Kapitel 23

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„Alles in Ordnung, Joy?", streichelte Amy ihr besorgt über die Stirn.

Joy sagte nichts. Sie war zu überfordert. Sie versuchte verzweifelt, dem allen einen Sinn zu geben.

„Joy, was ist das letzte, woran du dich erinnerst?", fragte der Detective ohne Umschweife.

„Ich –"

Joy stöhnte und dachte einen Moment nach. Ja, was war denn eigentlich das letzte, an das sie sich erinnerte? Sie hatte keine Ahnung. Alles war so verschwommen, wenn sie versuchte, an die letzten Ereignisse zurückzudenken. Alles wurde überschattet von der völligen Verwirrung, wieso sie eigentlich hier war. Sie wusste, dass etwas geschehen war, an das sie sich nicht mehr erinnerte. Und das ärgerte sie so sehr und sie versuchte so verkrampft, sich wieder daran zu erinnern, dass es ihr kaum möglich war, auszumachen, woran sie sich denn als letztes erinnerte. Doch irgendwann dämmerte es ihr.

„Mein Dad", sagte sie leise.

Der Detective bekam sofort große Augen, die Joy sagten, dass sie damit etwas Wichtiges gesagt zu haben schien. Sofort bekam sie es mit der Angst zu tun. War irgendetwas mit ihrem Dad?

„Woran erinnerst du dich mit deinem Dad?", fragte der Detective ruhig weiter, ohne die aufkeimende Angst in Joys Augen zu bemerken.

„Mein Dad... er war seltsam heute Morgen."

Es war nur so ein Gefühl. So richtig erinnern konnte sie sich nicht. Sie wusste nur, dass etwas seltsam gewesen war. Verdammt, was war nur los? Sie musste sich doch erinnern! War ihrem Dad etwas zugestoßen?

„Das war gestern Morgen, Joy. Aber keine Sorge, das ist nicht so wichtig. Was war denn seltsam?", fragte der Detective vorsichtig weiter.

Joy war einen Moment verwirrt wegen der Tage. Doch sie erkannte schnell ihren Fehler. Natürlich war es gestern Morgen gewesen. Sie war doch heute Morgen hier im Krankenhaus aufgewacht, als es gerade gedämmert hatte. Und seither hatte sie ihren Vater noch nicht gesehen. Verdammt, fehlte ihr ein ganzer Tag? Konnte sie sich an einen ganzen Tag nicht erinnern? Was war nur passiert? Langsam kroch Panik durch ihre Glieder. War ihrem Dad etwas passiert? War er auch irgendwo hier im Krankenhaus? Oder schlimmer? War er – sie schaffte es nicht einmal, den Gedanken zu Ende zu denken, so schrecklich war er.

„Lass dir ruhig Zeit, Joy. Denk einfach darüber nach. Was war seltsam gestern Morgen?", unterbrach der Detective Joys Gedanken.

Er sagte zwar, sie solle sich Zeit lassen, aber er meinte ganz offensichtlich genau das Gegenteil. Sonst hätte er ihr Zeit gelassen, das gerade Gehörte zu verarbeiten. Stattdessen wiederholte er noch einmal seine Frage und Joy sah ihm an, dass er auf die Antwort brannte. Joy atmete unruhig durch. Dass der Detective sie auf diese Weise drängte, musste eine Bedeutung haben. War wirklich etwas mit ihrem Dad? War ihm etwas passiert? Joy wollte dem Detective seine Frage wirklich beantworten, falls das helfen könnte. Doch so sehr sie versuchte, sich zu erinnern, sie schaffte es einfach nicht. Sie wusste nicht einmal mehr, wieso sie gesagt hatte, dass ihr Dad seltsam gewesen war. Jedes Mal, wenn sie versuchte, darüber nachzudenken, entschwand ihr die Erinnerung sofort wieder.

„Ich... ich weiß es nicht", seufzte sie schließlich und sah zuerst den Detective und dann Amy verzweifelt an. „Wieso weiß ich es denn nicht mehr? Wieso erinnere ich mich nicht? Warum sind Sie hier, Detective? Was sucht dieser Polizist vor meiner Tür? Wo ist mein Dad? Ist meinem Dad etwas passiert? Bitte sagen Sie mir doch endlich, was los ist!"

Joys Puls schlug höher und sie atmete schneller.

„Bitte, ich muss es wissen!"

Sie ertrug das einfach nicht mehr. Es war ganz eindeutig, dass etwas mit ihrem Dad nicht stimmte. Und dass niemand mit ihr darüber sprechen wollte, machte ihr eine höllische Angst.

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt