Kapitel 119

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James ertrug die Warterei kaum mehr. Was ging in Henrys Kopf vor? War er bereit, Joy gehen zu lassen? James' Herz raste und auch wenn er versuchte, nach außen ruhig zu wirken, herrschte in seinem Inneren ein heilloses Chaos. Während er so ruhig wie möglich mit Henry sprach und nach außen eine Maske der Gelassenheit trug, drohte ihn die Angst um Joy beinahe zu erdrücken und es brach ihm das Herz, mit ansehen zu müssen, was sie schon wieder durchmachen musste. Er wollte sie so unbedingt vor weiterem Leid bewahren und endlich in Sicherheit bringen! Dafür war ihm kein Opfer zu groß.

Selbstverständlich hatte er Angst vor dem, was ihm selbst bevorstehen würde, wenn Henry auf seinen Deal eingehen würde. Doch er versuchte, nicht allzu sehr darüber nachzudenken. Stattdessen versuchte er weiterhin, sich keine Emotionen und keine Ängste anmerken zu lassen und so zu tun, als hätte er die Situation voll im Griff. Auch wenn das genaue Gegenteil der Fall war. Doch er musste die Ruhe bewahren, um Henry überzeugen zu können. Einen Bluff würde Henry sofort durchschauen.

„Henry", wandte James sich noch einmal an seinen ehemaligen Kapitän und wartete ungeduldig auf eine Antwort.

Nach einer gefühlten Ewigkeit drehte Henry sich wieder zu ihm um. Er warf noch einmal einen Blick auf Joy, dann sah er James mit einem durchdringenden Blick tief in die Augen. James' Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen und er erkannte auch die Angst in Joys Augen, als er sich einen Augenblick erlaubte, zu ihr zu sehen. Sie wusste ganz genau, dass Henrys nächsten Worte über ihr Leben entscheiden würden. James hoffte und betete zu allen Göttern, dass er ihr Leben verschonen würde! Dass er seines nehmen und ihres retten würde.

„Also gut", begann Henry mit langgezogenen Worten. James konnte kaum glauben, was er hörte. Bedeutete das wirklich das, was er glaubte? Er versuchte nicht zu sehr darauf zu hoffen, bevor er die Worte wirklich aus Henrys Mund gehört hatte. „Ich lasse Joy gehen", sprach er tatsächlich weiter und James konnte die Gefühle kaum in Worte fassen, die diese Aussage in ihm auslösten. Erleichterung überschwemmte ihn mit solcher Wucht, dass er beinahe den Halt verlor. Er schwankte einen Moment und warf noch einen Blick zu seiner geliebten Joy. Erleichterung und Entsetzen standen in ihren Augen. Sie schien nicht zu wissen, was sie fühlen sollte. Denn sie wusste selbstverständlich, was das für James bedeutete. Sie wusste, dass sie ihren Dad verlieren würde. Und so sehr diese Tatsache James' Herz zerquetschte, so glücklich war er trotz allem darüber, zu wissen, dass sie überleben würde. Dass er es fast geschafft hatte, sie zu retten. Nur noch wenige Sekunden trennten sie von ihrer Freiheit. So hoffte er zumindest. Doch Henry belehrte ihn schnell eines Besseren.

„Aber ich habe eine Bedingung", begann er und das teuflische Grinsen in seinem Gesicht verhieß nichts Gutes. Ganz und gar nichts Gutes. „Ich will ein Duell. Und zwar mit dir, James."

~

Joy verstand die Worte nur verschwommen, doch als sie endlich bei ihr ankamen, trafen sie sie mit voller Wucht. Ihrem Dad blieb das Gesicht stehen. Joy starrte entsetzt zu ihm, als sie begriffen hatte, was das bedeutete. Sie wollte protestieren, wollte diese himmelschreiende Ungerechtigkeit verhindern, wollte sich für ihren Vater einsetzen – doch Black Soul hatte gerade zugesagt, dass er sie würde gehen lassen. War es so schlau, da zu widersprechen? Aber das war nicht fair! Alles in ihr schrie gegen diese Ungerechtigkeit an, gegen den Deal, den Black Soul vorschlug. Ihr Dad hatte doch überhaupt keine Chance! Er war schwerverletzt! Niemals könnte er ein Duell gewinnen!

„Danach lasse ich Joy gehen", sprach Black Soul seelenruhig und widerlich siegessicher weiter.

Joy beobachtete, wie ihr Dad erstarrte. Auch er wusste selbstverständlich, dass das sein Todesurteil war. Allerdings hatte er auch nie damit gerechnet, diese Lichtung lebend zu verlassen. Joy weinte verzweifelt. Ihr Dad durfte sich nicht darauf einlassen! Das durfte er einfach nicht tun! Sie konnte nicht dabei zusehen, wie Black Soul ihren Dad tötete. Ihr Dad durfte überhaupt nicht sterben. Das durfte einfach nicht passieren!

Im Strudel der Zeit - Tödliche GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt