Kapitel 13

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Verdammt, wo war dieses Mädchen nur! Hansson hatte es mit einer Handyortung versucht – vergeblich. Hatte sie ernsthaft ihren Akku aus dem Handy genommen? Wer tat denn so etwas? Abgesehen von Menschen, die unter keinen Umständen gefunden werden wollten. War es so? Wollte sie sich vor der Polizei verstecken? Und wenn ja, warum? Hatte sie etwas zu verbergen oder wollte sie einfach nur ihre Ruhe?

Egal, was der Grund für ihr Verschwinden war, Hansson wollte sie unbedingt finden. Überall hatte er nach ihr gesucht. Auch bei ihr zu Hause waren sie gewesen. Minutenlang hatten sie geklingelt, aber niemand hatte die Tür aufgemacht. Und ohne Durchsuchungsbefehl hatten sie die Tür nicht aufbrechen dürfen. Ratlos hatte Hansson Joys Freundin Amy am Telefon befragt. An all die Lieblingsorte, die sie genannt hatte, hatte er Polizisten geschickt.

Doch die Tochter des Professors war unauffindbar. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Und das machte Hansson große Sorgen. Wo war sie nur?

Nachdem Bryan und Hansson von der Wohnung des Professors zurückgekommen waren, hatten sie den Notruf angehört, von dem sie bei dem Gespräch mit Joy erfahren hatten. Und es war ziemlich eindeutig. So seltsam das Gespräch, das bei dem Notruf aufgezeichnet worden war, auch sein mochte, an einer Sache bestand fast kein Zweifel: Der Professor war entführt worden. Und er kannte seinen Entführer. Er hatte ihn Henry genannt. Ihre Vermutungen, dass die Entführung des Professors mit seiner Vergangenheit zu tun haben könnte, schienen sich zu bewahrheiten. Allerdings hatten sie immer noch keine Idee, was das alles zu bedeuten hatte. Sie hatten nicht den blassesten Schimmer, was 2003 passiert war und sie hatten keine Ahnung, wer dieser Henry war und was zwischen ihm und dem Professor vorgefallen war, sodass er ihn heute entführt hatte. In dem Notruf war etwas von Dieb zu hören gewesen. Hatte Lockwood diesem Henry etwas gestohlen?

All das war ein großes Rätsel und so sehr Hansson Rätsel auch liebte, in diesem Fall hätte er doch gerne vorgeblättert, um die Lösung zu erfahren. Denn in diesem Fall hing noch ein unschuldiges Mädchen mit drin. Solange sie nicht wussten, was es mit der Entführung auf sich hatte, wussten sie auch nicht, ob die Tochter in Gefahr war. Immerhin hatte der Professor sie am Morgen gebeten, aus der Wohnung zu verschwinden und für ein paar Tage zu ihrer Freundin Amy zu ziehen. James Lockwood schien demnach befürchtet zu haben, dass auch seine Tochter in Gefahr sein könnte. Und das nahm Hansson ernst. Denn James Lockwood war im Moment der einzige, der wusste, was hier los war und womit sie es zu tun hatten. Es machte Hansson schier verrückt, so ahnungslos zu sein, aber so lange sie das waren, mussten sie wohl darauf vertrauen, dass der Professor wusste, was passieren würde. Und das bedeutete, dass sie Joy ganz dringend finden mussten.

Doch bisher hatten sie nicht besonders viel erreicht. Nachdem sie den Notruf angehört hatten, waren sie unverzüglich zur Universität gefahren. Dort hatten sie das Handy des Professors in einer Besenkammer entdeckt. Die Tür war aufgebrochen und hing nur noch halb in den Scharnieren. Wer auch immer sie aufgebrochen hatte, musste mit einer unglaublichen Wucht dagegen getreten haben.

Lockwood musste sich in der Besenkammer versteckt haben, als seine Entführer hinter ihm her gewesen waren. Von dort aus hatte er dann vermutlich seine Tochter angerufen, ohne ihr zu sagen, was wirklich los war. Obwohl es ihm vermutlich sehr bewusst gewesen war. Joy hatte mehrmals betont, dass sie genau gehört hatte, dass etwas nicht stimmte. Lockwood hatte Angst gehabt. Er hatte gewusst, was passieren würde. Wieso hatte er es seiner Tochter nicht erzählt? Wieso hatte er nicht schon früher die Polizei gerufen? Oder es schon morgens erzählt, als er bei ihnen im Polizeirevier gewesen war?

Alle Fragen mündeten immer wieder in demselben großen Rätsel, was 2003 passiert war. Und so wenig Hansson das auch gefallen wollte, es sprach alles dafür, dass James Lockwood etwas Gewaltiges zu verbergen hatte. Etwas, was die Polizei unter keinen Umständen erfahren sollte. Immerhin ließ er sich lieber entführen, als etwas von seiner Vergangenheit preiszugeben. Und darüber hinaus riskierte er sogar, dass seiner Tochter ebenfalls etwas zustieß. Hatte Lockwood tatsächlich etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun? Oder war er anderweitig kriminell gewesen? War er ein Dieb gewesen?

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt