Kapitel 30

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Das Handy klingelte. Hansson blickte von seinen Notizen auf und suchte das verdammte Ding in dem Chaos auf seinem Tisch.

„Hansson, hallo?", meldete er sich, als er es schließlich gefunden hatte.

„Detective!", hörte er Bryans aufgelöste Stimme. „Sie ist weg!"

Hansson schrak von seinem Stuhl hoch. „Wer ist weg. Joy?"

„Ja, Joy. Sie ist weg!"

„Wie ist denn das möglich, Bryan? Wir haben doch einen Polizisten vor der Tür. Was ist passiert?"

Hansson konnte nicht fassen, was er da hörte. Das konnte doch nicht wahr sein!

„Wir wissen es nicht genau, Detective. Aber das Fenster war offen. Da muss sie raus sein. Allerdings ist das Zimmer im ersten Stock, der Arzt hält es kaum für möglich, dass sie das in ihrem Zustand selbst geschafft hätte."

Hansson griff sich fassungslos an den Kopf.

„Verdammt, das kann doch nicht wahr sein. Wie lange ist das her?"

„Auch das wissen wir leider nicht genau. Aber die Krankenschwester hat vor ungefähr einer Stunde das letzte Mal nach ihr gesehen. Seither muss es passiert sein."

„Das wird ja immer schöner! Also gut, suchen Sie das Krankenhausgelände ab. Sagen Sie den Sicherheitsbeamten des Krankenhauses Bescheid. Sie sollen bei der Suche helfen. Ich bin auf dem Weg."

Hektisch schnappte Hansson seine Tasche, stopfte, kaum hatte er aufgelegt, sein Handy in die Hosentasche, kramte in der Tasche nach dem Autoschlüssel und rannte los.

~

„Wie ist denn das möglich?"

Amy war vollkommen aufgelöst. Seit sie die Tür geöffnet und das leere Bett entdeckt hatte, war hier der Teufel los. Dieser Bryan Mills war schockiert durch das ganze Zimmer gerannt und hatte alles genau inspiziert. Der Arzt war dazu gekommen und mehrere Krankenschwestern hatten neugierig in das Zimmer geblickt. Und Amy stand in der Mitte und verstand die Welt nicht mehr.

Joy war weg!

„Wurde sie entführt? Mr. Mills, wurde sie entführt?"

Panisch stupste sie ihm auf die Schulter, um eine Antwort auf ihre Frage zu erhalten.

„Amy, wir wissen bisher noch gar nichts. Warte bitte draußen. Oder mach dich nützlich. Such draußen nach deiner Freundin. Vielleicht ist sie ja noch in der Nähe."

~

Eine besorgte Freundin, die ihn mit Fragen durchlöcherte, konnte Bryan in dieser Situation wirklich nicht gebrauchen. Das Krankenhauspersonal war verständigt. Jeder hielt die Augen nach Joy offen. Das Sicherheitspersonal suchte das Gelände ab. Sollte Amy sich einfach dort nützlich machen, dann hatte sie etwas zu tun.

Aber ganz unberechtigt war ihre Frage leider nicht. Auch Bryan war das schon durch den Kopf geschossen. Wieso hätte Joy abhauen sollen, in ihrem Zustand und wenn sie hier in Sicherheit war? Wieso sollte sie einen Sturz aus dem ersten Stock in Kauf nehmen – freiwillig?

Bryan hatte das Fenster bereits untersucht. Es gab keine Anzeichen eines gewalttätigen Eindringens. Aber vielleicht hatte Joy auch selbst das Fenster geöffnet, um ein wenig frische Luft zu bekommen und ihre Entführer hatten das ausgenutzt? Die Spurensicherung hatte Bryan bereits herbestellt. Vielleicht ließ sich über Fingerabdrücke am Fensterrahmen der Tathergang nachvollziehen? Wenn sie keine Fingerabdrücke von Joy finden würden, war sie wohl entführt worden. Bryan wollte gar nicht daran denken!

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt