Kapitel 111

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„Also gut", begann Hansson seine Rede. Er hatte das ganze Team, das ihn in die Blue Mountains begleiten würde, zur Einsatzbesprechung versammelt. Auch sein Chef war anwesend, doch er hörte nur zu und hielt sich aus der Sache raus. Er und Hansson hatten sich zuvor bereits kurz abgesprochen. „Wie ihr alle wisst, ist Joy in der Stadt. Und mit ihr Black Soul und neun seiner Männer. Ihr Vater, Professor Lockwood, konnte glücklicherweise seiner Gefangenschaft entkommen und hat sich bereit erklärt, uns zu Black Soul zu führen."

Alle Männer drehten sich in die Richtung, in die Hansson schaute. Lockwood saß dort, neben ihm stand John. Hansson sah den Polizisten ihre erschrockenen Blicke an. Doch niemand sagte ein Wort.

„Wie gesagt, Professor Lockwood kennt Black Souls Ziel. Und er wird uns hinführen. Aber das heißt nicht, dass es ein einfacher Einsatz werden wird. Wie wir in dem Video vom Zug eindrücklich sehen konnten, sind die Männer schwer bewaffnet. Und sie sind mehr als bereit, ihre Waffen einzusetzen und Gewalt anzuwenden. Das heißt, es ist äußerste Vorsicht geboten. Vergesst nicht, Joy ist unter ihnen. Sie da rauszuholen ist unsere oberste Priorität. Alle handeln auf meinen Befehl. Wir setzen unsere Waffen nur im äußersten Notfall ein."

Hansson legte eine kurze Pause ein und sah in die gebannten Gesichter. Dann wanderte sein Blick zu Lockwood. Er saß auf seinem Stuhl und schien Schwierigkeiten zu haben, aufrecht zu sitzen. Trotzdem versuchte er es. Sein Gesichtsausdruck war gequält, aber Hansson konnte sehen, dass ihn nichts mehr hier hielt. Er wollte gehen. Er wollte zu Joy. Und er wollte Black Soul besiegen.

„Also gut, haben das alle verstanden?", fragte Hansson, um die Sache so schnell wie möglich voranzutreiben.

Die Männer nickten.

„Gibt es irgendwelche Fragen?"

Stille. Nur ein Mann räusperte sich.

„Ähm, bei allem Respekt, Sir", begann er. „Ist es wirklich eine gute Idee, den Professor mitzunehmen? Er sieht eher so aus, als gehöre er dringend in ein Krankenhaus. So ein Einsatz ist nichts für einen schwerverletzten Mann, er wird uns nur aufhalten. Und die Gefahr ist groß, dass er einen solchen Einsatz nicht überleben wird. Das empfinde ich als unverantwortlich. Er ist eine Zivilperson, wir sollten nicht mehr Leben als nötig gefährden."

Hansson warf einen kurzen Blick zu Lockwood, der seinen Blick erwiderte. Er stöhnte.

„Nur er weiß, wo Black Soul ist", entgegnete Hansson auf den Einwand des Kollegen. „Wir haben keine andere Wahl. Es war seine einzige Bedingung. Und was die Gefahr angeht, in die er sich begibt: es war seine Entscheidung und er weiß, dass es auf seine eigene Verantwortung ist."

Die Männer sahen Lockwood zweifelnd an. Hansson konnte geradezu beobachten, wie John in Kampfstellung ging, bis Lockwood seine Hand ergriff und ihm etwas zuflüsterte. Seine Worte schienen John zu beruhigen, denn die angespannten Muskeln unter seinem Hemd verschwanden langsam wieder.

„Ich –", ergriff Lockwood das Wort und räusperte sich, da kaum eine Stimme seinen Mund verließ. „Ich weiß, dass ich verletzt bin. Ich weiß, wie ich aussehe. Ich weiß, dass man mir vermutlich nicht viel zutraut. Wie soll ein einfacher Professor von der Universität einen solchen Einsatz überstehen, und das schwerverletzt? Ich will ehrlich zu Ihnen sein: Ich bin in den letzten Tagen durch die Hölle gegangen. Eine Hölle, die Sie alle nicht kennen. Und doch stehe ich noch. Ich habe noch nicht aufgegeben. Und ich verspreche Ihnen, ich werde auch weiterhin nicht aufgeben. Ich kann noch viel weiter gehen. Ich möchte Henry – Black Soul, wie Sie ihn nennen – dringender finden als Sie alle zusammen. Er ist der, der mich durch die Hölle geschickt hat. Und er ist der, der meine Tochter festhält. Und glauben Sie mir, ich möchte auch Joy sehnlicher zurück haben als jeder von Ihnen. Sie ist meine einzige Tochter! Ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas zustößt. Also glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich Sie dorthin bringe. Ohne mich haben Sie keine Chance."

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt