38 - Entscheidung

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"Schöner Treffpunkt." Lorsan legte den Mantel über eine Stuhl und ignorierte die leicht bekleideten Damen, die sich um die Anwesenden scharrten. Das Bordell war gut besucht. "Ich hoffe doch, dass das nicht unsere Befreiten sind."

"Nein. Aber wir mussten ja leider unsere alte Zentrale verlegen. Und die Damen sind Freundinnen. Sie brauchten eine neue Arbeit."
"Neu?" Misstrauisch sah er Faria an. "Unter neu verstehe ich etwas anderes."
Die Frau zuckte mit den Schultern und bestellte mit einer Handbewegung zwei Getränke. "Ihr Zuhälter ist plötzlich verstorben, da musste jemand die Geschäfte übernehmen."
"Plötzlich... zufällig an plötzlicher Erfrierung?"
"Nein, spontaner Selbstentzündung." Grinsend nippte sie an ihrem Glas. Alkoholgeruch stieg auch aus dem auf, das eine junge Blondine vor Lorsan stellte. Nicht ohne ihn noch anzulächeln.
"Ist diese Dame nicht noch etwas jung? Du lässt sie doch hoffentlich nur bedienen. Also Getränke." 

"Ach, ich bin doch kein Monster." Faria winkte ab. "Natürlich darf sie nicht an die Männer und wir passen auch gut aufeinander auf. Wer sich nicht an die Regeln hält, sitzt ganz schnell vor der Tür." Verteilt im Raum standen einige Männer, die den Damen keine Beachtung schenkten, dafür den Gästen. 
"Und... du bezahlst sie ordentlich?"
"Reden wir hier über die Zukunft oder meine Geschäfte?" Genervt strich sie sich die Haare zurück. "Ja, sie werden alle anständig bezahlt und für Schutz ist auch gesorgt. Die Mädchen behalten mehr als die Hälfte des Umsatzes, mit dem restlichen bezahle ich die Aufpasser und die Lieferanten. Und die Aufpasser bekommen sogar noch Rabatt. Zufrieden? Jeder ist hier glücklich und sie bekommen sogar freie Tage."
"Ich werde nichts mehr sagen." Lorsan drehte das Glas in den Händen. "Also zur Zukunft. Warum hast du mich so dringend einbestellt?"

Faria lächelte zufrieden und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. "Wir beide wissen, dass weder der König noch sein Sohn das Zeug haben, um Mida zu schützen. Ohne dich, wäre über die Hälfe der Bevölkerung bereits in warnscher Sklaverei. Und nicht nur die Bevölkerung Midas. Auch unsere Büros in Ming und Jona vermelden einen Rückgang von Entführungen. Die Menschenfänger sind eingeschüchtert, weil immer wieder ihre Verstecke aufgelöst werden. Und darum..." Sie deutet auf ihn. "Wollen wir dafür sorgen, dass du König wirst."

"Das werdet ihr nicht." Seine Antwort kam schnell und entschlossen und Farias Grinsen wich. "Ich will kein König werden, das ist viel zu viel Verantwortung. Vielleicht werden die Zeiten wieder besser und irgendwann kommt ein besserer König an die Macht, aber das werde nicht ich sein." Demonstrativ verschränkte er die Arme vor der Brust. "Außerdem werde ich kein König, selbst wenn Respen und der König gleichzeitig unerwartet sterben. Ich werde auch kein Nachfolger, wenn herauskommt, dass Respen die Menschenhändler tatsächlich insgeheim unterstützt. Ein Verrat gegen das Land ruft andere auf den Plan, aber sicher nicht mich."

"Du... wie kann man das so überzeugt sagen?" Faria hatte ihm stumm zugehört, schüttelte den Kopf und meinte: "Aber du bist der zweite Prinz. Es wäre dein Recht."
"Aber niemand wäre ungeeigneter als ich. Ausgerechnet der soll dem König folgen, von dem bis vor wenigen Monaten niemand etwas wusste? Ich habe mich aus gutem Grund bedeckt gehalten, aus dem Schatten agiert. Ich will nicht ins Licht treten, weil ich dort ein Ziel wäre." Lorsan seufzte. "Seitdem Respen mich auf dem Ball vorgestellt hat, wurde ich schon viermal von einem Attentäter angegriffen. Außerdem... Ich habe nicht vor viel länger in Mida zu bleiben."

"Du willst gehen?" Jetzt sah sie erst recht entsetzt aus. "Aber wir brauchen dich doch. Ohne dich verliert die Organisation ihren wichtigsten Anführer."
"Keinen Anführer, nur einen Informanten und Analytiker." Er lächelte. "Du bist schon viel länger hier und Maia hat mir oft bei der Suche nach Verstecken und Verbündeten geholfen. Außerdem bin auch schon oft ausgefallen, ohne dass Aktionen gefährdet wurden. Ihr werdet weiterarbeiten und Warn das Fürchten lehren, da bin ich mir sicher."

"Hm." Die Frau senkte den Blick und schwenkte des Getränk im Glas. "Du willst ganz allein gehen? Wohin? Vielleicht können dich die Büros dort unterstützen. Und du sie."
"Ich habe eine Hinweis erhalten, dem ich nachgehen muss. Das ist etwas privates und mir kann wohl keiner helfen. Aber wenn du meine Route wissen möchtest: ich werde nach Ming reisen und dort etwas untersuchen und von dort weiter nach Jona. Ich werde wohl nicht zurückkommen, aber ich lasse über die Organisation Nachrichten schicken."
"Dann ist das wohl ein Abschied, hier und heute. Ich wünsche dir alles Gute."
"Kein Abschied.", korrigierte der Heiler. "Ich werde erst in einigen Wochen aufbrechen. Davor muss ich noch Dinge in Ordnung bringen und mir eine Deckung zurecht legen." Er holte eine Schlüssel hervor und schob ihn über den Tisch. "Für den Eingang in den Palast, falls ihr einen Versammlungsraum braucht. Den einzigen anderen hat Maia, zusammen mit dem für die Verbindungstür. Ich möchte ihr anbieten unter dem Schutz der Organisation zu wohnen und zu arbeiten."

"Und die kleine Spionin? Wie hieß sie noch?" Faria nahm den Schlüssel an sich. 
"Ich bringe sie in der Stadt unter. Sie soll mit nichts hiervon zu tun haben. Und wage es nicht, irgendetwas in Richtung König Lorsan zu unternehmen. Ich traue dir zu, das ohne Einverständnis zu machen. Aber falls du einen Ersatz suchst, dann lass in Ming nach Rosa suchen. Sie nimmt sicher mit Freuden, ihren rechtmäßigen Platz als Königin ein."
"Ro... Du meinst doch nicht Rosalie Mida, die verschwundenen Prinzessin?" Faria sprang auf und stützte sich auf den Tisch. Zum Glück waren alle anderen im Raum abgelenkt.
"Genau die. Und sie ist nicht verschwunden. Der König hat sie kurz nach Respens Geburt verbannt. Nach dem Grund musst du sie fragen."

"Das werde ich." Glücklich lachte die Magierin kurz auf und setzte sich wieder. "Und besuch uns nochmal, bevor du gehst."
"Werde ich. Und jetzt..." Er sah zu einem verhangenen Fenster. "Ich möchte mehr wissen, wie du das Bordell bekommen hast."

Der verlorene PrinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt