54. Flucht

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Sicht Tabea
[G:Gena, V:Viola, M:Miriam, S:Steffi]
Es ging immer weiter bergab. Das machte mir immer mehr zu schaffen, was ich auch spürte.
G:,,Alles gut Tabea?"
Mich sahen plötzlich alle besorgt an.
T:,,Ja alles gut."
M:,,Sicher? Du siehst so fertig aus."
T:,,Ja doch. Es geht hier jetzt um Lara und nicht um mich."
V:,,Setzt dich doch mal Tabea. Ich will dich nicht gleich als nächste Patienten haben."
Steffi schob den Hocker hinter mich und ich setzte mich hin.
S:,,Ich hol dir mal was zum trinken."
Steffi ging raus und Miriam kniete sich vor mich nieder. Sie griff nach meiner Hand und messte meinen Puls.
M:,,Leicht erhöht, aber noch lange nicht besorgniserregend."
Viola sah Miriam erleichtert an und kümmerte sich wieder um Lara.
V:,,Sie könnte jetzt natürlich auch wegen den Beruhigungsmitteln so sein. Wir nehmen sie zur Sicherheit auf."
Ich nickte und Gena brachte sie mit uns hoch auf die Pädiatrie. Sylvia brachte uns auf ihr Zimmer und Magda, die Dienst hatte, sah nochmal nach ihr. Die Beiden gingen wieder und ich blieb mit Miriam bei Lara.
M:,,Ich ruf mal Kathi an und geb ihnen Bescheid das sie hier bleiben muss.
T:,,Mach das, ich bleib bei ihr."
Miriam ging raus und ich blieb bei Lara. Ich merkte wie sie ihre Augen öffnete.
T:,,Hey Lara. Du bist ja wach."
Sie sah sich um und wusste überhaupt nicht wo sie war.
T:,,Du bist im Krankenhaus. Weißt du denn nich was passiert ist?"
Bei der Frage fing sie wieder an leicht zu zittern.
T:,,Es ist alles gut Lara. Du bist hier in Sicherheit."
Irgend etwas sagte mir das der Vorfall etwas mit Tobias zu tun hatte. Ich wusste wenn ich das jetzt anspreche, wird sie wieder eine Panikattacke bekommen. Ich setze mich zu ihr aufs Bett und nahm sie in den Arm. Sie klammerte sich an mich ran, was mich etwas erleichtert. Das zeigte mir das sie mir noch vertraute.
T:,,Es wird alles wieder gut."
Sie beruhigte sich etwas und löste sich von mir. Miriam kam wieder zurück und war erfreut Lara zu sehen.
M:,,Hey. Du bist ja wach."
Sie setzte sich neben Laras Bett und strich ihr über die Hand.
M:,,Wie gehts dir?"
Sie nickte nur mit dem Kopf und gähnte.
T:,,Schlaf noch etwas. Du bist ziemlich schwach und musst dich ausruhen."
M:,,Sollen wir bei dir bleiben bis du eingeschlafen bist?"
Sie nickte und griff nach Miriams Hand. Sie schlief schnell ein und wir machten uns auf den Weg nach Hause.
M:,,Ich hab Kathi und Charlotte gefragt ob sie etwas gemerkt haben. Sie meinten aber das sie auch nie davon etwas gemerkt haben."
T:,,Naja, wer denkt denn auch auf die Knöchel am Fuß. Die sind eher untypisch."
M:,,Sie hat es wahrscheinlich mit Absicht dort gemacht, damit wir nichts merken."
T:,,Ziemlich sicher sogar."
Zuhause angekommen redeten wir noch mit Charlotte und Kathi darüber was wir machen sollten. Wir einigten uns darauf das wir Paula noch nicht bescheid geben, sondern erst wenn sie auf der Normalstation ist.

Am nächsten Tag
Sicht Miriam
[L:Lara, Ma: Magda]
Ich fuhr früh los, um nach Lara sehen zu können, bevor ich Dienst hatte.
Im Krankenhaus ging ich gleich zu Lara aufs Zimmer. Sie lag in ihrem Bett und starrte nur wieder in die Luft.
M:,,Hallo Lara. Wie gehts dir?"
Sie sah mich an und zuckte nur mit den Schultern. Die Tür öffnete sich und Magda kam rein.
Ma:,,Gut das du hier bist. Ich wollte noch mit dir reden. Kannst du mal eben mit raus kommen?"
M:,,Klar."
Ich lächelte Lara nur kurz an und folgte Magda raus.
M:,,Was gibts denn?"
Ma:,,Wir werden Lara heute verlegen."
M:,,Was wohin?"
Ma:,,Ich hab gestern nochmal in Ruhe mit Viola gesprochen. Sie erzählte mir das du heute mit ihr zu einem Psychologen wolltest. Wir werden sie auf die Psychiatrie verlegen."
M:,,Ähm..."
Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte, doch ich wusste das es das beste für sie war.
Ma:,,Dort kann ihr geholfen werden. Sie isst nichts mehr, ritzt sich und redet nicht. Auch nicht mit uns. Wenn sie heute nichts isst, dann müssen wir sie künstlich ernähren."
M:,,Das ist glaube ich auch das richtige. Das wird ihr nur nicht gefallen."
Ma:,,Aber es wird ihr dann besser gehen."
M:,,Wenn sie sich auf die Behandlung einlässt."
Ma:,,Am besten wir gehen erstmal zu ihr."
Ich willigte ein und gingen zu Lara.
Ma:,,Hallo Lara. Wie gehts dir denn so?"
Sie zuckte wie immer nur mit den Schultern.
Ma:,,Also ich wollte noch mal mit dir über gestern reden. Weißt du denn noch was passiert ist?"
Wieder zuckte sie nur und gab uns keine Antwort.
Ma:,,Du hattest eine Panikattacke und hyperventilierste. Daraufhin bist zu kollabiert. Wir haben dir etwas Beruhigungsmittel gegeben, deswegen hast du dann auch geschlafen."
Sie nickte nur, was mich freute. Ich weiß das klingt jetzt vielleicht komisch, aber immerhin zeigt sie uns damit das sie uns zuhört.
M:,,Lara...Wir wollten noch mit dir über etwas reden."
Sie sah mich nun an und schien nervös zu sein.
M:,,Gestern wurdest du in der Notaufnahme genau durch gecheckt."
Sie sah mich nun erschrocken an und schien wohl zu wissen, was wir entdeckt haben.

Sicht Lara
[M:Miriam, Ma:Magda]
Ich wusste von gestern gar nichts mehr. Doch als Miriam mit mir über etwas reden wollte und erwähnte, dass sie mich gestern komplett durchgecheckt haben, hatte ich schon eine Ahnung worum es ging. Ich hoffte jedoch, das sie trotzdem mit mir über etwas anderes redete.
M:,,Wir haben die Narben am Knöchel gesehen. Willst du uns vielleicht sagen woher die sind, die hattest du als wir uns kennengelernt haben noch nicht. Ich meine ich kann es mir ja schon denken woher die sind, aber ich würde es gerne von dir wissen."
Sie sah mich besorgt an, setzte sich auf die Bettkante und strich mir über die Hand. Ich sah sie an und mir stiegen leicht die Tränen hoch. Miriam wartet noch etwas bevor sie ich etwas sagte, setzte aber wieder an.
M:,,Lara, ich muss dich das fragen. Ritzt du dich?"
Es war also doch, dass was ich vermute worüber sie mit mir reden wollte. Ich wollte nie das sie das raus finden. Ich wollte ja auch aufhören, es tat nur so gut. Der Druck wird bei jeden Schnitt leichter, ich spüre wie ich noch Leben und dieses Taubheitsgefühl verschwindet für einen kurzen Moment. Ich habe mich schon früher mal geritzt, doch hörte damit wieder auf. Als Paula aber nicht vom Koma aufwachte, wurde das Schuldheitsgefühl und der Druck zu groß. Ich konnte einfach nicht mehr anders. Ich dachte, wenn ich mich am Knöchel ritze, dann würde es keiner merken. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und sie strömten mir die Wangen runter.
M:,,Ruhig Lara. Ist ok ich bin auch nicht sauer und auch nicht die anderen. Wir machen uns nur Sorgen um dich und verstehen es einfach nicht ganz. Dir ging es doch eigentlich bei uns gut. Haben wir was falsch gemacht?"
Ich sah sie an. Tränen flossen mir weiterhin runter, doch wie immer antwortete ich nicht.
M:,,Ich weiß, das dir das nun nicht gefallen wird, aber du wirst verlegt."
Was kommt den jetzt? Ich meine wohin werde ich verlegt?
M:,,Wir bringen dich jetzt auf die Psychiatrie."
Das..Das konnte doch nicht wahr sein?! Ich meine mir geht es doch gut. Wut stieg hoch und ich versuchte mich zu beherrschen.
L:,,Nein! Mir geht es gut! Ich muss nicht in die Klapse!"
Es platze aus mir raus und Miriam sah mich erschrocken an.
M:,,Es ist doch nur zu deinem Besten."
L:,,Zu meinen Besten? Wohl eher zu eurem Besten! Ihr wollt mich doch nur los werden! Seitdem ich bei euch bin, passiert doch nur ständig irgend ein Unglück! Sagt es mir doch einfach wenn ihr mich nicht haben wollt! Steckt mich einfach ins Heim! Paula hat mich doch noch nicht adoptiert also ist es doch eh noch nicht zu spät!"
Ich schrie Miriam mittlerweile richtig an und man merkte, dass sie komplett überfordert war. Sie wollte etwas sagen, doch ich unterbrach sie.
L:,,Mir reichts! Ich hab es satt!Ich hätte bei den Unfall mit Mama sterben sollen! Nicht sie!"
Ich riss mir den Zugang raus und sprang auf. Miriam hielt mich fest, doch ich konnte mich los rennen und lief aus dem Zimmer.

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