Joy war noch ganz schwindelig von dem Flug durch die Luft. Auf der Lichtung gab es keine Landemöglichkeit, also war sie auf einer Liege zum Hubschrauber hochgezogen worden. Es war einer der großen Rettungshubschrauber, der Platz für mehrere Personen bot. John und ihr Dad waren auch hier, ebenso wie Officer Mills, der sie begleitete. Hansson blieb weiter vor Ort, bis alles erledigt war.
Sofort stürzten sich die Rettungskräfte im Hubschrauber auf John, der inzwischen bewusstlos war. Auch ihr Dad und sie selbst wurden versorgt. Joy erlebte alles wie in Trance. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass es tatsächlich vorbei war. Sie war so erschöpft, aber so unendlich erleichtert. Langsam drehte sie ihren Kopf und sah zu ihrem Dad, der noch immer von einem Sanitäter behandelt wurde. Da wandte auch er seinen Kopf in ihre Richtung und sah sie mit einem schwachen, warmen Lächeln an.
„Joy", hauchte er und seine Stimme war so voller Liebe, dass Joy sofort die Tränen kamen. Überglücklich strahlte sie ihn an. Sie hatten es geschafft!
„Es tut mir so leid, Joy. Alles", krächzte ihr Dad dann heiser. Sein Gesundheitszustand machte ihr wirklich Sorgen.
Langsam verschwand Joys Grinsen aus ihrem Gesicht und sie sah ihren Dad mitfühlend an.
„Das muss es nicht, Dad", tröstete sie ihn. „Es ist nicht deine Schuld. Du hast nur versucht, das Richtige zu tun. Der einzig Schuldige hier ist Black Soul."
„Sein Name ist Henry, Joy", meinte ihr Dad und stöhnte, vermutlich vor Schmerz. Joy hatte das Gefühl, dass er kaum noch wirklich bei Bewusstsein war. Doch er kämpfte, für sie.
„Das würde bedeuten, dass er ein Mensch ist, Dad", entgegnete sie mit einem Knoten im Bauch. „Und das ist er nicht. Er ist Black Soul. Er ist nichts als eine schwarze Seele."
~
Bryan lauschte interessiert dem Gespräch. Er war so unfassbar erleichtert und glücklich, dass Lockwood und Joy endlich in Sicherheit und wieder vereint waren. Es fühlte sich fast noch ein wenig unwirklich an, nach allem, was in den letzten Minuten passiert war. Aber er saß hier mit ihnen in diesem Helikopter, der sie auf direktem Wege in die Sicherheit brachte – ins Krankenhaus. Dort würden sie endlich die Hilfe erhalten, die sie beide bitter nötig hatten.
Bryan beobachtete sie gerührt. Ihre unerschütterliche Liebe lag in ihren müden Blicken, in jeder Bewegung, jedem Wort. Es war faszinierend und bewegend. Gleichzeitig nagte die Neugier an Bryan. Die Neugier darüber, was die beiden in den letzten Tagen gemeinsam erlebt hatten. Er war Ermittler, er hatte seine Neugier noch nie zügeln können. Und normalerweise schaffte er es meistens, sie zu befriedigen, indem er einfach lange und gründlich genug nachforschte. Deshalb war er so gut in dem, was er tat. Aber dieses Mal würde seine Neugier vermutlich nicht gestillt werden. Er würde vermutlich nie erfahren, was in den letzten Tagen geschehen war. Allein Joys Worte ließen ihm einen kalten Schauer über den Rücken wandern: Black Soul ist kein Mensch. Was um alles in der Welt hatten die beiden nur durchgemacht?
~
Ihr Dad schüttelte langsam den Kopf.
„Joy, ich bin so stolz auf dich. So unheimlich stolz! Ich weiß nicht, wie du das alles durchgestanden hast."
Joy atmete tief durch und verzog nachdenklich ihren Mund. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Denn sie wusste selbst nicht, wie sie das geschafft hatte. Wie sie es geschafft hatte, nicht vollkommen den Verstand zu verlieren. Dann schielte sie besorgt zu John, der nach wie vor bewusstlos war. Ihr Dad bemerkte ihren Blick.
„Joy, wieso liegt dir so viel an John?", hauchte er. Seine Stimme war inzwischen fast nur noch ein Flüstern. Joy machte sich schreckliche Sorgen um ihn. „Er hat dich erst heute Morgen verprügelt. Er hat blind Henrys Befehl ausgeführt."
DU LIEST GERADE
Im Strudel der Zeit - Tödliche Geheimnisse
AventuraJoy liebt ihren Vater über alles. Als er eines Tages, kurz nachdem er der Polizei bei den Ermittlungen in einem Mordfall geholfen hat, spurlos verschwindet, geht für sie eine Welt unter. Noch schlimmer wird es, als die Polizei in seiner Vergangenhei...