Kapitel 5

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„Ich werde Pause machen! Vergiss es.. du kannst mich mal.. aaaah so ein verdammtes Arschloch" murmele ich vor mich hin als ich die Wäscherei um Punkt 12 Uhr betrete. Noch nie habe ich mich so beeilt wie heute. Den Leuten hier ist es wahrscheinlich egal ob ich eine Minute früher da wäre oder später, selbst eine Stunde später wäre es ihnen egal, aber meinem Ach so tollen Boss ist es nicht egal.

„Hallo, ich hole Mr Black's Anzug ab" sage ich der Frau die mit dem wohl breitesten Lächeln auf dieser Welt hinter dem Tresen steht.
„Herzlich willkommen, ich lasse die Anzüge zu uns kommen" ihre Stimme ist greller als Stacys kreischen, wie zum Teufel ist sowas möglich? Moment mal sagte sie die Anzüge? Ein Kleidungssack nach dem anderen wird an einem Automatischen Band nach vorne gezogen, wenn ich richtig gezählt habe erwarten mich sieben Anzüge.
„So.." sagt sie tippt etwas in ihrer Kasse vor sich herum, während ich mich frage wie ich all diese Anzüge transportieren soll „das wären dann 1800 Dollar bitte" 1800 Dollar.. 1800!! Welcher Mensch gibt so viel Geld für eine Reinigung aus?? Elias natürlich. Die Frau die wohl J. Kane heißt so verratet es mir zumindest ihr Namensschild an ihrer Bluse, strahlt immer noch über beide Ohren. Wie macht sie das nur?
„Schicken sie bitte eine Rechnung"
„Oh, es tut mir sehr leid, ich darf keine Rechnung mehr schreiben" selbst jetzt verliert sie ihr Lächeln nicht, meines ist mir aber schon ziemlich lange vergangen.
„Dann lassen Sie jemand anderen die Rechnung schreiben" Ich kann unmöglich diesen Betrag bezahlen. Soviel besitze ich gar nicht auf meinem Konto.
„Oh, Entschuldigung ich habe mich falsch ausgedrückt, wir dürfen keine mehr schreiben, seit dem wir viele Probleme mit ein paar Kunden hatten ist das leider nicht mehr möglich" die will mich wohl verarschen..
„Passen sie mal auf, ich habe nicht mal so viel Geld bei mir, also.. wie machen wir das jetzt?" frage ich unsicher und zugleich nervös.
„Kommen sie gerne wieder wenn sie das Geld dabei haben" daran darf ich nicht mal denken.
„Würden Sie mich für einen Moment entschuldigen" ohne auf eine Antwort zu warten drehe ich um und verlasse den Laden. Wie gerne würde ich all meine Wut aus mir raus Schreien.
Ich ziehe mein Handy raus und wähle die Nummer von Elias Handy. Es dauert nicht lange und an der anderen Leitung geht auch schon einer dran.

„Mr Black?" frage ich nervös.
„Ich hoffe das geht schnell, ich habe Mittagspause schon vergessen? Also was ist?" schön das er seine Mittagspause genießen darf, ich habe zufälligerweise zur selben Zeit Pause. Dieser.... aaaaaah.
„Zuerst einmal wäre es sehr nett gewesen wenn sie erwähnt hätte das es sich um mehr als nur um einen Anzug handelt, und das zweite wäre ich benötige Geld um diese Anzüge mit nehmen zu dürfen" ich spreche so schnell das sich meine Wörter schon fast überschlagen.
„Dann soll sie eine Rechnung schreiben wo ist das Problem?"
„Das Problem ist das sie es nicht mehr dürfen" sonst würde ich wohl nicht anrufen.
„Haben Sie Geld dabei?" ich schüttele verlegen mit dem Kopf, bis mir einfällt er sieht es nicht. Zum Glück sieht er es nicht.
„Nein, ich habe meine Kreditkarte dabei aber mein Konto ist nicht ausreichend gedeckt" gebe ich beschämt zu, dieser Mann hat mehr Geld als ich es jemals Zählen könnte, und ich habe meine 500 Dollar mehr.
„Ich habe Ihnen gerade Geld rüber geschickt, das sollte reichen wenn nicht schick mir eine Nachricht" immer hin kümmert er sich direkt darum.
„Okay Danke.." und da hat er auch schon aufgelegt. Wie nett.

Als ich wieder rein komme, strahlt die Frau immer noch wie die Sonne, echt unglaublich.
„Ich zahle mit der Kreditkarte" sage ich und reiche dieser der Frau, ich hoffe das es auch genügend gedeckt wurde, wenn ich wird das ganze sehr peinlich. Es reicht schon das ich mit sieben Gott verdammten Anzügen die Straßen von San Francisco hoch laufen muss.
„Perfekt vielen Dank, ich hoffe Mr Black wird zufrieden sein, dann wünsche ich ihnen einen wunderschönen Tag" sagt sie und die Anzüge kommen weiter zu mir. Jeden einzelnen lege ich mir über die Schulter und verlasse voll gepackt die Wäscherei. Das ist so unangenehm.. hätte ich das gewusst wäre ich niemals nach hier gegangen. Vor allem fühlt es sich so an als würde 100 Kilo mit mir schleppen.

Als ich endlich am Büro ankomme, lege ich alles völlig außer Atem auf meinen Schreibtisch. Ich bin fix und fertig von dieser Aktion, der Schweiß läuft mir die Stirn herunter, in San Francisco zu leben ist so oder so schon ziemlich anstrengt, durch die ganzen Hügel.
„Wo waren Sie so lange?" Elias kommt aus seinem Büro gestürmt, in seinen Augen lodert es nur so von Feuer.
„Wo.. ich.. so lange.. war.. wollen sie.. wissen?" frage ich mit schweren Atem, ich brauche dringend etwas zu trinken.

„Gott, was ist passiert? Wurden Sie von einem Bären gejagt?" ob ich.. JA!
„Ja.. das wurde ich in der Tat.. und der Bär steht zufälligerweise vor mir, was fällt ihnen eigentlich ein? Sie wusste genau das es mehrere Anzüge sind und sie lassen mich diese gefühlten 100kilo schleppen?" stoße ich ohne nach zu denken raus „sie haben ja keine Ahnung wie es ist diese Hügel auf und ab zu laufen!" vielleicht.. aber nur vielleicht sollte ich etwas leiser sprechen, aber meine Wut außer sich.

„Moment mal.. sie sind zu Fuß unterwegs gewesen?" Sein Blick ist fraglich.
„Was denken Sie den? Ich kann kein Geld scheißen und mir ein Auto leisten"
„Wieso haben Sie kein Taxi gerufen? Das wären vielleicht nur 50 Dollar gewesen die sie von der Firma zurück bekommen hätten" nur.. nur 50 Dollar, der Kerl hat gut reden. Aber ja wieso habe ich mir kein Taxi gerufen? „Ihre Mittagspause ist übrigens seit 20 Minuten rum.. die werden sie nachholen müssen"
„Ich hole sehr gerne meine Pause nach"
„Ich habe nicht von ihrer Pause gesprochen, Sie werden heute 15 Minuten länger bleiben" was will dieser Mann mir antun? Bitte was habe ich ihm angetan das er so mit mir umgehen kann?

„Wissen sie was?" rufe ich laut und nehme einen Wäschesack fest in meine Hände um ihn damit bewerfen zu können „Sie können mich mal!" brülle ich greife augenblicklich nach dem nächsten Sack „Sie arrogantes Arschloch!" und werde ihn dabei wieder ab „machen sie ihren scheiß alleine!" ich mache auf der Stelle Kehrt und möchte gerade zum Fahrstuhl laufen da drehe ich aber noch mal um, greife nach den anderen Wäschesäcken und werfe sie achtlos vor seine Füße „Aaaaaaah" kommt es aggressiv aus mir heraus, aber es tat gut. Es tat so gut das ich nun mit einer etwas kleineren Last das Büro verlassen kann.

Er hat doch tatsächlich von mir verlangt 15 Minuten länger zu machen.. weil ich seine verfluchten Anzüge abgeholt habe. Weil ich alles getan habe was er von mir verlangt hat. Ich habe meine Mittagspause für diesen Mann geopfert, nicht das es mir so wichtig gewesen wäre, aber es kam nicht mal ein Danke.. er hätte mir nicht mal kurz Ruhe gegönnt, dass ich etwas trinken hätte können. Seine Egoistische Art geht mir gerade mal nach zwei Tagen schon so auf die Nerven das ist unglaublich. Da hat die Frau aus der Wäscherei wohl die bessere Wahl getroffen, den ganzen Tag lächeln wie eine Irre, was einfacheres gibt es wohl nicht.

Nachdem ich eine ausgiebige Dusche genommen habe, und ich mich mit meinem Mittagessen das aus Asiatischen Nudeln in einer Pappschachtel besteht auf die Couch lege, kann ich erst wieder so richtig durch Atem. Am liebsten würde ich morgen gar nicht erst erscheinen, aber ich werde da sein.. schon allein wegen meinem Stolz. Es kann wohl kaum schlimmer werden als heute. Dieser Job ist so wichtig für mich, ich kann ihn nicht einfach so aufgeben. Das ich eben so ausgerastet bin werde ich bestimmt noch zu spüren bekommen, doch damit habe ich meine Grenze gesetzt. Es war Zeit dafür das ich nicht alles mit mir machen lasse. Sein Vater war so viel entspannter, er hätte mich nie gezwungen in meiner Mittagspause private Dinge für ihn zu erledigen.

Mein neuer Boss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt