88. Narben

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Sicht Lara
Nachdem treffen mit meinem Vater machten wir uns auf den Weg. Wir trafen uns mit Elena bei einem Restaurant, da es 12 Uhr war und wir großen Hunger hatten. Während wir gemeinsam aßen, erzählte wir Elena davon, dass wir ins Schwimmbad fahren wollten. Sie war von der Idee begeistert und wir beschlossen später ihre Sachen zu holen. Als wir fertig mit Essen war bezahlten wir und gingen los. Wir wollten noch shoppen und unter anderem brauchte ich einen neuen Bikini. Wir kauften einiges an ein und schlenderten durch viele Geschäfte. Ich hatte sogar einen perfekten Bikini gefunden. Es fühlte sich fast an als ob wir einen Marathon zurück legten. Um 14:30 Uhr fuhren wir zu Elena. Sie ging ins Haus um ihre Sachen zu packen. Währenddessen wartete ich mit Paula im Auto.
P:,,Und was sagst du zu deinem Vater?"
L:,,Er ist nett. Netter als ich gedacht habe. Es ist komisch, sowas bin ich nicht gewohnt."
Momentmal habe ich den letzten Satz gerade wirklich laut gesagt? Ich war ja eigentlich offen zu Paula, aber über sowas redete ich nie mit ihr. Wollte ich auch nie. Sie sah mich etwas verdutzt an.
P:,,Du meinst von Männern oder?"
Ich nickte. Irgendwie verstand ich die Frage aber nicht. Was glaubte sie denn? Etwa das ich sie nicht nett finde?
L:,,Was dachtest du denn?"
Sie schwieg kurz, setzte aber dann an.
P:,,Ach egal."
Ich merkte das sie nicht darüber reden wollte, als fragte ich auch nicht nach. Paula wollte gerade etwas sagen, als Elena wieder kam.
E:,,Alles gut? Ihr schaut beide so nachdenklich."
P:,,Nein alles gut."
Somit war das Gespräch beendet und wir fuhren los. Nachdem Paula und ich noch eben Schwimmsachen von zuhause holten, fuhren wir mit den anderen los. Charlotte fuhr noch mit uns mit, während Kathi und Tabea bei Miriam mitfuhren.
C:,,Wie war das treffen mit deinem Vater?"
L:,,Ganz ok."
C:,,Das klingt ja nicht sehr überzeugt."
Ich weiß das es nicht gerade gut klang, aber es war doch ganz schön heftig die Geschichte mit Mama zuhören.
L:,,Nein ehrlich. Es war schön, ich hätte mir nur..."
Ich stockte kurz. Ich dachte kurz nach und ich wollte den Tag damit nicht zerstören.
L:,,Können wir nicht vielleicht ein anderes mal darüber reden?"
Charlotte sah mich an und schien zu verstehen das ich gerade nicht darüber reden wollte. Die restliche Fahrt unterhielten Paula und Charlotte sich über die Arbeit, während Elena mir einiges über die Schule erzählte. Wir kamen beim Freibad zu erst an. Kurze Zeit später auch schon die anderen. Wir bezahlten den Eintritt und machten uns auf den Weg zu den Kabinen. Ich war schon lange nicht mehr schwimmen. Früher schwamm ich immer gerne und war gut darin. Hin und wieder machte ich auch bei Wettbewerben teil. Oft gewann ich auch. Es war das erste mal, wo mich nun Menschen wieder im Bikini sehen würde. Meine Narben sehen würden. Klar hatte ich auch ein paar auf den Unterarmen, die waren allerdings sehr blass und klein. Ich schnitt am Arm nie besonders tief. Mir ging es nie darum das Blut an meinen Armen runter rinnen zu sehen, sondern darum mich zu spüren. Darum den Schmerz zu fühlen. Daher tat ich es oft am Fußknöchel oder entlang der Hüfte. Diese Narben konnte man besonders gut sehen. Auch am Bauch waren einige zu sehen. Paula kannte sie schon, hatte aber noch nie alle gesehen. Auch nicht alle aus der WG kannten sie. Die einzige die alle kannte war Elena. Ich stand für einen Moment einfach so in meiner Kabine und betrachtete mich in einem kleinen Spiegel. Ich sah mich an und überlegte. Ich verschwand in meiner eigenen Welt und sah nur mehr mich in diesem Spiegel.  Erst durch ein klopfen und Charlottes Stimme, schaffte ich es wieder in die Realität.
C:,,Lara? Alles gut?"
Ich drehte mich um und sah an die Tür. Erneut klopfte Charlotte.
C:,,Lara?"
L:,,Ähm...Ja Sekunde bin's gleich."
Ich sah nochmal kurz in den Spiegel und riss mich zusammen. Nachdem ich mich ungezogen hatte betrachtet ich meine Hüfte. Narben. Überall. Kleine und große. Ältere und Neuere. Die ältesten Narben die ich am Körper hatte, waren die an meinen Händen. Ich sah sie an. Ich sah wieder wie ich am Boden saß und Miriam vor mir stand. Ihren besorgten Blick. Wie sie versuchte auf mich einzureden. Wie alles verschwamm und ich nur noch Miriam auf mich zu stürmen sah. Wie sie auf die Wunden drückte. Wie ich nur noch leise hörte das alles wieder gut werden würde, bevor alles endgültig schwarz wurde. Ich weiß noch das ich mich versuchte dagegen zu währen. Versuchte mich aus Miriams Hände los reißen wollte. Ich war dafür aber schon zu schwach. Ich hatte die Hoffnung das ich endlich sterben würde. Endlich alles vorbei wäre. Durch ein klopfen an der Tür schaffte ich es aus meinen Kopfkino heraus zu kommen. Diesmal war es Tabeas Stimme.
T:,,Lara? Wenn du mich nicht antwortest holen wir den Hausmeister. Ist alles ok?"
Ich nahm meine Tasche und sperrte auf. Die Tür öffnete sich und besorgte Blicke waren überall.
T:,,Alles gut Maus? Sag doch mal bitte etwas?"
Ich blieb still. Sah die anderen an. Wie immer mehr die Blicke von den anderen auf meine Narben fielen. Auch Paula kam nun mittlerweile zu mir. Und nahm meine Hände.
P:,,Süße? Schau mich an."
Sie nahm mein Kinn mit ihren Finger und zog meinen Kopf in ihre Richtung.
P:,,Alles gut?"
L:,,Ja alles gut."
Ich sprach leise und nur Paula schien es gehört zu haben. Dennoch musterte sie mich kurz.
P:,,Sicher?"
Ich nickte und Paula sah zu den anderen. Sie ließ eine Hand los.
P:,,Dann wollen wir uns einen schönen Platz suchen."
Nachdem wir uns unter einem Baum breit machten cremte ich mich noch mit Sonnencreme ein. Ich merkte wie Paula ihren Blick von mir nicht löste. Plötzlich stand sie auf.
P:,.Ich komm gleich wieder."
Sie ging und kam nach einer kurzen Zeit wieder. Erst jetzt viel mir ihr Bauch auf. Er war zwar noch klein, aber er war da. Sie trug in letzter Zeit weite Klamotten, dadurch sah man in nicht so. Aber jetzt im Bikini, war er nicht mehr zum übersehen. Der Gedanke an Paula und einem Baby war kurz süß. Dann fiel mir jedoch wieder ein unter welchen Umständen es dazu kam und wär der Vater war. Mich schüttelte es kurz durch. Ich hoffte das es unbemerkt blieb. Was leider nicht so war. Paula kam nun auf mich zu mit einer Wasserflasche.
P:,,Hier Maus. Trink mal was. Die bist gerade ziemlich blass. Ist dir kalt?"
Sie griff mit ihrer Hand auf meine Stirn.
P:,,Warm bist du aber nicht."

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