Kapitel 78

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„Guten Morgen, Joy", dröhnte Black Souls Stimme über Deck.

Joy zuckte zusammen. Verzweifelt sah sie zu ihrem Dad, der ihren Blick traurig erwiderte.

„Hast du gut geschlafen?", fragte Black Soul dann mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Joy schluckte. Was wollten diese Männer hier? Was war geschehen? Was hatte Black Soul vor? Was sollte ihr Vater hier? Und John? Sie war vollkommen überfordert und hatte ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache. Etwas sagte ihr, dass all das gar nichts Gutes zu bedeuten hatte.

„Du fragst dich, wieso wir hier sind, nicht wahr?", fragte Black Soul verschwörerisch. „John, hilf ihr auf", befahl er dann und John kam ohne zu zögern auf sie zu. Panisch starrte sie ihn an, als er unter ihre Schultern griff und sie zum Stehen brachte. Unsicher stand sie am Mast. Ihre schwachen Beine schafften es kaum, sie zu tragen und ihr Herz raste wie verrückt.

„Henry, tu das nicht", flehte ihr Dad Black Soul an, während er von Mac festgehalten wurde.

Doch Black Soul beachtete ihren Dad überhaupt nicht. Joy war bereits innerlich am Verzweifeln. Was sollte Henry nicht tun? Was hatte er denn vor? Was wollte ihr Dad damit nur sagen? Joys Herz verkrampfte sich immer mehr. Warum nur hatte sie das Gefühl, dass jeden Moment etwas ganz furchtbar schlimmes passieren würde?

„Weißt du, Joy, wir haben dich gesehen", platzte Black Soul dann mit der Erklärung heraus, die Joy beinahe in die Knie gehen ließ. Sie hoffte, sich verhört zu haben. Oh bitte, sie musste sich verhört haben! Doch leider wusste sie ganz genau, dass sie jedes Wort richtig verstanden hatte. Ihr Herz blieb stehen und sie starrte Black Soul panisch an. Sie hatten sie gesehen. Joy wusste, worauf er mit diesen Worten anspielte. Aber was genau bedeutete das für sie? Warum sah ihr Dad so besorgt aus? Wovon hatte er Black Soul abhalten wollen? Beunruhigt zappelte Joy mit ihren Armen und versuchte, die Fesseln an ihren Händen zu lösen.

„John, schau dir ihre Hände an. Halten die Fesseln?"

Verzweifelt verfolgte sie John mit ihren Augen, wie er einen Schritt nach hinten machte. Dann spürte sie, wie er sich an dem Seil zu schaffen machte. Sie zitterte. Das durfte doch alles nicht wahr sein!

„Weißt du, wir wissen, dass Ben dich gefesselt hat. Wir wollen nur sicher gehen", erklärte Black Soul derweil schmunzelnd.

Verzweifelt wandte Joy sich wieder an ihren Dad. Adrenalin rauschte durch ihre Adern. Was passierte hier? Wieso konnten diese Männer sie nicht einfach in Ruhe lassen? Sie war doch hier, oder nicht? Sie war zurückgekommen! Sie war nicht geflohen! Warum konnten sie es nicht auf sich beruhen lassen? Wer hatte sie verdammt nochmal gesehen?

„Henry!", holte ihr Dad noch einmal aus. Offensichtlich war er nicht weniger in Panik als sie.

Joy fand es jedoch jedes Mal von neuem befremdlich, wenn ihr Dad Black Soul mit diesem Namen ansprach. Sie schienen sich so unglaublich vertraut zu sein. Wie war das möglich? Gequält verzog sie ihr Gesicht, als plötzlich die Fesseln um ihre Handgelenke enger wurden. Ben war ihr entgegen gekommen und hatte das Seil locker gebunden. John zog es wieder fest. Sie stöhnte auf und ihr Dad zuckte zusammen.

„Joy!", rief er. „John, was machst du da?", fragte er dann.

Warum hatte Joy das Gefühl, dass ihr Dad auch John kannte? Sie war verwirrt, so unendlich verwirrt, während sie gegen die Tränen ankämpfte, die sich langsam den Weg bahnten, als die Schmerzen in ihren Handgelenken zurückkamen.

„So ist gut", lobte Black Soul zufrieden, als John wieder hinter dem Mast hervorkam. „Also, wo waren wir?", fragte er und zog nachdenklich seine dunklen Augenbrauen zusammen.

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt