Kapitel 68

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„Aye, meine Männer haben geholfen, es dir bequem zu machen, wie ich sehe", schmunzelte Black Soul augenscheinlich sehr zufrieden.

Hasserfüllt starrte Joy ihn an. Sie wollte so unbedingt etwas sagen, ihm ihren Hass und ihre Wut entgegenschreien, doch sie konnte nicht. Sie war zum Schweigen verdammt.

„Nimm es nicht persönlich, Kleine. Sie meinen es nicht so", behauptete er verlogen. „Bedank dich doch bei deinem Dad", zwinkerte er ihr dann fies zu.

Die Wut regte sich weiter in Joys Innerem. Am liebsten hätte sie ihm noch einmal mitten ins Gesicht gespuckt, ihn angebrüllt und um sich geschlagen. Stattdessen war sie ihm so schrecklich ausgeliefert. Er konnte sagen und tun, was er wollte und sie konnte nicht das Geringste dagegen tun. Das wusste er. Und er genoss es ganz offensichtlich. Sie kannte ihn noch nicht lange, eigentlich war sie ihm erst einmal wirklich begegnet, aber er würde seine Macht über sie ausreizen, das spürte sie. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ihre Wehrlosigkeit machte sie fertig. Dieses Monster könnte sie verprügeln, vergewaltigen – und sie könnte es nicht verhindern.

„Verdammt, reiß dich zusammen", ermahnte sie sich selbst und atmete einmal tief durch. Verzweifelt kämpfte sie gegen die Tränen und versuchte, sie wegzublinzeln. Mehr Möglichkeiten hatte sie nicht.

„Moment, ich helfe dir", schmunzelte Black Soul und kniete sich zu ihr hinunter.

Eindringlich starrte er ihr in die Augen und fing mit einem seiner rauen Finger eine ihrer Tränen auf. Vorsichtig balancierte er sie auf seinem Finger und hielt sie ihr genau ins Blickfeld. Joy stöhnte. Sie war so erfüllt von Hass! Innerlich explodierte sie beinahe. Sie ertrug das alles einfach nicht. Wie dieser Mann sich über ihr Leid und die Qualen ihres Dads erfreute, war einfach nur krank. Sie musste hier weg! Und sie wollte sich endlich wieder bewegen können! Die Reglosigkeit machte alles nur noch schlimmer!

„Weißt du" begann Black Soul dann wieder, wobei seine Stimme erstaunlich warm klang, „sobald dein Vater mir gegeben hat, was mir zusteht, ist das alles vorbei. Dann kannst du wieder gehen, wenn du willst."

Die Worte ließen eine zaghafte Hoffnung in Joy aufkeimen, doch gleichzeitig erfüllten auch sie sie mit Zorn. Verzweifelt sah sie den Piraten an. Was um alles in der Welt war es denn, was er von ihrem Dad wollte? Beim Verhör hatte sie etwas von einem Schatz gehört, doch das machte einfach keinen Sinn. Sie hatten keinen Schatz. Sie waren nicht reich.

„Und was ist mit meinem Dad?", wollte sie fragen. „Darf er auch wieder gehen?"

Verdammt, sie hatte so eine panische Angst um ihren Dad! Sie verfluchte dieses Tuch in ihrem Mund. Sie musste einfach sprechen können! Sie musste ihre Fragen stellen können. Verzweifelt versuchte sie, gegen das Tuch anzukämpfen. Black Soul sah ihr eine Weile amüsiert dabei zu, bevor er wieder seine Stimme erhob.

„Du möchtest etwas sagen?", fragte er.

Joys Augen weiteten sich vor Hoffnung und sie nickte sachte.

„Nicht nötig", zerschmetterte Black Soul ihre Hoffnung jedoch mit nur zwei Worten. „Nichts, was du sagen könntest, könnte irgendetwas an deiner oder der Situation deines Vaters ändern", erklärte er nüchtern.

Dann grinste er wieder. Dieses widerliche, barbarische Grinsen! Ganz genau musterte er Joys Gesicht, dann wanderte sein Blick über ihren Körper. Joy fühlte sich schrecklich unwohl und schaffte es kaum, ihre Tränen fernzuhalten. Die Emotionen brodelten in ihrem Inneren, doch sie versuchte verzweifelt, sie herunterzuschlucken.

„Weißt du, dein Vater hat mich übel betrogen. Hat er dir das jemals erzählt?"

Wieder beobachtete Black Soul sie genau, nachdem er ihr ein Geheimnis solcher Tragweite verraten hatte. Und es schien ihm nicht zu entgehen, wie sie überrascht und entsetzt mit den Augen zuckte.

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt