Im Strudel der Zeit - Tödliche Geheimnisse

Kapitel 42

Hansson war auf dem Weg zu Dexter, seinem Informanten. Dexter hatte sich geweigert, mit Bryan zu sprechen. Er war sehr eigen in solchen Dingen und spielte gerne mit seiner Macht, die er als Informant hatte. Auf dem Weg dachte Hansson über das nach, was in den letzten Stunden geschehen war. Er war unendlich erleichtert darüber, dass Joy wieder aufgetaucht und ihr nichts geschehen war. Endlich eine Sorge weniger. Jetzt fehlte nur noch Lockwood. Und um dem Geheimnis seiner Entführung wenigstens ein Stück näher zu kommen, musste Hansson jemanden aus seiner Vergangenheit finden. Da die Suche bisher absolut ergebnislos verlaufen war und sie nicht die kleinste Spur hatten, war Hansson nun auf der Suche nach der einen Person, die Lockwood wohl als letzten in seinem alten Ich begegnet war und ihm zu seinem neuen Ich verholfen hatte. Derjenige, der Lockwood geholfen hatte, seine Dokumente zu fälschen. Hoffentlich half ihm das weiter.

Hansson parkte sein Auto, zahlte die Parkgebühren und ging in die düstere Kneipe, die Dexter als Treffpunkt ausgesucht hatte. Es war bereits früher Abend und so waren schon einige Menschen hier, die sich nach der Arbeit ein Bier gönnten oder einen der Burger aßen, die die Kneipe servierte. An einem kleinen Tisch im Eck entdeckte Hansson Dexter. Auch er hatte einen Teller vor sich, auf dem allerdings nur noch wenige Brosamen von dem Burger zeugten, den er wohl bestellt hatte. Sein Bierglas war dagegen noch halbvoll. Vielleicht war es auch schon sein zweites.

Zielsicher ging Hansson auf den Tisch zu. Dexter war nie schwer zu finden. Seine Tattoos, die nicht nur den ganzen Körper, sondern auch das halbe Gesicht bedeckten, die dutzenden Piercings, die seine Augenbrauen und Ohren zierten und der kahlrasierte Schädel waren einfach nicht zu übersehen. Vor neun Jahren hatte Hansson den Ausweisfälscher und Trickbetrüger hochgehen lassen. Damals war der Mann auf den Deal eingegangen, seine Knastzeit zu verkürzen und dafür Hanssons Informant zu werden. Seither hatte diese Beziehung viele Früchte getragen. Dexter hatte der Eifer gepackt, Detektiv zu spielen und seine ehemaligen Konkurrenten auszuschalten. Und an den geheimen Treffen hatte er besonders viel Freude. Durch sie fühlte er sich wichtig.

Hansson hatte bereits telefonisch erklärt, worum es ging und er hoffte, dass Dexter jetzt Informationen für ihn hatte. Inzwischen hatte Dexter ihn ebenfalls entdeckt und grinste schelmisch zu ihm hinüber, bis Hansson ihm gegenüber an dem kleinen Tisch Platz nahm.

„Hallo Dexter", begrüßte Hansson den Mann, der sich nach dem Serienkiller aus einer TV-Serie benannt hatte, um angsteinflößender zu wirken.

„Hallo Detective", entgegnete dieser mit funkelnden Augen.

„Hast du was für mich?", fragte Hansson ohne lange Umschweife. Er hatte heute keine Zeit für Spielchen.

„Hast du was für mich, Detective?", erwiderte Dexter und deutete mit hochgezogenen Augenbrauen auf Hanssons Tasche.

Ohne ein Wort zog Hansson den Briefumschlag mit Geld hervor. Dexters Informationen kosteten. Aber hoffentlich waren sie es wert. Dexter grinste über das ganze Gesicht, als er den Umschlag öffnete und die Scheine darin zählte.

„Ich habe tatsächlich etwas für dich", erklärte er dann und zog einen Zettel aus seiner Hosentasche. „Das ist die Adresse. Du hast sie nicht von mir, verstanden?"

„Wie immer", antwortete Hansson genervt, aber auf den Zettel gebannt. „Wer ist das?"

„Das ist die, die du suchst."

„Die? Also ist es eine Frau?", hob Hansson überrascht den Kopf.

„Sie hat die Ausweise gefälscht", bestätigte Dexter. „Ich kenne ihre Handschrift. Und das war eindeutig ihre Arbeit, daran gibt es keinen Zweifel."

Hansson nickte und las sich die Adresse noch einmal interessiert durch.

„Danke, Dexter. Wirklich", meinte er dann und sah Dexter ernst an, während er den Zettel mit der Adresse in seine Hosentasche steckte. „Dieses Mal geht es tatsächlich um ein Menschenleben. Vielleicht hast du dabei geholfen, eines zu retten."