Kapitel 43

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Hansson hatte Verstärkung angefordert. Krauss war gerade verfügbar und war sofort losgefahren. Sie würden sich an der Adresse, die Hansson von Dexter erhalten hatte, treffen. Diese war ein verwahrlost wirkendes kleines Haus in Kings Cross, dem Rotlichtviertel von Sydney. Hansson war bereits da und wartete ungeduldig. Alle paar Sekunden sah er auf die Uhr. Dann endlich sah er Krauss' Auto herfahren und atmete erleichtert auf. Krauss parkte und kam unverzüglich auf ihn zu gerannt.

„Da bin ich", schnaufte er und holte erstmal kurz Luft.

„Alles klar. Gehen wir."

Hansson hielt das Warten keine Sekunde länger aus. Er musste endlich erfahren, wer diese Frau war und was sie ihnen zu erzählen hatte. Ohne lange zu warten drückte er die Klingel. Nur wenige Augenblicke später kam eine Frau an die Sprechanlage. Als Hansson sich vorstellte, folgte Stille und er hörte etwas klacken. Wie vermutet – die Frau haute ab. In weiser Voraussicht hatte Hansson Krauss an den Hintereingang geschickt.

„Stehen bleiben und Hände hoch!", hörte Hansson seinen Kollegen bereits brüllen. Kurz darauf kam dieser mit der Frau in Handschellen zurück und führte sie zu seinem Polizeiwagen. Sie würden sie auf dem Revier befragen. Und Hansson konnte es kaum erwarten.

~

„Also gut, Miss Grant", begann Hansson, als sie im Befragungszimmer angekommen waren. Krauss war ebenfalls anwesend. „Wissen Sie, warum Sie hier sind?"

Die Frau sagte nichts und starrte stur auf den Tisch.

„Ich erkläre es Ihnen", fuhr Hansson gelassen fort und breitete eine Akte zwischen ihr und ihm auf dem Tisch aus.

„Soso, eine Anzeige wegen Körperverletzung. Sie wurde fallen gelassen. Und eine 2-jährige Haftstrafe aufgrund von Dokumentenfälschung", ging er laut die Akte durch, um die Aufmerksamkeit der Frau zu erhalten. „Sie haben Glück, Miss Grant. Das ist mir nämlich gerade alles ziemlich egal."

Überrascht blickte die Frau auf. Er hatte ihr Interesse geweckt.

„Mir geht es nur um einen Mann, für den Sie vor sechzehn Jahren Ausweise gefälscht haben. Wenn Sie mir weiterhelfen, können wir über einen Deal sprechen. Ich bin mir sicher, wir werden einige interessante Dinge in Ihrer Wohnung finden. Sie wird in diesem Moment durchsucht."

Trotzig sah die Frau ihn an. Ihre fettigen braunen Haare hingen in Strähnen vor ihrem Gesicht. Tiefe Augenringe zeichneten sich unter ihren Augen ab. Ihre Fingernägel waren zerkaut und die Schminke um die Augen verschmiert. Sie gab ein bedauernswertes Bild ab.

„Was soll das für ein Mann gewesen sein?", fragte sie mürrisch.

Hansson griff in eine weitere Akte auf dem Tisch, zog ein Foto des Professors hervor und legte es direkt vor Miss Grant auf den Tisch. Die Frau nickte nachdenklich vor sich hin.

„Was ist mit ihm?", schmatzte sie.

Diese Frau war wohl kein Fan von Nachrichten. Den ganzen Tag schon lief die Entführung des Professors auf allen Sendern auf und ab. Oder befürchtete sie nur, dass sie auf irgendeine Weise verdächtigt wurde?

„Er hat vor sechzehn Jahren alle seine Ausweise und Dokumente fälschen lassen. Wir wissen, dass Sie es waren, die ihm dabei geholfen haben, Miss Grant."

Die Frau gab einen verächtlichen Laut von sich. „Und was wäre, wenn?"

„Miss Grant. Helfen Sie uns nun oder nicht? Ich kann mir die Sache mit dem Deal auch nochmal anders überlegen."

„Okay, ist ja schon gut", lenkte Miss Grant mürrisch ein. „Sie haben mich erwischt. Ich war's."

„Woran erinnern Sie sich?", fragte Hansson sofort neugierig, voller Hoffnung, endlich etwas Wertvolles zu erfahren.

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt