Kapitel 94

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Joys Muskeln waren angespannt. Voller Bangen wartete sie auf das, was nun kommen würde. Das, wozu Black Soul Mac herbestellt hatte. Was auch immer das war.

„Ich möchte, dass du hier bleibst und die Stellung hältst, solange ich weg bin", erklärte Black Soul Mac bereits im nächsten Moment und beantwortete damit auf grausame Weise auch Joys Frage. Sie schluckte. Black Souls Worte versetzten ihr einen herben Schlag in die Magengrube.

„Bitte nicht. Bitte nicht Mac!", flehte sie im Stillen.

Würde Black Soul Mac hierlassen, mit voller Befehlsgewalt über das Schiff, dann würde er ihren Dad quälen, soviel und solange er nur konnte. Es war Joy nicht entgangen, wie sehr Mac es genossen hatte, ihren Dad zu schlagen. Sie hatte unheimliche Angst um ihren Dad, wenn Black Soul ihn mit Mac alleine ließ. Das durfte einfach nicht passieren! Unter keinen Umständen. Da schlug noch lieber sie selbst sich mit ihm herum. Lieber sollte er sie begleiten, dann wüsste sie wenigstens, dass ihr Dad vor ihm in Sicherheit war.

„Aye, Käpt'n. Ich werde dich nicht enttäuschen", hörte sie jedoch bereits Macs schrecklich vorfreudige Zustimmung.

Joy schüttelte den Kopf und sank innerlich zusammen. Bitte nicht!, flehte sie noch einmal. Das konnte Black Soul doch nicht ernst meinen! Er durfte Mac nicht hierlassen! Doch selbstverständlich hatte Joy auch hierbei kein Mitspracherecht. Das hatte sie nie und das würde sich auch nicht mehr ändern.

„Kümmere dich darum, dass hier alles seinen gewohnten Gang geht", fuhr Black Soul fort. „Und bereite alles für unsere Abreise vor. Sobald ich mit dem Schatz zurück bin, brechen wir auf. Dann hält uns nichts mehr hier."

„Aye", bestätigte Mac verheißungsvoll. Sie konnte ihn vor ihrem inneren Auge über das ganze Gesicht grinsen sehen.

„Und Mac." Black Souls Stimme wurde ernster. „Lass James am Leben."

Joy stockte der Atem. Ihr Herz raste bei seinen Worten. Sie wusste nicht, ob sie froh und erleichtert sein sollte, das zu hören, oder vielmehr erschüttert darüber, dass Black Soul offensichtlich sehr bewusst war, dass Mac eine Gefahr für ihren Dad darstellte und er ihm trotzdem die Verantwortung für sein Schiff übergab.

„Ist ja schon gut", lenkte Mac genervt ein. Es war genau zu hören, wie sehr er Black Souls Anweisung hasste.

„Ich meins ernst", ermahnte Black Soul seinen Kameraden. „James soll miterleben, wie ich mit dem Schatz zurückkomme. Er soll sehen, dass er versagt hat. Und er soll fortan damit leben, dass er die Schuld trägt am Tod seiner Tochter. Und dass er ihren Tod nicht verhindern konnte."

Joy stöhnte, ohne es zu wollen. Ihr Herz schlug ihr inzwischen bis zum Hals. Ihr war bewusst, dass nach ihrem Stöhnen vermutlich die Blicke beider Männer zufrieden auf ihr ruhten. Doch sie hatte es nicht verhindern können. Leise bahnten sich Tränen den Weg aus ihren Augenwinkeln über ihre Wangen. Es tat so weh, all das zu hören.

„Ja, Joy, hör nur gut zu. Hast du gehört, was ich gesagt habe? Dass er deinen Dad am Leben lassen soll? Es ist ganz genau so, wie ich dir gesagt habe. Wenn du zu jeder Zeit das tust, was ich von dir will, wird dein Vater am Leben bleiben. Ist das nicht so, Mac?", wandte er sich mit einem beunruhigenden Unterton wieder an Mac.

„Aye", entgegnete dieser noch immer hörbar genervt.

„Aber", erhob Black Soul wieder seine Stimme, „wenn ich nicht zurückkomme –"

Joy hielt den Atem an. Sie wollte nicht wissen, was Black Soul Mac in diesem Fall zu sagen hatte. Doch sie würde nicht drum herum kommen, es zu erfahren.

„Wenn ich nicht zurückkomme, kannst du mit James machen, was du willst. Lass dir so viel Zeit mit ihm, wie du willst. Nein, ich befehle dir sogar: Lass dir Zeit mit ihm! Grausam viel Zeit. Und genieße jede Sekunde davon!"

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt