Kapitel 99

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„Was sollte das, Joy! Ich habe gesagt, keine Dummheiten!", brüllte Black Soul Joy lauthals ins Gesicht.

Kaum hatten sie die Gleise verlassen und eine menschenleere Gasse gefunden, war er ihr an die Gurgel gegangen. Er drückte sie an die Hauswand in ihrem Rücken und sie bekam kaum noch Luft. Panisch starrte sie ihn an, flehend, sie loszulassen. Sie hatte ihre Hände fest um seine gelegt und versuchte, sie irgendwie zu lösen, doch er war einfach so viel stärker als sie.

„Wie kommen wir jetzt zu dem Schatz?", schrie er weiter. „Du hast selbst gesagt, es gibt keinen anderen Weg!"

Verzweifelt starrte sie ihn an.

„Ich –", röchelte sie. „Bitte!", presste sie angestrengt hervor.

Doch es war nur noch ein Flüsterton. Keine Stimme drang durch ihre schmerzhaft zusammengepresste Kehle. Ihr wurde bereits schummrig, schwarze Ränder tauchten in ihrem Blickfeld auf. Adrenalin pumpte durch ihre Adern, doch auch das konnte nichts daran ändern, dass sie keine Luft mehr bekam. Unbarmherzig drückte Black Soul weiter zu, angetrieben von ungebändigter Wut.

„Bitte!", fiepste sie noch einmal. Es war nur ein Hauchen, kaum zu hören.

„Käpt'n, sie ist gleich weg", kommentierte einer der Männer beiläufig und Joy spürte mit grenzenloser Erleichterung, wie der Druck um ihren Hals langsam nachließ.

Panisch sog sie Luft in ihre schreienden Lungen und keuchte schwer. Doch losgelassen hatte die Hand noch nicht.

„Ich erwarte eine Erklärung!", drängte Black Soul.

Joy atmete schwer. Schon wieder drehte sich alles, sie sah Black Soul doppelt vor ihren Augen.

„Jetzt, Joy! Ich erwarte jetzt eine Erklärung!", ließ das Monster nicht locker.

Joy schluckte und räusperte sich gequält.

„Du... hättest sie sonst umgebracht!", krächzte sie kläglich, obwohl sie ihn eigentlich hätte anschreien wollen. Doch ihre Stimme war kaum vorhanden. Ihre Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt – im wahrsten Sinne des Wortes.

„Dir ging es um die Frau?" Zornig starrte Black Soul sie an. „Dir ging es um dieses jämmerliche, dreckige Weib? Das Weib, das für all das Chaos überhaupt verantwortlich war? Bei den Herrschern der Hölle, ist denn das zu fassen?" Ungläubig, aber nicht weniger wütend, schüttelte er den Kopf. „Dir ist schon bewusst, dass du damit vielleicht dieses Weib gerettet, aber deinen Dad und Annie getötet hast?"

Verzweifelt starrte sie ihn an. Tränen stiegen ihr in die Augen. Zufrieden nahm Black Soul ihre ungewollte Gefühlsäußerung wahr. Oh wie sehr sie ihn hasste! Doch er war im Unrecht, wie sie sich selbst einredete. Hätte er die Frau getötet und sie wären in dem Zug geblieben, wäre alles noch viel schlimmer ausgegangen. Vermutlich wären sie spätestens am Central von einer ganzen Einheit der Polizei empfangen worden. So hatten sie wenigstens noch eine Chance, der Polizei zu entkommen. Joy war überzeugt, dass sie das einzig richtige getan hatte. Wenn die Leute den Ernst der Lage verstanden hatten, würden sie der Polizei nichts erzählen. Und die anderen Fahrgäste, die sie nur hatten wegrennen sehen, hatten hoffentlich keine Gesichter erkannt. Vielleicht würde die Polizei also nie erfahren, dass sie in diesem Zug gewesen waren. Vielleicht würden sie ganz ohne weitere Probleme die Blue Mountains erreichen, um dort nach dem verfluchten Schatz zu suchen.

„Also gut, ich will so eine Höllenkutsche", verkündete Black Soul dann plötzlich und riss Joy aus ihren Gedanken. „Das hätten wir von Anfang an tun sollen. Diese Kutschen sind schnell und sie kommen überall hin. Und es sind keine anderen Menschen drin, die uns verraten können. Also Joy, besorg uns eine."

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt