen. Außerdem hatte sie erklärt, sie wolle, dass Joy ein bekanntes Gesicht bei sich habe, so viel, wie sie zu verarbeiten hatte. Damit hatte sie tatsächlich nicht Unrecht. Joy hätte Amy sehr gerne bei sich gehabt. So lange sie im Safe House war, konnte sie vermutlich sowieso nichts ausrichten. Da hätte eine Freundin an ihrer Seite wirklich gutgetan. Aber Mills hatte erklärt, dass auch das nicht möglich war. Niemand durfte wissen, wo sich das Safe House befand. Das war der ganze Sinn eines Safe Houses. Er hatte Amy versichert, dass er gut auf Joy Acht gebe. Irgendwann hatte Amy dann frustriert aufgeben müssen. Sie hatte Joy noch ihre Tasche gebracht, die Joy für die Tage bei Amy gepackt hatte und dann waren Joy, Mills und die andere Polizistin, die sich als Officer Blake vorgestellt hatte, losgefahren.

Joy hatte bei all den Umwegen, die sie gefahren waren, irgendwann die Orientierung verloren. Falls ihnen irgendjemand gefolgt sein sollte, hatten sie denjenigen ziemlich sicher abgehängt. Kein Mensch hätte bei diesem Zickzack durch die vielbefahrenen Straßen Sydneys und einer unverschämten Menge an Ampeln mithalten können.

Müde ging Joy hinter der Polizistin die Treppe nach oben. Mills folgte ihr. Die Wohnung lag im ersten Stock, scheinbar zum Hinterhof gelegen. Officer Blake schloss die Tür auf und bat Joy mit einem freundlichen Lächeln herein.

Die Wohnung war nichts Besonderes. Kaum hatte man sie betreten, stand man schon mitten im Wohnzimmer, das sporadisch mit einem grauen Sofa und einem Sessel mit Blümchenmuster bestückt war. Vor dem Sofa stand ein kleiner hölzerner Tisch. Ein alter Fernseher stand an der Wand, daneben ging eine Tür auf einen kleinen Balkon. An der linken Wand war eine kleine Küchenleiste, wohl wirklich nur mit dem nötigsten ausgestattet. Links neben der Balkontür, die sich gegenüber der Eingangstür befand, waren noch zwei weitere Türen. Blake schritt zielsicher darauf zu und öffnete die erste.

„Das ist das Badezimmer. Falls du dich frisch machen möchtest, kannst du gerne duschen. Es ist alles da. Handtücher liegen hier unten im Regal."

Sie deutete auf ein kleines Regal, das rechts von der Tür im Eck des Badezimmers stand. Ohne eine Antwort abzuwarten ging die Beamtin weiter, ließ die Badezimmertür aber offen und Joy schaute sich noch einen Moment darin um. Blake hatte unterdessen schon die nächste Tür geöffnet.

„Das ist dein Zimmer", erklärte sie.

Neugierig verließ Joy das Bad und folgte Blake in das Zimmer, das mit einem großen Doppelbett und links von der Tür mit einem die ganze Wand füllenden Schrank ausgestattet war. Gegenüber der Tür war, wie im Badezimmer auch, ein Fenster in den Innenhof.

„Und was ist mit euch?", fragte Joy.

Es war nur ein Zimmer, aber sie waren zu dritt.

„Wir machen es uns im Wohnzimmer gemütlich", lächelte die Polizistin sie an. „Wir sind nicht hier, um zu schlafen."

Ohne die Worte der Frau zu kommentieren, lief Joy in das Zimmer hinein und legte ihre Tasche auf das Bett. Officer Blake beobachtete sie noch einen Moment, dann verließ sie das Zimmer.

„Falls du irgendetwas brauchst, melde dich einfach. Wir sind hier. Achja, und was möchtest du essen? Du musst hungrig sein. Wir bestellen etwas."

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt