Kapitel 104

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Beunruhigt hatte Joy die Kilometerangaben verfolgt, während sie näher auf Katoomba zugekommen waren. Niemand hatte etwas zu ihr gesagt nach dem Zwischenfall am Straßenrand. Sie war einen Moment weinend sitzen geblieben, bevor sie sich wieder aufgerafft und auf den Weg zum Auto gemacht hatte. Aus den Augenwinkeln hatte sie gesehen, wie das andere Auto hinter ihnen angehalten und die Frau sie besorgt beobachtet hatte. Am liebsten wäre Joy einfach davongerannt. Von der Straße in den Wald. Einfach weg von hier. Weg von den Autos, weg von den Piraten. Doch was hätte das für einen Sinn gehabt? Sie musste diese Männer zu dem Schatz bringen. Sonst müsste ihr Dad für ihre Fehler bezahlen. Zurück im Auto war sie wimmernd und schluchzend zwischen Black Soul und dem anderen unheimlichen Mann gesessen, bis sie es irgendwann geschafft hatte, wieder einigermaßen zur Ruhe zu kommen. So wirklich gelungen war ihr das nicht, aber sie hatte es geschafft, jedes weitere Schluchzen zu unterdrücken.

Nach einer Weile hatte sie sich vollkommen leer gefühlt. Ausgelaugt und erschöpft. Den Tod vor Augen. Ein Schuss in den Kopf. Die Worte hatten sich in ihr Bewusstsein eingebrannt und sie wurde sie nicht mehr los. Das war das, was sie erwartete, wenn all das hier endlich vorbei war. Es war so sinnlos. So sinnlos! Und doch hatte sie keine andere Wahl. Mit halb geschlossenen Augen sah sie, wie sie das Ortsschild von Katoomba passierten.

„Wo... wo solls hingehen?", fragte der Fahrer verunsichert.

Auffordernd starrte Black Soul zu ihr. Der Fahrer folgte seinem Blick. Mitleidig sah er sie an, während sie ihre Augen zwang, sich wieder zu öffnen.

„Zu den Three Sisters", krächzte sie mit heiserer Stimme. „Die Giant Stairway."

Der Fahrer schien zu wissen, wie er dort hinkam. Katoomba war aber auch wirklich nicht so groß. Wer einmal hier gewesen war, wusste genau, wo alles war. Außerdem war die berühmte Felsformation der „Three Sisters" das Touristenziel von Katoomba und daher natürlich überall angeschrieben.

Joys Herz schlug höher, als sie wenig später bereits auf den Parkplatz fuhren. Tagsüber wimmelte es hier von Touristen und ganzen Reisegruppen. Um diese Uhrzeit jedoch war er absolut verlassen.

„Endlich!", brüllte Black Soul erleichtert, als der Fahrer anhielt, und kämpfte mit der Tür.

Fluchend warf er einen auffordernden Blick zu Joy, die sofort verstand und die Tür für ihn öffnete. Black Soul konnte seine Erleichterung nicht verbergen, endlich aus diesem für seine Maße engen Minibus auszusteigen. Joy folgte ihm auf wackligen Beinen, danach folgte der Rest der Männer. Manche küssten sogar den Boden. Joy schüttelte nur den Kopf darüber. Dann beobachtete sie unbehaglich, wie Bear ausstieg und zur Fahrerseite ging. Panisch verfolgte der Fahrer ihn mit seinem Blick. Kurz darauf öffnete Bear die Fahrertür und zog den Mann heraus.

„Bring ihn hierher", befahl Black Soul. „Tom, die Frau auch."

Verzweifelt sah Joy, wie Tom auch die Frau aus dem Auto zerrte und hinter sich her vor den Bus zog, wo Bear den Mann zu Boden gedrückt hatte. Die Frau zitterte am ganzen Körper, der Mann hatte seine Emotionen kaum mehr im Griff.

„Bitte!", flehte die Frau halb schluchzend. „Bitte tun Sie uns nichts."

Sie hatte offensichtlich Todesangst. Und das zu Recht. Black Soul blieb eiskalt. Das Flehen der Frau war vermutlich Musik in seinen Ohren.

„Bringt sie zur Strecke und dann werft sie dort hinunter."

Black Soul wies auf das Geländer der Aussichtsplattform, von der aus man die Three Sisters betrachten konnte. Darunter ging es dutzende Meter in die Tiefe. Den beiden Fahrern blieb vor Entsetzen das Gesicht stehen.

„Nein Black Soul!", brüllte Joy mit aller Kraft, die sie noch in sich trug. „Das lasse ich nicht zu!"

Provokativ stellte sie sich vor die beiden. Genervt drehte Black Soul, der bereits auf dem Weg zur Aussichtsplattform war, sich um.

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt